Mitverursacher der niedrigen Zinsen: EZB-Präsident Mario Draghi. © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 17.11.2015 um 09:50
artikel drucken artikel drucken
lesedauer Lesedauer: ca. 03:30 Min

Die Lebensversicherung ist tot, der Versicherungsmakler ist abgemeldet, der aktive Fonds ein Produkt von gestern? Altersvorsorge-Spezialist Frank Breiting ist da anderer Meinung. Wie Lebensversicherung, Makler und Fonds die Zukunft überstehen können, erklärt er in seinem aktuellen Gastbeitrag.

Draußen wird es nebelig und düster und es beginnt die Zeit der Jahresrückblicke und Vorhersagen für das kommende Jahr. Vielleicht liegt es am Wetter oder es ist auch die Herbstdepression, dass so mancher Ausblick ausgesprochen trübe ausfällt. Für mich ist dies nun eine Gelegenheit, einmal zu schauen, was dran ist an so mancher Vorhersage.

Kandidat 1: Die Lebensversicherung ist tot

Seit ich im Bereich Altersvorsorge arbeite, wird der Lebensversicherung prophezeit, dass sie jetzt aber bald tot sei. Der neueste Indikator für das anstehende Ableben ist der stattfindende Wandel klassischer Lebensversicherungen hin zu etwas grundlegend Neuem. Der Grund ist einfach: Die Spielregeln für die Branche haben sich grundlegend geändert. Die klassische Versicherung benötigt als Treibstoff für ihren Motor Zinsen – schließlich geht ein Gutteil der Investments in sichere Anlagen wie Staatsanleihen. Wenn die Zinsen aber niedrig sind – so wie zurzeit – muss umgesteuert werden.

Genau das geschieht in der Lebensversicherung gerade. Man muss bei Verknappung des Rohstoffes Zins eben besser haushalten mit der Rohware, also Kosten senken. Alle Kosten, auch wenn das den jeweils Betroffenen missfällt. Außerdem muss man über „alternative Antriebe“ nachdenken. Wenn der Zins dem Vehikel Versicherung nicht mehr ausreichend Vorschub gibt, muss man alternative Treibstoffe suchen. Zum Beispiel Dividenden und die Wertschöpfung der globalen Wirtschaft. Die nämlich floriert in der Regel bei niedrigen Zinsen.

Wenn der Kunde also bereit ist, auf Garantien zu verzichten, dann ist der Zins auf Rentenanlagen im Zweifel egal – die Rendite kommt woanders her. So könnte die Fondspolice sogar eine Renaissance erleben. Das ist dann aber nicht mehr die Fondpolice der Jahrtausendwende, bei der sich die Anbieter gegenseitig damit überboten, noch mehr Auswahl für den Kunden zu bieten und möglichst oft kostenfrei umschichten zu können.

Die Zukunft gehört Produkten mit eine schlanken Auswahl von Fonds und Alleskönnern aus dem Multi-Asset-Bereich. Mehrere Jahrzehnte Fondspolicen-Erfahrung haben gezeigt, dass Kunden selten bis nie umschichten und auch wenig bis keine Zeit mit Fondsauswahl verbringen wollen. Ferner haben die Versicherer aufgrund der neuen Aufsichtsregelungen wenig Interesse daran ein wüstes Sammelsurium von Nischenfonds anzubieten. Unter Solvency II kommt es darauf an, mit einigen Playern professionelle Geschäftsbeziehungen zu unterhalten, die Risiken kontrollierbar zu machen und damit Eigenkapital zu sparen. Und da kommt die Fondsgesellschaft, die sich auf Versicherungen spezialisiert hat, ins Spiel, die dies einfach und kapitalschonend erledigen kann.

Wird die Lebensversicherung also demnächst sterben? Nein. Bestimmte Formen werden weniger stark angeboten werden, dafür innovativere Angebote entwickelt. Einige Anbieter werden den Wandel besser schaffen, andere werden möglicherweise verschwinden.  Auch hier kommt das Totenglöckchen zu früh.

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

kommentare

Hinterlasse eine Antwort

Pfefferminzia Logo rgb
Suche
Close this search box.
Zuletzt hinzugefügt
Wie die Zukunft der bAV aussieht
Handelsblatt Jahrestagung bAV 2024

Wie die Zukunft der bAV aussieht

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden
AfW-Vermittlerbarometer: Nachhaltigkeit

Vermittler müssen und wollen sich weiterbilden

Skip to content