Eine Frau telefoniert in einem Bürogebäude: Einer Analyse zufolge hat die Gründungsbereitschaft in der Corona-Krise abgenommen. © picture alliance/dpa | Annette Riedl
  • Von Juliana Demski
  • 22.11.2021 um 16:56
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Die Gründungsbereitschaft der Deutschen ist zuletzt gesunken, wie eine Untersuchung des Analysehauses KfW Research zeigt. Demnach wünscht sich aktuell nur noch jeder Fünfte eine berufliche Selbstständigkeit. Besonders stark gesunken ist dieser Wert in der Generation unter 30 Jahren.

Die Corona-Krise lässt den Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit sinken, zeigt eine neue Analyse von KfW Research auf Basis des KfW-Gründungsmonitors zeigt. Nur 24 Prozent der Erwerbsfähigen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren würden sich unabhängig von ihrer aktuellen Situation für die Selbstständigkeit als Erwerbstätigkeit entscheiden. Zum Vergleich: 2019 waren es noch 26 Prozent.

74 Prozent präferieren eine Anstellung – das sind 3 Prozentpunkte mehr als noch 2019. Besonders stark ist der Gründungsgeist in der Generation unter 30 Jahren gesunken: Nur noch 29 Prozent der jungen Erwachsenen können sich eine Unternehmensgründung vorstellen. Das sind 10 Prozentpunkte weniger als 2019. Dabei hatte die Gründungsbereitschaft unter den Jüngeren hierzulande 2019 sogar noch einen Schub von Studierenden erlebt. Damals sprachen sich 46 Prozent von ihnen für eine Selbstständigkeit aus.

Genau deren Interesse an beruflicher Selbständigkeit habe sich nun aber wieder reduziert, schreiben die Analysten. „Das dürfte damit zu tun haben, dass nach Pandemiebeginn der Lehrbetrieb an Universitäten und Hochschulen praktisch nur noch virtuell stattfand“, heißt es in der Analyse weiter. „Die Belastung der Studierenden dadurch war groß – möglicherweise zu groß, um den Gründungsgeist am Leben zu halten. Die Hoffnung bleibt, dass er nach der Rückkehr zu mehr Präsenz wieder auflodert.“

Männer gegenüber Selbstständigkeit offener als Frauen

Interessant ist zudem: Männer präferierten 2020 eine Selbstständigkeit rund 1,8 Mal häufiger als Frauen. Diese Relation habe noch nie höher gelegen, kommentieren die Analysten von KfW Research. Die Gründe hierfür dürften in der stärkeren Belastung von Frauen in der Pandemie liegen. „Sie leisten immer noch den größeren Anteil an Haus- und Sorgearbeiten, die durch Homeschooling und Kitaschließungen im vergangenen Jahr deutlich intensiver waren“, heißt es in der Analyse weiter.

Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin bei KfW Research, findet für die Entwicklung folgende Worte: „Die Corona-Krise und die mit der Pandemie einhergehenden wirtschaftlichen und persönlichen Belastungen haben dem nachlassenden Gründungsgeist in Deutschland einen weiteren Dämpfer verpasst.“ Denn seit dem Jahr 2000 habe sich der Anteil der gründungsaffinen Erwerbsbevölkerung beinahe halbiert.

„Das hängt sicherlich mit dem rekordverdächtigen Arbeitsmarktboom seit Mitte der Nullerjahre zusammen, ist aber volkswirtschaftlich gesehen eine schlechte Nachricht“, fügt Köhler-Geib hinzu. „Eigenverantwortung und Selbstinitiative nehmen ab, Strukturen verkrusten, weil der Anpassungsdruck sinkt, flexible Expertise steht weniger zur Verfügung, Nachwuchs für anstehende Unternehmensnachfolgen fehlt.“ Sie fordert: „Der Gründungsgeist muss konsequent neu entfacht werden, denn ohne Gründerinnen und Gründer leidet die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.“

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Juliana Demski

Juliana Demski gehörte dem Pfeffi-Team seit 2016 an. Sie war Redakteurin und Social-Media-Managerin bei Pfefferminzia. Das Unternehmen hat sie im Januar 2024 verlassen.

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