Flexibles Ablaufmanagement: Fondspolicen, die sich wie ein Flexband an einen früheren Ruhestand anpassen lassen. © Freepik / Prostooleh
  • Von Sabine Groth
  • 12.06.2024 um 10:17
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Die Vergangenheit lehrt: Das Renteneintrittsalter ist langfristig nicht vorhersehbar. Lässt sich eine Fondspolice an einen veränderten Rentenbeginn anpassen, kann das einen finanziellen Vorteil bieten.

Ein Rechenbeispiel: 1,36 Millionen Babys wurden 1964 in Deutschland geboren. Der geburtenstärkste Nachkriegsjahrgang feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Und in sieben Jahren geht es für viele in Rente. Die 1964er sind der erste Jahrgang, bei dem die seit 2012 schrittweise steigende Regelaltersgrenze das Ziel von 67 Jahren erreicht. Dass sie einmal bis 67 arbeiten müssen, um ihre Rentenansprüche ohne Abschläge einlösen zu können, damit hat wohl in jungen Jahren kaum jemand von ihnen gerechnet und kaum einer der heute 60-Jährigen dürfte eine Lebensversicherung mit Endalter 67 Jahre besitzen.

Wird hingegen heute eine Rentenpolice als Altersvorsorge abgeschlossen, ist sie oft auf einen Rentenbeginn mit 67 Jahren ausgerichtet. Aber ist das zukunftsweisend? Aus jetziger Sicht dürfte sich das Renteneintrittsalter noch weiter nach hinten verschieben. Demografischen Prognosen zufolge, kommen künftig einfach zu viele Rentenempfänger auf zu wenig Beitragszahler. Wie die Politik das Finanzierungsproblem der gesetzlichen Rente versucht zu lösen, ist nicht absehbar. Bei der privaten Altersvorsorge ist daher vor allem eines wichtig: Sie muss an möglichst viele Gegebenheiten anpassbar sein – und ebenso die gewählten Anlageprodukte. Bei Fondspolicen etwa ist Flexibilität nicht nur ein „Nice-to-have“, sondern kann den Erfolg der Ruhestandsplanung maßgeblich mitbestimmen. Aber wieviel ist die Flexibilität hinsichtlich des Rentenbeginns wert?

Beispielrechnung: Starres vs. flexibles Ablaufmanagement

Helvetia Leben hat sich dazu Gedanken gemacht und ausgerechnet, welchen finanziellen Vorteil es hat, wenn der Start des Ablaufmanagements bei einer Fondspolice flexibel an den tatsächlichen Rentenbeginn angepasst werden kann. Konkret wurde geschaut, welcher Mehrwert sich daraus ergibt, wenn der Rentenbeginn nicht, wie bei Abschluss angedacht, mit 67 Jahren erfolgt, sondern erst mit 70 Jahren. Der Rentenbeginn wird also um 3 Jahre nach hinten verschoben. Dazu wurden zwei Varianten gegenübergestellt.

Bei der ersten ist das Ablaufmanagement fix und auf einen Rentenbeginn von 67 Jahren ausgerichtet. Das Rechenbeispiel geht davon aus, dass bis zum 62. Lebensjahr ein Vermögen von 400.000 Euro in der Fondspolice angespart wurde. Hier startet automatisch das fünfjährige Ablaufmanagement. Schritt für Schritt wird das Vermögen aus risikoreicheren Fonds in risikoärmere Anlagen umgeschichtet, um größere Verluste kurz vor Toresschluss zu vermeiden. Jedes Jahr werden 20 Prozent des Vermögens in Richtung Sicherheit verschoben. Dabei wird unterstellt, dass Aktienfonds 6 Prozent Rendite pro Jahr erzielen und sicherheitsorientierte Anlagen 3 Prozent. Zum 67. Geburtstag steckt dann das gesamte Vermögen in den sicheren, renditeärmeren Anlagen und verharrt dort die weiteren drei Jahre bis zum Rentenbeginn mit 70 Jahren. Aus den 400.000 Euro sind dann rund 537.000 Euro geworden.

Länger die Chancen der Kapitalmärkte nutzen

Bei der zweiten Variante mit einem flexiblen Ablaufmanagement kann das Kapital länger von den Chancen der Aktienmärkte profitieren. Denn wenn klar ist, dass das Geld erst zum Rentenbeginn mit 70 Jahren benötigt wird, muss die fünfjährige Umschichtungsphase erst mit 65 Jahren starten, und nicht schon mit 62 Jahren. Das Vermögen würde dann unter den gesetzten Bedingungen auf etwa 585.000 Euro steigen. Dank der Flexibilität hätte der Kunde also fast 50.000 Euro mehr für eine Kapitalauszahlung oder Verrentung – und das nur, weil der Start des Ablaufmanagements entsprechend des tatsächlich gewünschten Rentenbeginns nach hinten verschoben werden konnte.

Natürlich ist dies ein rein hypothetisches Beispiel. Keine Aktienfondsanlage wächst jährlich linear um 6 Prozent, sondern es gibt mal stärkere und mal schwächere Jahre. Die vereinfachte Berechnung verdeutlicht dennoch anschaulich, wie viel Flexibilität wert sein kann. Bei der Auswahl der Police sollte also nicht nur auf die mögliche Ablaufleistung geschaut werden, sondern auch darauf, wie flexibel eine Police an den tatsächlichen Rentenbeginn – und andere individuelle Bedürfnisse – angepasst werden kann.

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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