- Von Sabine Groth
- 10.04.2025 um 13:01
Die Inflation erschwert nicht nur den Vermögensaufbau, sie lässt auch ein aufgebautes Vermögen im Rentenalter Jahr für Jahr an Wert verlieren. In den vergangenen Jahren wurden wir daran erinnert, dass dieser Vorgang nicht nur schleppend verlaufen kann, sondern auch in großen, spürbaren Wellen. In der Beratung zur Generationenvorsorge sollte dieser Kaufkraftverlust daher berücksichtigt und idealerweise ausgeglichen werden.
Es gibt allerdings nicht die eine Inflation. Sie kann auf verschiedene Art gemessen werden. In Deutschland errechnet das Statistische Bundesamt monatlich die amtliche Inflationsrate auf Basis des Verbraucherpreisindex (VPI). Dieser misst die durchschnittliche Preisentwicklung von rund 700 Waren und Dienstleistungen. Wie stark die einzelnen Posten gewichtet sind, hängt davon ab, wie viel im Schnitt für sie ausgegeben wird.
Die Inflationsrate ist also ein Durchschnittswert. Wie sehr jemand von Preissteigerungen betroffen ist, hängt von seinem tatsächlichen Konsumverhalten ab.
Wer kein (Verbrenner-)Auto besitzt, muss sich nicht um den Anstieg der Kraftstoffpreise sorgen. Wer nicht gerne in Urlaub fährt, leidet weniger unter steigenden Reisekosten. Mit dem persönlichen Inflationsrechner des Statistischen Bundesamts kann sich jeder selbst ein Bild von seiner eigenen Inflationsrate machen.
Rentner mussten höhere Inflation verkraften
Auch wenn die Inflationsrate sehr individuell ist, lassen sich auch Aussagen zu Bevölkerungsgruppen treffen. So unterscheiden sich die Konsumausgaben von Rentnern von denen von Erwerbstätigen (siehe Teil 5 der Serie) und damit ergeben sich auch unterschiedliche Inflationsbelastungen. In einer Studie hat das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) das genauer untersucht. Im Beobachtungszeitraum von 1995 bis August 2021 lässt sich klar erkennen, dass Rentner zwar nicht immer, aber meist aufgrund ihres Konsummusters höhere Preissteigerungen verkraften müssen. Die Inflationsraten der älteren Haushalte ab 70 Jahren liegen während des gesamten Zeitraums fast immer über der durchschnittlichen Inflationsrate und besonders deutlich über der Inflation der jungen Haushalte. Für 18- bis 24-jährige ist das Leben in den rund 26 Jahren um 18,2 Prozent teurer geworden, für ältere Rentnerhaushalte ab 80 Jahren hingegen um 42,6 Prozent.

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Eine andere IW-Studie aus 2024 hat einen kürzeren Zeitraum vom 2020 bis Ende 2023 im Blick, also die Zeit der Corona-Pandemie und der Rückkehr der Inflation. Bis März 2021 lassen sich kaum Inflationsunterschiede zwischen Rentner-Haushalten und sonstigen Haushalten erkennen. Haushalte, die eine gesetzliche Rente beziehen, haben lediglich eine marginal höhere Inflationsrate. Danach hatten mal die einen, mal die anderen mit einer etwas höheren Teuerung zu kämpfen. „Rentner sind ähnlich stark von der hohen Inflation betroffen gewesen wie sonstige Haushalte in der Bevölkerung“, fasst IW-Ökonom und Studienautor Maximilian Stockhausen die Ergebnisse zusammen.
Die Gruppe der Rentnerinnen und Rentner hat also aufgrund ihres Konsumverhaltens andere Inflationsbelastungen als Erwerbstätige. Es gibt aber keine eindeutige Tendenz, häufig sind sie höher, manchmal aber auch niedriger.
Wichtig ist für die Beratung, dass die Inflation auch in der Entnahmephase oder der sogenannten Verbrauchsphase beachtet wird. Wenn die Einkünfte, wie Rente und Mieteinkünfte geringer steigen als die aktuelle Inflation, reduziert sich die Kaufkraft der Rentenbezieher deutlich. Zudem sind die Handlungsoption in der passiven Erwerbsphase deutlich eingeschränkter im Vergleich zu Sparern, die noch viele Jahre bis zum Rentenstart vor sich haben. Eine frühzeitige Planung kann sich also auszahlen.

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