- Von Lorenz Klein
- 10.05.2023 um 12:00
Acht von zehn Deutschen (79 Prozent) haben schon einmal eine Versicherung online abgeschlossen, teilte der Digitalverband Bitkom kürzlich auf Basis einer repräsentativen Umfrage mit (siehe Grafik). Unter den 16- bis 29-Jährigen und den 30- bis 49-Jährigen liegt dieser Anteil mit je 94 Prozent sogar noch deutlich darüber.
„Die Teilkasko fürs Auto, die Haftpflichtversicherung für die Familie oder die Auslandskrankenversicherung kurz vor dem Urlaub – die große Mehrheit der Deutschen nutzt dafür das Internet“, fasst Bitkom die Ergebnisse der Umfrage zusammen und betitelt die dazugehörige Pressemitteilung mit einer Neuigkeit, die schon längst keine mehr ist: „Versicherungen: Online-Abschluss gehört zum Alltag“
„Seine Marktposition nutzt das Unternehmen skrupellos aus“
Dass die Bundesbürger Versicherungen im Internet abschließen, war auch schon vor zehn Jahren so. Interessant wird es eigentlich erst, wenn Bitkom danach fragt, wo die Deutschen schon einmal online eine Versicherung abgeschlossen haben. Hierzu heißt es:
Am häufigsten haben diejenigen, die eine Versicherung online abgeschlossen haben, den Weg über eine Vergleichsplattform wie Check24 oder Verivox gewählt (49 Prozent). Dahinter folgt der Online-Abschluss direkt bei einem Versicherungsunternehmen (42 Prozent), bei einem Versicherungsvertreter oder Makler (36 Prozent), direkt im Online-Shop (30 Prozent) sowie online bei einer Bank (16 Prozent).“
Soll heißen: Check24 und Verivox wurden von Bitkom in die Kategorie „Vergleichsplattform“ verfrachtet. Dabei sind sie eben auch als Versicherungsmakler registriert („…ist Versicherungsmakler mit Erlaubnispflicht nach Paragraf 34d Abs. 1 GewO“, wie aus dem Impressum von check24.de hervorgeht).
Naja, sollte man alles nicht so streng sehen, würden manche jetzt vielleicht einwenden. Motto: Check24 hat doch als Markführer unter den Online-Maklern längst seinen eigenen Kosmos geschaffen – zumal man auf der Plattform ja auch Strom-, Gas- und Handytarife miteinander vergleichen kann. Das wiederum unterscheidet die Münchner von reinen Online-Versicherungsmaklern wie etwa Clark, wo man ausschließlich Versicherungen abschließen kann.
Genauigkeit im Kleinen – auch das dient der finanziellen Kompetenz von Verbrauchern
Der Punkt ist aber, dass es der finanziellen Bildung der Verbraucher (worüber ja im Moment alle diskutieren) guttäte, wenn man ihnen die rechtlichen Zuordnungen der unterschiedlichen Vertriebswege sauber darlegt und bestenfalls auch erklärt. Andernfalls wird es sich nie ändern, dass die Deutschen die Bezeichnungen Vertreter und Makler fröhlich durcheinander schmeißen.
Ob Check24, Verivox und Co. ihr Maklermandat zum Wohle des Kunden zu Genüge ausfüllen, steht freilich auf einem anderen Blatt. Genauso übrigens wie die Frage, ob es „normalen“ Maklern aus Fleisch und Blut womöglich ganz recht ist, dass sie von den Kunden nicht mit Check24 in eine gemeinsame Schublade sortiert werden. Frei nach der Devise: „Nur weil sich Check24 als Makler bezeichnen darf, kriegt man dort noch nach lange nicht das gleiche Service-Niveau geboten wie bei mir.“
Nun noch einmal kurz zurück zur Bitkom-Mitteilung – dort heißt es weiter: Während die Älteren ab 65 am häufigsten den Online-Abschluss direkt bei einem Versicherungsunternehmen wählen (44 Prozent), nutzen die Jüngeren zwischen 16 und 29 vor allem Vergleichsplattformen (65 Prozent). Das macht einmal mehr deutlich: Für „echte“ Makler besteht die Herausforderung vor allem darin, junge Kunden davon zu überzeugen, dass sie weitaus mehr zu bieten haben als die makelnden Vergleichsplattformen – und womöglich sollten sie auch diesen Gedanken kritisch überprüfen: „Die Check24-Kunden will/kann ich eh gar nicht haben.“
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