- Von Juliana Demski
- 05.01.2022 um 14:48
Die Deutschen denken zunehmend nachhaltig – auch bei Finanz- und Versicherungsprodukten. Geht es um die Bewertung eines neuen Versicherers, dann ist es 45 Prozent von ihnen wichtig, dass dieser nachhaltig wirtschaftet. Das hat eine Umfrage des Versicherers Ergo ergeben.
„Es fehlt noch an einheitlichen Nachhaltigkeitskriterien“
„Früher oder später werden alle Lebensversicherungen nachhaltig sein“
Auf die Frage, was sie sich genau darunter vorstellen, sagen 45 Prozent, eine gute Unternehmensführung sei wichtig, beispielsweise ein Verhaltenskodex für die Mitarbeiter oder ein verantwortungsvoller Umgang mit Kundendaten. Danach folgen nachhaltige Produkte und Services (31 Prozent), soziales Engagement (27 Prozent), ein umweltfreundlicher Geschäftsbetrieb (26 Prozent) und eine nachhaltige Kapitalanlage (21 Prozent).
Tatsächlich scheint das Thema Nachhaltigkeit zu einem direkten Wettbewerbsfaktor geworden zu sein. So wären 40 Prozent der Befragten auf jeden Fall oder vielleicht dazu bereit, zu einem Versicherer zu wechseln, den sie als nachhaltiger empfinden. Aus dieser Gruppe wären wiederum 46 Prozent auf jeden Fall oder vielleicht dazu bereit, dafür höhere Kosten in Kauf zu nehmen.
Auf Platz 1 der Auswahlkriterien für eine neue Versicherung liegt indes nach wie vor das Preis-Leistungs-Verhältnis (78 Prozent). Die Höhe des Haushaltseinkommens der Befragten spielt bei diesem Votum keine große Rolle – wohl aber die Zugehörigkeit zu einer Altersgruppe: Von den 18- bis 24-Jährigen achten 56 Prozent auf das Preis-Leistungs-Verhältnis, bei den über 55-Jährigen sind es mit 86 Prozent deutlich mehr. Interessant ist hier: Jüngere sehen das Thema Nachhaltigkeit insgesamt als wichtiger an als die Älteren – auch bei der Wahl eines neuen Versicherers.
Was Versicherer aus Kundensicht bewegen können
Gefragt nach den Umsetzungsmöglichkeiten, die Versicherungsunternehmen in Sachen Nachhaltigkeit haben, gaben 49 Prozent der Befragten an, dass sie bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels helfen könnten – zum Beispiel durch umweltfreundliche Gebäudesanierung, Versicherungsschutz für Hochwassergebiete oder Maßnahmen zum Gebäudeschutz vor Unwetterschäden (siehe Grafik). 46 Prozent schätzen zudem, Versicherer könnten Anreize für die umweltfreundliche Nutzung von Geräten, Gebäuden und Autos schaffen; etwa durch die Förderung von Reparaturen statt Ersatz in der Schadensabwicklung.
Weitere 42 Prozent finden, Versicherer könnten den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützen, indem sie entsprechende Anlagen versichern und den Versicherungsschutz auf deren spezifische Bedürfnisse und Risiken zuschneiden. Und nur 12 Prozent der Befragten sind der Meinung, es sei nicht Aufgabe von Versicherern, die nachhaltige Entwicklung zu unterstützen.
Befragte sehen jeden Einzelnen in der Verantwortung
Trotzdem: Bei der Gewichtung der Verantwortung für die Umsetzung von Nachhaltigkeit sehen die Befragten nicht die Unternehmen, sondern jeden Einzelnen vorn (73 Prozent). Immerhin 62 Prozent der Befragten versuchen auch selbst, nachhaltig zu leben. Wichtigster Ansatzpunkt ist für sie der Konsum (77 Prozent) zum Beispiel durch Konsumverzicht, den Kauf nachhaltiger Produkte oder Recycling.
Der Aspekt Wohnen folgt an zweiter Stelle (60 Prozent) und beinhaltet zum Beispiel das Sparen von Heizkosten, den Einbau von Solarpanels oder die energieeffiziente Sanierung. Bei der generellen Auswahl von Produkten und Anbietern achten daher auch 55 Prozent auf Nachhaltigkeit als eines von mehreren Kriterien – für 9 Prozent der Befragten steht Nachhaltigkeit hier sogar an erster Stelle. Von den Befragten, die versuchen, nachhaltig zu leben, geben jedoch insgesamt erst 13 Prozent an, dies bei Finanzen und Versicherungen zu versuchen.
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