- Von Hans Steup
- 30.07.2018 um 10:43
Eine Stellenanzeige ist ein Marketingtext. Ein Verkaufsflyer. Ein Mini-Werbespot für Ihr Unternehmen. Kein Platz für Blabla. Stellen Sie sich vor, der neue James-Bond-Film würde mit einem Gespräch über die Geheimdienstarbeit beim MI6 starten. 007, M und Q sitzen am Tisch bei einer Tasse Earl Grey und sprechen über alte Zeiten. Wie laaangweilig.
Im Kino schlafen Sie nach einer Minute ein. In der Glotze schalten Sie um. Im Internet klicken Sie weg. Wenn Sie nach „Starten Sie mit uns durch“ googeln, finden Sie über 73.000 Ergebnisse. Die meisten davon in Stellenanzeigen. Oh Elend.
Diese Floskel steht nur stellvertretend für den einschläfernden Schrott, mit dem Unternehmen versuchen, Mitarbeiter anzulocken. Hinzu kommen nichtssagende Tätigkeitsbezeichnungen und englische Begriffe. Gern genommen bei Fintechs.
Von James Bond lernen
Selbst, wenn Ihre Stellenanzeige im dritten Absatz besser wird, haben Sie den Bewerber mit der Überschrift oder spätestens mit der Einleitung verscheucht. Er liest „Starten Sie mit uns durch“, dann irgendwas über dynamische Teams und Weltrevolution und schwupp, weg isser.
Was also tun? Von James Bond lernen. Der Vorhang geht auf. James rennt. Ein Panzer hinter ihm. Eine tiefe Schlucht vor ihm. Ein Helikopter über ihm. Keine Einleitung. Keine Erklärung. Sofort 5 Minuten Action. James springt in die Schlucht. Schnitt. Jetzt erst der Vorspann.
Der künftige Mitarbeiter ist der Star, nicht Ihr Unternehmen
Der Hauptdarsteller und Held Ihrer Stellenanzeige ist Ihr zukünftiger Mitarbeiter. Nicht Ihr Unternehmen. Ich will keinen Vortrag über den MI6. Der MI6 ist ein Nebendarsteller. Ein Teil des Rahmens, in dem Hauptdarsteller James uns auf seine Abenteuer mitnimmt. Was sagt „Starten Sie mit uns durch“ oder „Hands-on-Mentalität“ über die Abenteuer aus, die ein neuer Mitarbeiter bei Ihnen erlebt?
Kein Bild. Kein Kopfkino. Luftleerer Raum. Starten Sie mit dem Konflikt, in dem sich ein Bewerber gerade befindet: „Mein Chef ist ein Arsch“ oder „Kein Bock mehr auf Klinkenputzen“ oder „Zu viel Papierkram“ und „Soll ich mich wirklich auf diese Stelle bewerben? Ist es dort besser als hier?“. Das ist der Konflikt, den Sie lösen müssen.
Die Zweifel, die den Filmhelden plagen. Soll ich springen? Was erwartet mich in der Schlucht? Zeigen Sie Bewerbern den neuen Arbeitsplatz. Schreiben Sie in Bildern. Ja, deshalb bewirbst du dich. Nimm dein Handy, ruf an und lass uns sprechen.
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