- Von Andreas Harms
- 31.07.2024 um 15:56
Gar keine Frage: Ob sich eine lebenslange Rente oder ein Auszahlplan aus Investmentfonds mehr lohnt, lässt sich nur schwer bis gar nicht vorhersagen. Denn je länger man lebt, desto besser fährt man mit der Rente und umgekehrt. Und ein Auszahlplan kann zu Ende gehen, weil das Geld aufgebraucht ist. Ganz einfach, schon klar.
Gleichwohl können Rechnungen und Modelle Erkenntnisse bringen, um alles ein bisschen besser einschätzen zu können. Zum Beispiel das Modell des Finanzplaners Mark Shemtob auf der Plattform „Contingencies“ der American Academy of Actuaries. Darin stellt er die beiden Auszahlformen gegenüber und rechnet sie für unterschiedliche Sterbealter durch. Er geht von 100.000 Dollar Vermögen aus. Für einen Teil kauft er eine lebenslange Rente, für den anderen Teil Aktienfonds oder Rentenfonds (also Anleihefonds). Gewünscht sind insgesamt 7.000 Dollar im Jahr.
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Drei Kombinationen fährt er dabei:
- Je eine Hälfte in die lebenslange Rente und in Aktienfonds mit Auszahlplan
- Je eine Hälfte in Aktienfonds und Rentenfonds mit Auszahlplänen
- Das ganze Geld in die lebenslange Rente
Folgende Umstände nimmt Shemtob für sein Modell an:
- Der Kunde ist 65 Jahre alt, männlich und überdurchschnittlich gesund
- Die langfristige, jährliche Wertentwicklung (Rendite) der Aktienfonds beträgt im Durchschnitt 7 Prozent. Wenn man also von 100.000 Dollar jedes Jahr 7.000 Dollar entnimmt, wird das Gesamtkapital nicht weniger. Die Auszahlung entspricht der Rendite
- Die langfristige Rendite der Rentenfonds beträgt im Durchschnitt 3,5 Prozent. Dort wäre das Geld also bei 7.000 Dollar Entnahme pro Jahr nach 19 Jahren aufgebraucht
- Eine Rente von 7.000 Dollar im Jahr mit Geld-zurück-Zusatzfunktion kostet 100.000 Dollar. Die Zusatzfunktion soll sicherstellen, dass der Rentner auch bei vorzeitigem Tod mindestens sein Geld zurückerhält
- Das Sterbealter liegt bei 80, 87 und 95 Jahren
Nebenbei bemerkt sind das auch für Deutschland realistische Größen, weshalb man nur die Dollar durch Euro zu ersetzen braucht. Prozentual bleibt es dasselbe. Einen deutlichen Unterschied zu Deutschland gibt es jedoch: Auszahlpläne sind in den USA viel populärer als lebenslange Renten. Was natürlich mit an dem anders aufgebauten Vorsorgesystem liegt (mehr dazu gibt es hier).
Allerdings muss man einschränken: Die Ergebnisse sind nicht im Detail mathematisch komplett nachvollziehbar. Shemtob hat sie aus allen Parametern, Vertragskonstellationen und Details zusammengesetzt. Auf Nachfrage hin äußert er sich halbwegs konkret: „Es ist die Summe aller erhaltenen Zahlungen aus der Rente und aus den Investments“, erklärt er. Und die 50.000 Dollar im Aktienfonds – weil nicht verbraucht – gehen im Todesfall an den Begünstigten, so Shemtob weiter. Auf jeden Fall erhöhen die Renditen der Investmentfonds die am Ende insgesamt geflossenen Summen. Einen Eindruck vermittelt das alles durchaus.
Beginnen wir mit der Annahme, dass der Rentner mit 80 Jahren stirbt
- Mit Rente und Aktienfonds-Auszahlplan hätte er dann 152.000 Dollar ausgezahlt bekommen
- Mit Aktienfonds und Rentenfonds hätte er 162.000 Dollar ausgezahlt bekommen
- Mit lebenslanger Rente hätte er 105.000 Dollar ausgezahlt bekommen
Tod mit 87 Jahren
- Rente und Aktienfonds-Auszahlplan: 198.000 Dollar
- Aktienfonds- und Rentenfonds-Auszahlpläne: 177.000 Dollar
- Lebenslange Rente: 154.000 Dollar
Tod mit 95 Jahren
- Rente und Aktienfonds-Auszahlplan: 278.000 Dollar
- Aktienfonds- und Rentenfonds-Auszahlpläne: 180.000 Dollar
- Lebenslange Rente: 210.000 Dollar
Das Ergebnis überrascht nicht allzu sehr. Die lebenslange Rente bringt höhere Vorteile, je länger man lebt. Bei niedrigerem Sterbealter spielen hingegen die Kapitalanlagen ihre Renditestärke aus.
Allerdings holt der Autor noch die Risiken mit in die Rechnung, gemessen an der Volatilität, also der Maßzahl für schwankende Kurse. Und die ist für Aktienfonds nun mal deutlich höher als für Rentenfonds. Lebenslange Renten schwanken als garantierte Zahl sozusagen: gar nicht.
Seite 2: Ab welchem Alter welche Kombination am besten ist
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