- Von Lorenz Klein
- 08.11.2022 um 15:28
„Es ist eine dramatische Lage“, konstatierte Frank Kettnaker, Vertriebsvorstand des Versicherers Alte Leipziger-Hallesche, im Gespräch mit Pfefferminzia auf der Finanzmesse DKM in Dortmund. Der Kaufkraftverlust, den die Bundesbürger beim Einkaufen verspürten, schlage sich in den Vertriebszahlen der ALH-Gruppe zwar noch nicht direkt nieder, aber die Krise sei „angekommen“, sagte Kettnaker – wenngleich zuvorderst bei den Versicherungsmaklern, mit denen das Unternehmen aus Oberursel zusammenarbeitet. Diese verzeichneten vermehrt Anfragen von Kunden nach Beitragsstundungen oder nach temporären Geldentnahmen aus ihren Verträgen. „Man merkt schon, dass die Liquiditätsproblematik in den Haushalten angekommen ist“, so Kettnaker. Man suche dann nach Lösungen – nicht in der Gesellschaft selbst, aber beim jeweiligen Vertriebspartner, „und das ist ja die erste Front“. Es sei daher nur eine „Frage der Zeit, wann es zu uns schwappt“.
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„Gesundheit ist das Wichtigste im Leben“
So geht Kettnaker davon aus, dass es „mit Sicherheit“ auch Kunden geben werde, die ihre Verträge stornierten. Hier sei für betroffene Makler die Frage wichtig, ob sie sich noch in der Stornohaftung befänden oder nicht. Leider stehe man hier „erst am Anfang“ der Entwicklung, denn die großen Nachzahlungen an die Energieversorger kämen ja erst noch auf viele Menschen zu. Der Markt für private Krankenvollversicherungen werde zudem durch die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze „kleiner gemacht“, befand der ALH-Vorstand – und fasste zusammen: „Mehr denn je sind in der Beratung Profis gefragt.“
Was Kettnaker zuversichtlich stimmt
Zugleich zeigt sich, dass auch Beratungsprofis auf Trost und Zuspruch in der Krise angewiesen sind. Gespräche mit den Vertriebspartnern am Messestand der ALH hätten gezeigt, so Kettnaker weiter, dass sich Makler aktuell durchaus hilfesuchend an die Gesellschaften wendeten. Optimistisch stimme ihn aber, dass Ökonomen von einer temporären Krise ausgingen und nicht von einem dauerhaften Zustand – zumal die gesetzlichen Versorgungsprobleme größer seien als die der privaten. Dies seien „klare Indikatoren“ dafür, dass die Menschen ihre Altersversorgung eben nicht auflösten. Und auch die Pandemie habe gezeigt, „wie angreifbar der Mensch geworden ist – Gesundheit ist kein selbstverständliches Gut“, betonte Kettnaker.
Mit Blick auf die künftige Regulierung der Maklervergütung gab sich der Vertriebsvorstand der ALH-Gruppe indes keinen Illusionen hin:
Wir werden veränderte Provisionssysteme mit regulatorischer Macht aus Europa bekommen – die Frage ist wann. Wir haben im Moment ein paar andere Sorgen europaweit. Wenn sich das glättet, wird man diese Thematik wieder aufnehmen – und die wird kommen. Es ist nicht mehr die Frage ob, sondern nur wann.“
Sie können sich das gesamte Video-Interview mit Frank Kettnaker (10:24 Minuten) sowie alle weiteren Folgen aus der neuen Pfefferminzia-Reihe „Lass mal reden“ auch hier auf unserem Youtube-Kanal anschauen.
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