Wo Makler drauf steht, ist nicht immer auch Makler drin: Matthias Helberg kritisiert das aktuelle Makler-Ranking des Focus. © Matthias Helberg
  • Von Lorenz Klein
  • 30.05.2018 um 17:19
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Der Focus hat erstmals die „TOP-Versicherungsmakler Deutschlands“ gekürt. Doch die Freude von so manchem Sieger bleibt nicht ungetrübt, denn offenbar hat man es in der Redaktion mit der Definition des Maklers nicht so eng gesehen: Unter den knapp 400 „Top-Maklern“ finden sich auch einige Nicht-Maklerunternehmen – wie zum Beispiel die DVAG.

Was ist passiert?

In einer „Top-Liste“ hat die Ausgabe „Focus Spezial Versicherungen 2018“ in Zusammenarbeit mit Statista für jede Region Deutschlands die Maklerunternehmen ausgewählt, die überdurchschnittliche Empfehlungen erhielten. Diese basieren auf Meinungen anderer Makler sowie auf einer Kundenumfrage und Online-Bewertungen. Von rund 46.000 registrierten Maklern tauchen am Ende knapp 400 „Top-Makler“ in den Listen auf.

Doch die Geschichte hat einen Haken: In den Listen taucht beispielsweise die Deutsche Vermögensberatung (DVAG) auf. Wer sich im Markt ein bisschen auskennt, weiß, dass viele Makler die DVAG – vorsichtig formuliert – kritisch beäugen – zumal der Finanzvertrieb rechtlich gesehen gar kein Maklerunternehmen ist, sondern als Versicherungsvertreter agiert. Die DVAG vermittelt nämlich ausschließlich Produkte des Versicherungskonzerns Generali beziehungsweise von dessen Töchterunternehmen Aachen Münchener, Central, Generali Pensionskasse und Advocard.

„Man sollte meinen, wer eine Studie über unseren Berufsstand veröffentlicht, sollte zumindest mal wissen, was ein Versicherungsmakler ist“, ärgert sich Makler Matthias Helberg auf seinem Blog. Das sei bei Focus und Statista „offensichtlich nicht der Fall“, so Helberg, der das „mehr als nur schade“ findet.

Helberg wird im Ranking als einer von 28 TOP-Versicherungsmaklern aus der Region Bremen & Niedersachsen aufgeführt. Doch ungeteilt freuen, kann sich der Makler aus Osnabrück nicht – denn auch der Blick auf sein Heimatland Niedersachen offenbart: „Von 28 ‚TOP-Versicherungsmaklern‘ sind fünf gar keine“, berichtet Helberg, der die entsprechenden Namen mit einem roten Kreuz versehen hat.

Der Begriff des Versicherungsmaklers sei in Deutschland eine seit 2007 gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung, erklärt Helberg. „Versicherungsmakler werden nicht im Auftrag eines oder mehrerer Versicherer tätig, sondern im Kundenauftrag.“ Das unterscheide sie von Versicherungsvertretern, die einen oder mehrere Versicherer vertreten.

„Für die ‚Qualität‘ von Focus können Sie doch nichts!“, beruhigt ein Leser

Immerhin scheint bei Helberg am Ende aber doch die Freude, ob des guten Abschneidens zu überwiegen. Einem Leser, der ihm folgendes schreibt: „Glückwunsch! Für die ‚Qualität‘ von Focus können Sie doch nichts!“, antwortet er: „stimmt auch wieder!“

Auch Makler Tobias Bierl, der zusammen mit seinem Bruder Stefan, die Finanzberatung Bierl betreibt, äußert sich zu den Patzern der Focus-Redaktion auf der eigenen Facebook-Seite. Man sei „auch unter den Top 300 Versicherungsmaklern in Deutschland“ vertreten, berichtet Bierl. Und weiter: „Irgendwie eine tolle Auszeichnung, hat aber leider ein kleines Geschmäckle 😉 -der Focus kennt leider die genaue Definition eines Versicherungsmakler wohl nicht.“

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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