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Ältere Frau mit Smartwatch: Die eigene Lebenserwartung einzuschätzen ist nicht einfach. © freepik
  • Von Sabine Groth
  • 07.08.2024 um 10:17
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lesedauer Lesedauer: ca. 03:40 Min

Die Lebenserwartung in Deutschland ist in den vergangenen Jahrzehnten rasant gestiegen, Corona hat den Anstieg vorerst ausgebremst. Wie geht es weiter und warum neigen Menschen dazu, die Lebenserwartung zu unterschätzen?

Die erste allgemeine Sterbetafel bezieht sich auf die Jahre 1871/1881. Damals betrug im Deutschen Reichsgebiet die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt für Männer 35,6 Jahre und für Frauen 38,5 Jahre. Seitdem hat sich die Säuglingssterblichkeit deutlich verringert und die medizinische Versorgung große Fortschritte gemacht. Hygiene, Ernährung und Arbeitsbedingungen haben sich verbessert, der Wohlstand ist gestiegen. 

Dies alles hat dazu beigetragen, dass sich die Lebenszeit der Menschen Schritt für Schritt verlängert hat. Tatsächlich hat sich die Lebenserwartung bei Geburt in den vergangenen 150 Jahren verdoppelt. Laut aktueller Sterbetafel 2020/2022 des Statistischen Bundesamts liegt sie für Männer bei 78,3 Jahren und für Frauen bei 83,2 Jahren. Ebenso ist die Lebenserwartung für 65-Jährige heute etwa doppelt so hoch wie in der ersten Sterbetafel und liegt bei 17,6 (Männer) und 20,9 Jahren (Frauen). 

Aber muss der Trend zu einem längeren Leben immer weiter gehen? Die Corona-Pandemie ließ erste Zweifel daran aufkommen. Plötzlich begann die Lebenserwartung in Deutschland zu sinken. Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung verkündete für das Jahr 2022 den dritten Rückgang in Folge. Gegenüber 2019 hat sich demnach die Lebenserwartung sowohl bei Männern als auch bei Frauen um mehr als ein halbes Jahr verringert.  

Hoffnung auf Verjüngung

Für das Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften ifa ist die Zukunft der Lebenserwartung aktuell so unsicher wie selten zuvor. Der Blick in den Rückspiegel reicht nicht mehr. Die Auswirkungen des Klimawandels und auch neue Pandemien könnten auf der einen Seite die Lebenserwartungen negativ beeinflussen. Auf der anderen Seite scheint der medizinische Fortschritt jedoch unaufhaltsam. Das gilt nicht nur für die Behandlung von Krankheiten. So forscht beispielsweise der US-Wissenschaftler Gregory Fahy mit seinem Unternehmen Intervene Immune – mit bereits ersten Erfolgen – daran, den menschlichen Alterungsprozess nicht nur zu verlangsamen, sondern gar umzukehren. Sollte dies gelingen, könnte die Lebenserwartung künftig sprunghaft steigen.  

Auch in der Ruhestandsplanung spielt die Lebenserwartung eine wichtige Rolle. Schließlich sollte das Geld bis ans Ende reichen. Wer seine Lebenserwartung als zu gering einschätzt und darauf seine finanzielle Planung auslegt, kann die ungewollte Bekanntschaft mit dem Langlebigkeitsrisiko machen. Genau dies ist gar nicht so unwahrscheinlich. Mehrere Studien zeigen, dass Menschen die Lebenserwartung eher als zu gering einschätzen. In einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) aus dem Jahr 2023 unterschätzen die Befragten die durchschnittliche Lebenserwartung von 65-jährigen Frauen und Männern deutlich – im Schnitt um fünf Jahre.  

Eine mögliche Erklärung für die falschen Einschätzungen liefert eine Umfrage im Auftrag des Versicherer-Verbands GDV. So sind die mit Abstand wichtigsten Bezugspunkte zur Einschätzung der Lebenserwartung das erreichte Alter der Eltern und der Großeltern. So sollte sich jeder die Frage stellen: “Wie alt sind die eigenen Großeltern geworden?” Dies Alter ist ein gutes Indiz für die eigene Lebenserwartung, denn dieses Alter liegt – rein statistisch betrachtet – niedriger als die eigene künftige Lebenserwartung. Ob sich das in Zukunft ändert, bleibt abzuwarten. Eine konservative Ruhestandsplanung sollte jedoch die medizinischen Fortschritte nicht unterschätzen. Und für die individuelle Lebensdauer ist der durchschnittliche Erwartungswert ohnehin nicht mehr als ein Indiz. 

Lesen Sie hier die weiteren Teile der Artikelserie zum Thema „Ruhestandplanung“:

Teil 1 – Kann künstliche Intelligenz Ruhestandsplanung?

Teil 2 – Von Anfang an auf Flexibilität achten

Teil 3 – Auf den Zins kommt es an

Teil 4 Wenn die Risikotoleranz nicht zum Anlageziel passt

Teil 5 – Welche Kosten auf die Rendite drücken

Teil 6 – Arbeitskraft ist Basis für Altersvorsorge

Teil 7-  Wie Arbeitskraft abgesichert werden kann

Teil 8 – Inflation: amtlich, individuell oder lieber gefühlt

Teil 9  Fondspolicen bereichern den Vorsorge-Mix

Teil 10 – Wann geht es in Rente? Mit 63, 67 oder erst mit 70 Jahren?

Teil 11 – Wie viel Mehrwert ein flexibles Ablaufmanagement bringt

Teil 12 – Flexibles Ablaufmanagement – in doppelter Hinsicht

Teil 13 – Wie sich das Monatseinkommen im Alter aufstocken lässt

Teil 14 – Verrentung versus Auszahlplan

Teil 15  Wie sich Auszahlpläne in der Vergangenheit entwickelt hätten

Teil 16 – Wenn sich die geschlossene Rentenlücke wieder öffnet

Teil 17 – Wie Verrentung und Flexibilität zusammenpassen

Teil 19 – Wer tot sein muss, damit Ehepartner alles erben

autorAutorin
Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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