Dietmar Bläsing ist Vorstandssprecher der Volkswohl Bund Versicherungen in Dortmund. © Rüdiger Glahs
  • Von Lorenz Klein
  • 03.05.2021 um 14:54
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:10 Min

Volkswohl-Bund-Chef Dietmar Bläsing möchte selbst dann an der Riester-Rente festhalten, wenn der Beitragserhalt von der Politik nicht gekippt wird. Seine Aktuare hätten ihm gesagt, „dass das wohl gerade geht“, wie Bläsing im Interview mit Pfefferminzia sagte. Darin hält er dem Bundesfinanzministerium vor, einen Provisionsdeckel „durch die kalte Küche“ einzuführen – und kritisiert SPD und Grüne scharf.

Dietmar Bläsing, Vorstandssprecher des Lebensversicherers Volkswohl Bund, hat in einem aktuellen Podcast-Interview mit Pfefferminzia unter anderem Stellung genommen zur aktuellen Riester-Debatte – und darin auch scharfe Kritik an Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und den Grünen für deren Sichtweise auf Versicherungsvermittler geübt.

>>> Hier geht es zum Gespräch in voller Länge

„Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte“

Es habe ihn „maßlos geärgert“, so Bläsing, dass Versicherungsvermittler und Versicherungsmakler in der ARD-Sendung „Anne Will“ von Olaf Scholz „mit Masken vermittelnden Bundestagsabgeordneten auf eine Stufe gestellt“ worden seien (wir berichteten). „Ich finde es wirklich sagenhaft, dass so etwas möglich ist“, empörte sich Bläsing. Und auch beim Blick in „das ein oder andere Wahlprogramm“ schwant dem Volkswohl-Bund-Chef offenbar Böses. So verwies Bläsing konkret auf das vorläufige Programm der Grünen, wo wörtlich drinstehe, dass Finanzprodukte Kunden „angedreht“ würden, die letztlich „nur für Banken und Versicherungen gut“ seien (wir berichteten). „Ich weiß gar nicht, was ich da sagen soll – da fällt mir fast schon Max Liebermann ein, der gesagt hat: ,Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte‘“, entfuhr es dem Vorstandssprecher des Dortmunder Lebensversicherers.

Weiter nahm Bläsing zu der Frage Stellung, ob sich der Volkswohl Bund von der Riester-Rente verabschieden werde, wenn eine Reform des Vorsorge-Klassikers bis Jahresende ausbleiben sollte. Hintergrund ist, dass das Bundesfinanzministerium kürzlich eine Senkung des Höchstrechnungszinses in der Lebensversicherung durchgesetzt hat von derzeit 0,9 auf 0,25 Prozent zum 1. Januar 2022 (wir berichteten). Experten von der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) oder auch vom Versicherungsverband GDV begrüßen zwar diesen Schritt. Zugleich fordern sie allerdings, dass der Gesetzgeber „Hand in Hand“ auch den Beitragserhalt in der Riester-Rente kippen müsse, weil sich das Produkt für die Versicherer sonst nicht mehr auskömmlich kalkulieren lasse.

„Quasi einen faktischen Provisionsdeckel geschaffen“

Dietmar Bläsing plädierte im Interview ebenfalls für eine entsprechende Riester-Reform – er rechnet allerdings nicht mehr damit. „Es wird wohl nicht passieren“, so Bläsing, der nicht ausschließen möchte, dass die Tatenlosigkeit des BMF in Sachen Riester „durchaus beabsichtigt“ sein könnte. „Eine vernünftige Kostenkalkulation bei einem Rechnungszins von 0,25 Prozent ist kaum noch möglich, wenn ich am Ende eine hundertprozentige Beitragsrückgewähr darstellen muss“, sagte Bläsing – und damit habe das Ministerium „sozusagen durch die kalte Küche“, ohne dass sie eine parlamentarische Mehrheit für einen Provisionsdeckel schaffen müsse, „quasi einen faktischen Provisionsdeckel geschaffen“, so der Versicherungschef weiter, der dann noch einmal deutlicher wurde: „Und im Zusammenhang mit der Diskussion, die Herr Scholz losgetreten hat, Herr Kukies (Staatssekretär im BMF, Anm. der Red.) in der letzten Woche dann auch weitergeführt hat, mag ich so recht an einen Zufall nicht glauben, sondern mehr, dass das vielleicht genauso beabsichtigt gewesen ist.“

Bläsing verteidigt Riester-Kosten

Trotzdem möchte Bläsing an der Riester-Rente festhalten – wenngleich mit etwas Bauchschmerzen. „Das heißt jetzt nicht unbedingt, dass wir die Riester-Rente abschaffen werden, die Frage ist, ob sie dann noch jemand haben will? Wir werden auf jeden Fall eine Riester-Rente kalkulieren mit 0,25 Prozent. Ich hoffe, das gelingt einigermaßen – prima facie haben uns die Aktuare und Mathematiker im Hause gesagt, dass das wohl gerade geht – aber eben mit sehr, sehr, sehr moderaten und geringen Kostenansätzen“, wie Bläsing fortfuhr. Und weiter: „Wir müssen ja aus diesen Kostenansätzen zwei Dinge befriedigen oder bezahlen – das eine sind die Kosten unserer Vertriebspartner, die für ihre Beratung, die sie geleistet haben, dann auch eine angemessene Entlohnung haben wollen und auf der anderen Seite sind es die Kosten, die wir selber mit Riester haben – und ich kann ihnen sagen, die sind relativ hoch.“

Riester werde zwar immer wieder gescholten, weil es so ein kostenbelastest Produkt sei, sagte Bläsing, dafür gäbe es aber auch Gründe. „Ich brauche für Riester deutlich mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Kundendienst und in der Bestandsverwaltung als ich das für andere Tarife brauche“, erklärte der Manager. „Warum ist das so? Weil die Förderung bei Riester einfach derartig komplex ist.“ Im weiteren Gespräch zählte Bläsing einige Beispiele auf, warum dem so sei.

Der Volkswohl Bund verfügt über einen vergleichsweise großen Riester-Bestand. So besitzt der Lebensversicherer Bläsing zufolge einen Neugeschäftsanteil im Lebensversicherungsmarkt von gut 2,3 Prozent, im Riester-Neugeschäft betrage der Anteil hingegen über 6 Prozent. „Das hängt natürlich damit zusammen, dass sich einige Anbieter in letzter Zeit von Riester verabschiedet haben – zeigt aber auch, dass wir das durchaus gerne machen“, wie Bläsing erklärte. Das sei deshalb so, weil die Dortmunder die kritische Größe überschritten hätten, die man im Riester-Bestand bräuchte, „um den Verwaltungsaufwand und die Einrichtung eines Verwaltungsaufwands für Riester überhaupt erstmal zu betreiben“, so der Vorstandssprecher.

autorAutor
Lorenz

Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

kommentare
Ditmar Gall
Vor 4 Jahren

Sehr geehrte Kollegen,
es ist immer nur schade, das unsere sachlichen Beiträge von Kollegen gelesen werden und nicht so recht an die Öffentlichkeit gelangen.
Aber vielleicht ist es derzeit auch besser so, sonst wird man noch zum Querdenker, Nazi usw. abgestempelt.
Wichtig ist nur, das sich unqualifizierte Abgeordnete Geld ohne ende in die Tasche jubeln, Menschen verängstigen und beide Augen zudrücken, wo selbst die eigene Bundesbehörde im Tiefschlaf bei Wirecard waren.
Herr Scholz, Sie sind ein Looser.
Beste Grüße

Hinterlasse eine Antwort

    weitere kommentare
    1 2
kommentare
Ditmar Gall
Vor 4 Jahren

Sehr geehrte Kollegen,
es ist immer nur schade, das unsere sachlichen Beiträge von Kollegen gelesen werden und nicht so recht an die Öffentlichkeit gelangen.
Aber vielleicht ist es derzeit auch besser so, sonst wird man noch zum Querdenker, Nazi usw. abgestempelt.
Wichtig ist nur, das sich unqualifizierte Abgeordnete Geld ohne ende in die Tasche jubeln, Menschen verängstigen und beide Augen zudrücken, wo selbst die eigene Bundesbehörde im Tiefschlaf bei Wirecard waren.
Herr Scholz, Sie sind ein Looser.
Beste Grüße

Hinterlasse eine Antwort

    weitere kommentare
    1 2
Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Zuletzt hinzugefügt
„Ich stelle eine echte Verbindung zu meinen Kunden her“
Interview-Reihe „Auf dem Weg zum Unternehmer“

„Ich stelle eine echte Verbindung zu meinen Kunden her“

„Mein Schweinehund ist einfach ein bisschen kleiner“
Interview-Reihe „Auf dem Weg zum Unternehmer“

„Mein Schweinehund ist einfach ein bisschen kleiner“

Skip to content