- Von Redaktion
- 20.01.2016 um 16:23
Andrea Helmerich, Leiterin Strategie und Geschäftsplanung Standard Life
Der deutsche Versicherungsmarkt befindet sich aktuell in einem tiefgehenden Wandel. Ich sehe für die kommenden Jahre drei zentrale Trends: Die Niedrigzinsphase wird weiter anhalten. Dies wird dafür sorgen, dass klassische Versicherungsprodukte stark an Bedeutung verlieren werden. In der Folge werden Versicherer ihr Produktangebot grundlegend überarbeiten. Die Branche muss dabei einen stärkeren Fokus auf die Bedürfnisse und Erwartungen der Kunden legen.
Der zweite Trend ist die zunehmende Digitalisierung der Branche. Im vergangenen Jahr kamen viele Fintechs neu auf den Markt und Versicherer haben in digitale Lösungen investiert – diese Entwicklungen werden sich im kommenden Jahr weiter verstärken.
Erhöhter Aufwand durch Regulierung
Last but not least wird die zunehmende Regulierung für Versicherer und Berater zu einem erhöhten Aufwand führen. Veränderungen erwarte ich hier bei der Vergütung der Makler. Hier wird der Trend zu alternativen, deutlich flexibleren Vergütungsmodellen gehen. Auf Versicherer und Makler kommen also in zentralen Bereichen große Veränderungen zu. Wem es gelingt, das Geschäftsmodell frühzeitig an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen, wird von den Neuerungen profitieren.
Aus meiner Sicht kann man besonders Produkte erwarten, die der veränderten Situation an den Kapitalmärkten Rechnung tragen. Es werden Lösungen gesucht, die auch in Zeiten niedriger Zinsen attraktive Renditen erwirtschaften können. Gleichzeitig wollen viele Kunden aber den Kapitalmarktrisiken möglichst aus dem Weg gehen. Diesen Kundenbedürfnissen werden aus meiner Sicht am besten Fondspolicen mit innovativen Sicherheitskonzepten, aber ohne Garantien, gerecht. In diesem Segment sehen wir in den kommenden Jahren sehr großes Wachstumspotenzial.
Honorarberatung wird an Bedeutung gewinnen
Die nächsten Regulierungsschritte werden auf mehr Transparenz, einen höheren Verbraucherschutz und mehr Qualität in der Kundenberatung abzielen. Dies wird für die Berater einen deutlich größeren Qualifizierungs- und Weiterbildungsaufwand mit sich bringen. Auch bei der Vergütung wird sich Einiges verändern. Das Provisionsmodell wird zwar weiterhin eine wichtige Rolle spielen, es ist jedoch davon auszugehen, dass laufende Provisionen künftig einen deutlich größeren Stellenwert haben werden und die Honorarberatung stark an Bedeutung gewinnen wird.
Insgesamt ist ein Trend zu deutlich flexibleren Vergütungsmodellen zu erwarten. Unabhängig davon, für welches Modell sich der Vermittler entscheidet, wird es für ihn ganz entscheidend sein, nachhaltige Beziehungen zum Kunden aufzubauen und ihm den Wert der Beratung vermitteln zu können.
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