- Von Lorenz Klein
- 15.11.2021 um 15:00
Geld ist häufig nicht alles
Dass neben dem Lohn auch weitere Faktoren die Attraktivität von Berufen beeinflussen, zeigt sich laut IW auch für die zehn Ausbildungsberufe, in denen der Anteil unversorgter Bewerber an allen gemeldeten Bewerbern 2020 am höchsten war. Für acht dieser zehn Berufe liege das mittlere Entgelt unter 2.500 Euro brutto – und somit auch deutlich unter dem Medianentgelt der unter 30-jährigen Arbeitskräfte insgesamt, (2.900 Euro brutto). So verdienten Tierpfleger ein monatliches Medianentgelt von knapp 2.100 Euro, Fotografen lagen mit gut 2.000 Euro noch etwas darunter und auch der von Bewerbern stark nachgefragte Ausbildungsberuf Film- und Videoeditor blieb immer noch knapp unter der 2.500-Euro-Marke.
Die Beobachtung des IW verdeutliche, „dass die späteren Verdienstmöglichkeiten bei der Wahl des Ausbildungsberufs nur eine untergeordnete Rolle spielen“. Andere Kriterien wie die Möglichkeit, Interessen und Begabungen beruflich zu realisieren, die Bekanntheit sowie der soziale Status des Ausbildungsberufs beeinflussen demnach die Berufswahl teils sehr viel stärker als der zu erwartende Verdienst. Hinzu komme die „subjektiv empfundene Passung des gewählten Berufs zur sozialen Schicht“, so die Autorinnen. Kurzum: Wessen Eltern beispielsweise Mediziner sind, der fühlt sich eher selten zu einem Ausbildungsberuf im „Lacklaboratorium“ (Platz 19) berufen. Bei den Berufen, die eine Ausbildung voraussetzen, kommen junge Friseure auf das niedrigste Gehalt. Gleichzeitig kommen hier knapp 120 Arbeitslose auf 100 offene Stellen.
Was gegen den Bewerbermangel hilft
Zum Beispiel beim „Brandschutz“ ist das Auseinanderklaffen von Job-Angeboten und Job-Nachfrage – trotz guter Bezahlung – ein Problem: „In diesem Bereich werden händeringend Fachkräfte gesucht, obwohl das Gehalt mit 4.000 Euro überdurchschnittlich hoch für unter 30-Jährige ist“, heißt es beim IW. Da die Berufswahl auch davon bestimmt werde, welche Berufe einen höheren Bekanntheitsgrad hätten, wäre es wichtig, so die Autorinnen, „Berufe mit Engpässen und guten Verdienst- und Karrieremöglichkeiten in der Berufsorientierung stärker bekannt zu machen.“
Was die Versicherungsbranche unternimmt
Das Thema Nachwuchsförderung hat sich unlängst auch die Versicherungswirtschaft auf die Fahnen geschrieben. Neben der Initiative des Versicherungsverbandes GDV „Werde #Insurancer“, ist es zum Beispiel auch dem im Oktober 2018 gegründeten Verein „Zukunft für Finanzberatung“ ein wichtiges Anliegen, Vorurteilen in der Bevölkerung gegenüber der Finanz-und Versicherungsbranche entgegenzutreten (wir berichteten).
„Unsere Branche trägt eine hohe gesellschaftspolitische Verantwortung. Das sollte in der Öffentlichkeit viel stärker wahrgenommen und kommuniziert werden, und dafür werden wir uns einsetzen“, fasste Initiator Christian Schwalb das Ziel des Vereins zusammen, der von führenden Verbänden, Finanzberatern und Dienstleistern der Finanz- und Versicherungswirtschaft unterstützt wird. Man wolle dabei nicht nur einem neuen politischen und gesellschaftlichen Diskurs dienen, sondern auch der Nachwuchsförderung. „Nur wenn es uns gelingt, wieder mehr Menschen für die Branche zu begeistern, werden wir auch unsere Nachwuchsprobleme lösen können“, so Schwalb.
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