- Von Barbara Bocks
- 05.08.2024 um 16:06
Ohne die Mütterrente würde die Bundesregierung jährlich zwar rund 14 Milliarden Euro an Ausgaben sparen. Fast 9 Millionen Rentnerinnen, die vor 1992 Kinder geboren haben, hätten aber durchschnittlich 107 Euro im Monat weniger zur Verfügung. Zu diesen Ergebnissen gelangt eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) auf Basis von Daten des sozio-oekonomischen Panels.
Wenn die Mütterrente wegfällt, würde das vor allem Frauen aus den unteren Einkommensgruppen, Frauen mit mehr als drei Kindern und geschiedene Frauen treffen. Und die Armutsrisikoquote der Rentnerinnen stiege von 19,4 auf 22,3 Prozent.
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„Die Mütterrente rückgängig zu machen ist nicht nur rechtlich fragwürdig, es hätte auch finanziell erhebliche negative Folgen“, erklärt Studienautorin Annica Gehlen aus der Abteilung Staat des DIW Berlin. Die unteren Einkommensgruppen würden im Verhältnis deutlich stärker durch einen Wegfall der Mütterrente belastet als die oberen Einkommensgruppen.
- Die ärmsten 20 Prozent würden über gut 8 Prozent weniger Einkommen verfügen.
- Bei den reichsten 20 Prozent wären es hingegen nur gut ein Prozent weniger Einkommen.
Ohne Mütterrente würden sich die verfügbaren Einkommen für alle verschlechtern:
- Quintil: -8,6 Prozent
- Quintil: -4,5 Prozent
- Quintil: -4,0 Prozent
- Quintil: -2,3 Prozent
- Quintil: -1,3 Prozent
Anmerkung: Die Einkommensquintile umfassen jeweils fünf gleich große nach verfügbarem Einkommen geordnete Gruppen. Das erste Quintil umfasst die 20 Prozent der Rentnerinnen mit dem geringsten Einkommen. Je vermögender, desto höher das Quintil.
Rentnerinnen mit mehr als vier Kindern hätten ohne die Mütterrente im Schnitt Einkommenseinbußen in Höhe von rund 15 Prozent. Besonders betroffen wären auch geschiedene und ledige Mütter. Ein Wegfall der Mütterrente könne in der Regel laut den DIW-Experten nicht durch die Einkünfte eines Partners abgepuffert werden.
Mütterrente mildert weniger Einkommen durch Kindererziehungspausen ab
„Die Mütterrente mildert einige Ungleichheiten ab, die vor allem aufgrund von Kindererziehung während der Erwerbsphase entstanden sind“, sagt DIW-Ökonomin Gehlen. Vor allem in Westdeutschland hätten die heutigen Rentnerinnen mit der Geburt ihrer Kinder häufig ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen und später weniger am Erwerbsleben teilgenommen als nachfolgende Generationen.
Entsprechend hoch sei auch der geschlechtsspezifische Unterschied bei den Renten. Wenn die Bundesregierung die Mütterrente abschaffen würde, würde der sogenannte Gender Pension Gap von derzeit 32 auf 39 Prozent steigen. Das wäre ein Plus von gut 20 Prozent.
Abschaffung der Mütterrente ist nicht die beste Lösung
„Sicherlich ließe sich kurzfristig mit der Abschaffung der Mütterrente Geld sparen“, sagt Johannes Geyer, stellvertretender Leiter der Abteilung Staat beim DIW Berlin. Langfristig sinnvoller wäre es, aus Sicht des Experten Ungleichheit und Altersarmutsrisiken schon während der Erwerbsphase anzugehen.
Maßnahmen für eine höhere Frauenerwerbstätigkeit und Maßnahmen, die dafür sorgen, dass Partner sich die Sorgearbeit besser aufteilen können, wären aus der Sicht von Geyer die bessere Lösung.
Konkret hieße das aus Sicht des Experten die Kinderbetreuung und Pflegeinfrastruktur auszubauen sowie die Anreize im Steuersystem durch eine Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs zu verbessern.
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