Klaus Möller ist Vorstand des Defino Institut für Finanznorm. Dieses hat sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, allgemeingültige und verlässliche Standards in der Finanzberatung in Deutschland zu initiieren und zu etablieren. © Defino
  • Von Lorenz Klein
  • 06.05.2019 um 13:16
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„Die Politik ist mit Ideen zur weiteren Regulierung der Branche noch längst nicht durch“, sagt Klaus Möller, Vorstand des Defino Instituts für Finanznorm. Die neue DIN-Norm 77230 sei daher eine große Chance, „ein seriöses Signal zu setzen – gerade jetzt!“. Im Interview mit Pfefferminzia sagt Möller, warum die Kritik an der Norm ins Leere ginge, wie der neue Branchen-Standard Beratern helfe und warum der Vorwurf des schlechten Timings unberechtigt sei.

Zunächst ist die Norm ein Werkzeug für einen Vorgang, den Berater eh verpflichtet sind zu gehen: Die Finanzanalyse des Kunden. Da kann ich kein Weg-Rationalisieren erkennen. Und: Für eine Selbstanalyse ihrer finanziellen Situation durch Kunden ist die vollständige Umsetzung der Norm völlig ungeeignet. Bei allem Bemühen um Einfachheit ist die Norm dafür zu komplex. Sie hat eben einen ganzheitlichen Anspruch – und das Leben ist nun mal komplex.

Die Norm hilft vielmehr bei der Beratergewinnung. Ich höre aus den Unternehmen, die jetzt nach der Norm arbeiten, dass ihnen heute die Rekrutierung junger Mitarbeiter deutlich leichter fällt als vorher. Die an der Finanzberater-Tätigkeit interessierten jungen Leute erkennen und schätzen, dass die Berufung auf die DIN-Norm ihnen eine bessere Reputation, mehr Vertrauenswürdigkeit und Verlässlichkeit gibt. 

Selbst einige wohlmeinende Vertriebsexperten sagen zur Norm: „Eigentlich eine gute Sache, aber das Timing ist schlecht“. Angesichts von IDD, LVRG II etc. pp. bräuchten die Vermittler eine Regulierungspause. Wie gehen Sie mit derlei Bedenken um?  

Wann ist das Timing schon gut? Als wir im Jahre 2012 die erste Initiative bei DIN auf die SPEC 77222 ergriffen, hatten sich nur wenige in der Branche wirklich für die „gute Sache“ interessiert. Seitdem mussten sechs Jahre vergehen, bevor die Norm fertig wurde. 

Hätten wir früher angefangen, uns mit Standardisierung im Branchenkonsens zu beschäftigen, wäre uns vielleicht das ein oder andere politische Oktroi erspart geblieben, das uns heute Kopfzerbrechen macht. Die Politik ist mit Ideen zur weiteren Regulierung der Branche noch längst nicht durch. Man denke nur an die permanenten Diskussionen über Deckelung oder Abschaffung der Provisionen. Dem kann sich die Branche nur durch klare und übergreifende Qualitätsbekenntnisse und -verpflichtungen entgegenstellen. Alle bisherigen Initiativen haben da zu kurz gegriffen. Normung hat aber eine Chance, ein seriöses Signal zu setzen – gerade jetzt! Die Politik sagt: Macht weiter mit Normung! Was Ihr selbst regelt, müssen wir nicht anpacken.

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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