- Von Lorenz Klein
- 28.10.2022 um 14:15
„Welterklärer“ Marcel Fratzscher fesselt mit seinem Vortrag über die Weltkrisen sein Publikum: Dabei ging der Präsident des DIW Berlin am Mittwoch in der Speaker’s Corner auch darauf ein, warum die Deutschen anders sparen sollten. „Wir sparen sehr schlecht“, konstatierte der Ökonom. So verfüge weniger als die Hälfte der Deutschen über ein Eigenheim, in anderen europäischen Ländern besäßen hingegen bis zu 80 Prozent eine Immobilie. Zudem sei die Aktienquote in Deutschland sehr gering. Es gebe einen „riesigen Nachholbedarf, was die Aktienkultur angeht“, mahnte Fratzscher. Die Herausforderung sei, mehr Menschen hierzulande eine höhere Rendite für ihre Geldanlagen zu ermöglichen. Besonders außergewöhnlich im Vergleich mit anderen Ländern sei zudem, dass Deutschland eine sehr große Ungleichheit bei privaten Vermögen aufweise. „40 Prozent haben so gut wie keine Ersparnisse“, gab der DIW-Präsident zu bedenken.
„Wir sparen sehr schlecht“
Besorgniserregend sei auch, dass das volle Ausmaß der Krise viele Menschen noch nicht erreicht habe, weil die stark gestiegenen Energiepreise erst verzögert bei ihnen ankämen. Zugleich betonte Fratzscher, dass sich Deutschland für eine „geraume Zeit“ auf eine hohe Inflation einstellen müsse. „Die EZB kann nicht so viel machen“, beschrieb der Ökonom den begrenzten Einfluss der Notenbanker, weil ein Großteil der Teuerung auf einer „importierten Inflation“ beruhe. Dabei verwies Fratzscher auf die hohen Energiepreise als Folge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine.
Und trotz der begrüßenswerten Zins-Erhöhungen der EZB rechne er mit Inflationsraten von 3 bis 4 Prozent in den kommenden Jahren. Diese Raten müssten aber nicht unbedingt schädlich sein für die Wirtschaft. Die Bundesbank, die Fratzscher in höchsten Tönen lobte, habe immer wieder eine Inflation von über 3 Prozent akzeptiert und dennoch blieb die D-Mark zeitlebens eine Hartwährung.
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