Versicherungsmaklerin Hava Misimi: „Ich glaube, es braucht nicht unbedingt neue Produkte, sondern bessere“. © Dominik Rößler/Penguin Random House GmbH
  • Von Barbara Bocks
  • 23.04.2025 um 16:02
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Versicherungsmaklerin Hava Misimi verrät uns im Interview, wie sie mit Kunden umgeht, die am liebsten „alles auf einmal“ absichern möchten, bei welchen Versicherungen sie Kunden am meisten aufklären muss und warum sie die Berufsunfähigkeitsversicherung um psychologische Coachings erweitern würde.

Pfefferminzia: Wie reagierst du, wenn ein Kunde „erstmal alles mit Versicherungen absichern“ will – also zu viel auf einmal möchte?

Hava Misimi: Ich empfehle, immer strukturiert vorzugehen. Also nicht alles auf einmal, sondern Schritt für Schritt. Wir starten mit den wichtigsten Absicherungen wie der privaten Haftpflichtversicherung und der Berufsunfähigkeitsversicherung. Gemeinsam priorisieren wir dann, welche Themen als nächstes anstehen – je nachdem, wie viel Zeit und Energie gerade vorhanden ist.

Wichtig ist: Lieber mit den wichtigsten Bausteinen starten, als gar nicht loslegen, weil alles auf einmal zu viel wirkt.

Wenn du Kundinnen und Kunden einen einzigen Rat mitgeben dürftest: Welche Versicherung sollte jeder auf dem Schirm haben – und warum?

Misimi: Die private Haftpflichtversicherung ist den meisten zum Glück schon bekannt. Deshalb nenne ich an dieser Stelle die Berufsunfähigkeitsversicherung – denn sie ist oft unter dem Radar, dabei aber enorm wichtig.

Unsere Arbeitskraft ist der wichtigste Kapitalstifter in unserem Leben. Wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann, hat schnell ein finanzielles Problem – besonders wenn Kredite laufen oder jemand eine Familie versorgen muss.

Viele unterschätzen, dass nach sechs Wochen Lohnfortzahlung nur noch Krankengeld kommt – und das auch nur maximal 78 Wochen. Danach bleibt im schlimmsten Fall nur noch die Erwerbsminderungsrente oder Bürgergeld.

Was viele auch nicht wissen: Die häufigsten BU-Ursachen sind psychische Erkrankungen (34 Prozent), Probleme mit dem Bewegungsapparat (19 Prozent) und schwere Krankheiten wie Krebs (17 Prozent). Unfälle machen gerade mal 7 Prozent aus. Kurz: Berufsunfähigkeit trifft häufiger und breiter, als viele denken – und Menschen sollten sich frühzeitig absichern.

Was ist das am weitesten verbreitete Missverständnis über Versicherungen, das dir als Versicherungsmaklerin im Alltag begegnet – und wie gehst du damit um?

Misimi: Das Vorurteil, dass Versicherungen „eh nicht zahlen“ höre ich oft. Viele glauben, das sei Teil des Geschäftsmodells. Dabei ist es so: Die Leistungsquoten vieler Versicherer sind durchaus hoch. Wenn sie nicht zahlen, liegt das häufig an unklaren Bedingungen, Fehlern im Antrag oder Missverständnissen. Dazu kommt: Viele wissen gar nicht, wie Versicherungen wirtschaftlich funktionieren. Es geht um ein Kollektiv, das Risiken gemeinsam trägt – die Versicherung ist quasi der Verwalter dieses Kollektivs. Aufklärung hilft hier am meisten, und genau das ist auch ein zentraler Teil meiner Arbeit.

Bei welchen Versicherungsprodukten Hava Misimi den größten Bedarf an Aufklärung sieht, erfahren Sie auf der zweiten Seite.

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Barbara Bocks

Barbara Bocks ist seit 2011 als Journalistin im Wirtschafts- und Finanzbereich unterwegs. Seit Juli 2024 ist sie als Redakteurin bei der Pfefferminzia Medien GmbH angestellt.

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