- Von Frank Breiting
- 20.03.2017 um 10:11
2. Chance-Risiko-Klassen (CRK)
Hinter der Idee, Chancen und Risiken eines Produktes in einer Kennziffer zu vereinen, steht am Ende des Tages eine Binsenweisheit: Wer mehr Rendite haben möchte, muss mehr Risiken eingehen. Das ist auch in aller Regel richtig, wenn auch stark verallgemeinert. Ungefähr genauso wie die Binsenweisheit, dass ein Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit eben auch einen höheren Benzinverbrauch hat.
Bleiben wir bei dem Auto-Beispiel. Nehmen wir an, es gäbe eine neue Kennzahl für Kraftfahrzeuge, nennen wir sie vereinfacht „Verbrauch-Geschwindigkeits-Klasse“. Je höher die Zahl der „Verbrauch-Geschwindigkeits-Klasse“, desto schneller fährt der Wagen und desto mehr Benzin verbraucht er. Man würde nun erwarten in der Klasse 5 ein Formel-1-Fahrzeug zu finden (sehr schnell, aber auch sehr hoher Verbrauch) und in Klasse 1 nicht viel mehr als ein Mofa oder ein Elektrofahrrad (langsam, dafür auch sparsam).
Der Traktor als Ausreißer
Soweit so gut. Wenn man sich aber die Gesamtheit der Fahrzeuge anschaut, die auf deutschen Straßen unterwegs sind, wird man feststellen, dass Transportmittel existieren, die in einer „Verbrauch-Geschwindigkeits-Klasse“ auftauchen, in der man sie als Laie nicht vermutet hätte. Denn wie sich herausstellt, kann man mit einer Zahl (Klasse 5) zwei Faktoren (Verbrauch / Geschwindigkeit) nicht immer klar und logisch abbilden.
Vor allem wenn einer der beiden Faktoren stark überwiegt. So findet sich in Klasse 3 zwischen allerlei Mittelklassefahrzeugen möglicherweise ein Fendt 930 Vario – ein Traktor, sehr langsam, aber mit dem Verbrauch eines Rennwagens. Im Durchschnitt der Einstufung in Verbrauch und Geschwindigkeit ist er ein Mittelklasse-Kombi. Hilft das dem Kunden? Eher nein. Zumindest wird er enttäuscht sein, wenn er mit seinem Traktor – trotz „Verbrauch-Geschwindigkeits-Klasse 3“ – vom Mofa (Klasse 1) an der Ampel stehen gelassen wird.
Nachteile der Chance-Risiko-Klassen
Das gleiche Problem haben wir mit den „Chancen-Risiko-Klassen“ des PIBs. In der Grafik unten kann man die Klassifizierung aller Vorsorgeprodukte anhand beider Kriterien als Punkt erkennen. Auf dem „eindimensionalen“ PIB ist das leider nicht möglich, dort sieht der Kunde / Berater nur die eine Chance-Risiko-Klasse, in die das Produkt von der Produktinformationsstelle Altersvorsorge (PIA) eingeteilt wurde. Die Farben der Punkte zeigen den Produkttyp an, die Position die Chance des Produktes auf der einen und das Risiko auf der anderen Skala.
Ich habe mal eine Gruppe von Produkten markiert, die alle ziemlich genau die gleiche Chance auf Rendite haben. Sie tauchen aber in vier unterschiedlichen Klassen auf. Ein Produkt in Klasse 2 darf aber nur mit maximal 4 Prozent Wertentwicklung, eines in Klasse 5 mit 7 Prozent hochgerechnet werden. Obwohl alle Produkte die gleichen Chancen aufweisen wird das erhöhte Risiko mit einer optisch höheren Chance „belohnt“.
Lieber getrennte Klassen
Wenn ich als Kunde wüsste, dass ich das gleiche Renditepotenzial bei geringem Risiko erhalten kann, wäre das sehr hilfreich. Leider geht diese Information in einer einzigen Kennziffer unter. Und so kaufe ich als Kunde unter Umständen doch den Traktor, obwohl ich mit dem Maserati gerechnet habe.
Lösung: Das Aufsplitten der Kennziffer in eine Chancen-Klasse und eine Risiko-Klasse. Denn dann kann ich den Traktor (Verbrauch = 5 / Geschwindigkeit = 1) von Mittelklassewagen (Verbrauch = 3 / Geschwindigkeit = 3) unterscheiden. Die Obergrenze der gezeigten Wertentwicklung sollte sich nach der Chancenklasse, die Untergrenze nach der Risikoklasse richten.
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