- Von René Weihrauch
- 15.04.2025 um 10:37
Herr Bökemeier, die Beitragsbemessungsgrenze in der GKV liegt 2025 bei 66.150 Euro, das ist ein Anstieg um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Was bedeutet das für freiwillig gesetzlich Versicherte?
Tim Bökemeier: Für freiwillig gesetzlich Versicherte mit hohem Einkommen hat das vor allem höhere Beiträge zur Folge. Bei einem allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent plus einem durchschnittlichen Zusatzbeitrag von 2,5 Prozent ergibt sich 2025 ein maximaler Monatsbeitrag von rund 940 Euro, inklusive Pflegeversicherung sogar von 1.150 Euro. Und freiwillig Versicherte ohne Arbeitgeberzuschuss müssen den Gesamtbeitrag allein tragen. Durch die steigenden GKV-Höchstbeiträge könnte ein Wechsel in die private Krankenversicherung für Selbstständige und gutverdienende Angestellte also attraktiver werden.
Wie können Makler das Momentum nutzen, um Kunden zum Wechsel in die PKV zu bewegen?
Bökemeier: Ich bin kein großer Freund einer Beratung, die nur auf Beitragsersparnis abzielt. Der Hauptgrund für einen Wechsel in die private Krankenversicherung sollte immer der Zugang zur besten medizinischen Versorgung im Krankheitsfall sein. Makler können beispielsweise auf die Vorsorgeleistungen hinweisen, die über die gesetzlichen Programme hinausgehen. Weitere Pluspunkte sind der offene Hilfsmittelkatalog, die Kostenerstattung auch bei alternativen Heilmethoden, wahlärztliche Behandlung inklusive Privatkliniken und die erheblich höhere Erstattung beim Zahnersatz. Aber natürlich können auch steigende GKV-Beiträge ein Argument sein, um Kunden gezielt auf die Vorteile der PKV hinzuweisen.

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Stimmt unser Eindruck, dass vielen gutverdienenden Angestellten die Bedeutung der Beitragsbemessungsgrenze für ihre GKV-Beiträge gar nicht bewusst ist?
Bökemeier: Der Eindruck täuscht nicht: Häufig wissen sie nicht, dass ihr GKV-Beitrag mit steigender Beitragsbemessungsgrenze automatisch steigt. Das führt dazu, dass sie die langfristigen finanziellen Nachteile der GKV unterschätzen. Wir sind immer wieder verwundert, wie erschrocken Kunden sind, wenn sie unsere Marktanalyse erhalten, in der auch ihr aktueller GKV-Beitrag ausgewiesen ist. Ein detaillierter Vergleich zwischen der GKV und individuellen PKV-Tarifen hilft, mögliche Ersparnisse und Leistungsunterschiede aufzuzeigen. Grundsätzlich sollten Makler immer proaktiv beraten, bevor gesundheitliche Einschränkungen den Wechsel erschweren. Gerade junge und gesunde Angestellte profitieren von niedrigen PKV-Einstiegsbeiträgen. Makler sollten verdeutlichen, dass die PKV langfristig eine planbare Alternative zur GKV sein kann – auch im Alter!
Gleichzeitig mit der Beitragsbemessungsgrenze steigt die Versicherungspflichtgrenze auf 73.800 Euro. Ein Wechsel wird damit für weniger Menschen möglich, weil für die Versicherungsfreiheit ein höheres Einkommen nötig ist. Wie sollten Makler darauf in der Beratung reagieren?
Bökemeier: Mit einer gezielten Strategie. Angestellte, die aktuell noch über der Versicherungspflichtgrenze liegen, sollten zeitnah beraten werden, bevor zukünftige Erhöhungen ihnen die Wechselmöglichkeit nehmen. Auch potenzielle Kunden, die momentan noch unter der Versicherungspflichtgrenze liegt, können im Hinblick auf zu erwartende Gehaltssteigerungen bereits jetzt angesprochen werden. Die Versicherungspflichtgrenze gilt zudem nicht für Selbstständige und Beamte – für diese Gruppen bleibt die PKV weiterhin offen. Makler sollten verstärkt auf diese Zielgruppen eingehen und die Vorteile einer privaten Absicherung aufzeigen.
Welche Argumente sind aktuell noch geeignet, Kunden einen Wechsel nahezulegen?
Bökemeier: Ein Wechsel in die PKV bietet auch 2025 starke Argumente. Einige haben wir ja bereits genannt. Makler können darüber hinaus erwähnen, dass PKV-Kunden auch von kürzeren Wartezeiten profitieren. Dazu haben wir hier im Raum Ostwestfalen kürzlich eine repräsentative Studie gemacht, und das Ergebnis war eindeutig: Gerade bei Fachärzten erhalten privat Versicherte schneller einen Termin als GKV-Kunden. Ein wichtiger Pluspunkt sind auch die individuell anpassbaren Leistungen, etwa Chefarztbehandlung und Einzelzimmer im Krankenhaus. Viele Kunden wissen außerdem nicht, dass sie bei Leistungsfreiheit eine Beitragsrückerstattung erhalten. Und: In der PKV haben sie mehr Flexibilität – zum Beispiel durch Tarife mit Selbstbeteiligung.

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