Gesamtmetall-Chef Stefan Wolf: Rente mit 70 zumutbar, wenn man im Büro arbeitet © picture alliance / Geisler-Fotopress | Frederic Kern
  • Von Andreas Harms
  • 22.07.2024 um 16:02
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Der nächste Funktionär meldet sich zum Thema Renteneintrittsalter. In einem Video-Podcast findet der Chef des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, die Rente mit 70 zumutbar – allerdings nur für Menschen an Schreibtischen. Außerdem äußert er sich zur Work-Life-Balance und der Vier-Tage-Woche.

Wenn man am Schreibtisch arbeitet, kann man auch gut und gern erst mit 70 Jahren in Rente gehen. Das findet der Chef des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf. Im Videopodcast „Zur Sache – intensiv“ des Südwestrundfunks (SWR) sagte er: „Ein Fabrikarbeiter, der sehr hart arbeitet, wird nicht bis 70 arbeiten können. Aber jemand, der in einem Büro sitzt, wird bis 70 arbeiten können.“

Damit schaltet sich Wolf in eine aktuelle Diskussion ein, wie man die gesetzliche Rente stabil aufstellen kann. Dabei geht es um die vier Stellschrauben:

  • Renteneintrittsalter
  • Rentenhöhe (gemessen am Durchschnittseinkommen)
  • Rentenbeiträge
  • Staatlicher Zuschuss (aus Steuern)

Laut aktueller Regelung steigt das Rentenalter bis 2029 schrittweise auf 67 Jahre. Weitere Schritte schließen zum Beispiel Politiker wie Arbeitsminister Hubertus Heil und Bundeskanzler Olaf Scholz (beide SPD) aus. Vor allem Vertreter aus Wirtschaft, Finanz und Wissenschaft fordern hingegen, dass das Eintrittsalter steigt. In diesem ganzen Kontext fällt Stefan Wolf schon auf, indem er zwischen körperlich harter und körperlich leichter Arbeit unterscheidet. Das macht nicht jeder.

Eine ganze Menge im Videopodcast dreht sich um das Thema Leistung. Zum Beispiel das neue Bewusstsein in der Arbeitswelt, dass sich Arbeit und Freizeit die richtige Waage halten sollten. Doch schon mit dem Begriff „Work-Life-Balance“ kann Wolf nicht viel anfangen. „Weil er für mich impliziert, dass Arbeit was Schlechtes ist und Life was Gutes ist. Es wird als Gegensatz gesehen“, erklärt der Funktionär. Er finde aber, dass Arbeit sehr sinnstiftend sein und „unglaublich Spaß machen“ kann.

Auch das Thema der Vier-Tage-Woche kommt auf den Tisch. „Ich bin nicht gegen die Vier-Tage-Woche. Ich bin gegen eine Absenkung der Wochenarbeitszeit“, klärt er auf. Wenn man also an den vier Tagen so viel arbeitet wie vorher an fünf Tagen, und das ist im Betrieb machbar, dann ist das von seiner Seite aus okay. Weniger zu arbeiten, ist dagegen nicht okay. Die Menschen sollten wieder mehr arbeiten, lässt Wolf durchblicken.

Deutschland habe schon die geringste Wochenarbeitszeit weltweit, merkt er an. Wobei er sich auf die aktuellen Werte der Metall- und Elektroindustrie bezieht: 35 Stunden.

Wolf lässt in der gesamten Sendung keinen Zweifel daran, dass er großer Freund von Leistung ist. Viele junge Menschen heute können überhaupt nur über kürzere Arbeitszeiten nachdenken, weil ihre Eltern und Großeltern so viel gearbeitet und damit Wohlstand geschaffen haben. Nun müsse man diesen Wohlstand aber erhalten: „Von nichts kommt nichts.“

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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