Peter Schmidt ist Gründer und Geschäftsführer der Unternehmensberatung Consulting & Coaching Berlin. © Consulting & Coaching Berlin
  • Von Peter Schmidt
  • 21.06.2023 um 07:22
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Unternehmer müssen zu einem gewissen Grad eigensinnig sein. Wenn Besserwisserei zur Beratungsresistenz führt, dann wird es aber früher oder später für das Unternehmen riskant. Das betrifft Veränderungswillen ebenso wie die Frage der Nachfolge, wenn die Zeit gekommen ist. Unternehmensberater Peter Schmidt geht dem Thema in seiner Kolumne nach.

Es ist schon paradox, dass Vermittler von Versicherungen und Finanzdienstleistungen, deren Job die Risikoabsicherung für Kunden ist, sich selbst nicht frei machen können vom Handeln wider besseres Wissen. Natürlich ist es unangenehm, an das Ende der beruflichen Tätigkeit und die Nachfolge für das Lebenswerk zu denken. Aber solange noch genügend Verstand vorherrscht, sollte man die Nachfolge regeln. Da geht es doch nicht um den konkreten Tag X allein. Die Grundlagen für den Notfall und die Nachfolge müssen geregelt werden.

Jeder Unternehmer muss sich tagtäglich mit Risiken auseinandersetzen. Die Pandemie hat uns eine der wirtschaftlichen und existenziellen Belastungen gezeigt. Diese Risiken vom Motorrad- oder Autounfall bis zu einer kurzfristig eintretenden Krankheit sind keine Frage des Alters. Ein sehr sportlicher Makler, der in der frühen Phase der Pandemie an Corona erkrankte, ist seit Monaten ein sogenannter Long-Covid-Fall: Konzentrationsstörungen, Gedächtnislücken und eine bleierne Erschöpfung erschweren nun seinen Geschäftsalltag. Die Spätfolgen von Corona können sehr unterschiedlich sein und sind manchmal nur schwer zu bestimmen, können aber auch für jüngere Makler ein Anlass sein, sich wenigstens einmal im Jahr mit dem Thema Notfall zu befassen. Und wer eine Familie im Hintergrund hat, dann umso mehr.

Informationen gefordert

Für Seniormaklerinnen und Seniormakler des Jahrgangs 1965 oder früher steht das Thema Nachfolge natürlich aus Altersgründen auf der Tagesordnung. Neben dem Fitmachen des Unternehmens und Bestandes für einen Verkauf steht vor allem die notwendigen Informationen im Mittelpunkt, was an Nachfolgemodellen alles möglich ist und was man für sich selbst für richtig empfindet.

Erfreulich, dass so auch Mandaten über ein bis zwei Jahre auf Grundlage einer Bewertung die größten Mängel im Bestand beseitigt haben, was zu einem 30- bis 50-prozentig höheren Kaufpreis geführt hat. In so einem Zeitraum wird man sich auch klar, ob man nach dem Verkauf noch mitarbeiten will oder nicht. Die Planung und Klärung der Nachfolge kann so auch eine befreiende Wirkung haben.

Psychologisch ist das Handeln wider besseres Wissen auch ein Abwehren des Laufs und der Unvorhersehbarkeiten des Lebens. Ein Nachgeben zu den Notwendigkeiten der Notfall- und Nachfolgeplanung ist aber kein Zeichen der Unterwerfung oder der persönlichen Niederlage. Nein, es ist ein Zeichen der Verantwortung gegenüber den Kunden und den Angehörigen.

Zwischen 2023 und 2027 wird die Spitze der Nachfolgen erwartet

Nach Untersuchungen der IHKn wird die Spitze der Nachfolgen für 2023 bis 2027 erwartet. Dann sollen und müssen jedes zehnte kleine und mittlere Unternehmen eine Nachfolgeregelung finden. Hochgerechnet auf Versicherungsmakler sind das zwischen 4.000 und 5.000 Maklerunternehmen.

Wenn man richtigerweise davon ausgeht, dass der Verkauf einer Maklerfirma oder eines Bestandes ein langwieriger Prozess ist, der Vorbereitung und Abstimmung erfordert, dann gilt es, 2021 mit den Vorbereitungen zu beginnen. Bei allem Verständnis für die emotionalen Bindungen zum Lebenswerk und Unsicherheit, sich vom Unternehmen und seinen Kunden zu lösen, gilt es einfach anzufangen.

Freudbetontes Ausscheiden aus dem Arbeitsleben

Die Angst vor den anstehenden wirtschaftlichen Veränderungen, der Einkommensverlust, kann heute durch eine Vielzahl von interessanten Modellen ebenso aufgefangen werden wie die Lust, weiter mitzugestalten. Allein die Möglichkeit der Trennung zwischen Eigentum an der Firma und Zusammenarbeit mit dem neuen Eigentümer über einen definierten Zeitraum ermöglicht ein planvolles, verantwortungsvolles und freudbetontes Ausscheiden aus dem aktiven Arbeitsleben.

Gefragt ist die Initiative des Unternehmensinhabers. Schließlich ist es in seinem Interesse, das Unternehmen zu veräußern, die individuell richtige Verkaufs- oder Verrentungsvariante zu finden und mit Unterstützung von Experten den/die adäquaten Kandidaten für die Unternehmensnachfolge zu finden. Gehen Sie dabei wie folgt vor:

  • Ausgangssituation mit professioneller Beratung erfassen lassen
  • Sofortmaßnahmen wie Notfall- und Nachfolgeplan
  • Firmen- und Bestandsbewertung sowie SWOT-Analyse
  • Definition von Zielen und Maßnahmen bis zum Verkauf
  • Abstimmung mit Steuerberater und Nachfolgespezialist
  • Auswahl des Nachfolgemodells und Kauf- oder Verrentungspartner
  • Durchführungsphase festlegen

Und noch ein Entscheidungsimpuls zum Schluss. Natürlich lieben viele Vermittler ihren Beruf und ihre Tätigkeit für die Kunden. Aber es gibt im Leben auch noch mehr. Oder, wie es Alexis Carrel, ein französischer Chirurg, Anatom und Physiologe einmal formuliert haben soll:

Es kommt nicht darauf an, dem Leben mehr Jahre zu geben, sondern den Jahren mehr Leben zu geben.

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Peter Schmidt

Dr. Peter Schmidt ist seit 2013 Inhaber der Unternehmensberatung Consulting & Coaching in Berlin und als Experte für Strategie- und Prozessberatung für Versicherer, Maklerpools, Vertriebe und Makler tätig.

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