Patrick Dahmen ist Vorstandsvorsitzender der HDI Lebensversicherung. © HDI
  • Von Karen Schmidt
  • 29.06.2020 um 11:07
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Seit rund anderthalb Jahren ist Patrick Dahmen Vorstandsmitglied von HDI Deutschland und Vorstandsvorsitzender der HDI Lebensversicherung. Wir sprachen mit ihm über seine Bilanz für diese Zeit, welche Ziele er sich gesteckt hat und, natürlich, über die Auswirkungen der Corona-Krise.

Pfefferminzia: Herr Dahmen, Sie sind vor rund anderthalb Jahren von der Axa zu HDI Deutschland in die Talanx-Gruppe gewechselt. Was haben Sie dort bisher erreicht?

Patrick Dahmen: Bei Altersvorsorge-Anbietern ist es extrem wichtig, dass sie finanziell stabil sind. Für diese Stabilität haben wir in den vergangenen Jahren viel unternommen – und die Anstrengungen zahlen sich aus. Per 31. Dezember 2019 haben wir bei der HDI Lebensversicherung AG eine Solvenzquote von 223 Prozent. Rechnet man Übergangsmaßnahmen mit ein, sind es fast 500 Prozent. Trotzdem wollen wir die finanzielle Stabilität unseres Unternehmens weiter ausbauen. Bei der Überschussbeteiligung liegen wir seit zwei, drei Jahren oberhalb des Marktniveaus. Im Schnitt liegt die laufende Verzinsung im Markt bei 2,6 Prozent, wir liegen um die 3 Prozent. Das ist schon mal eine gute Basis.

Wir haben im vergangenen Jahr außerdem eine neue Strategie im Bereich Lebensversicherung entwickelt: Spirit for Life. Unter dem Motto „Für ein Leben voller Zuversicht – Vorsorge partnerschaftlich, verlässlich und einfach leben“ wollen wir angreifen, etwa im Bereich der Biometrie. Dafür haben wir unter anderem im September 2019 einen Teil unseres Produktportfolios überarbeitet und neue Kundensegmente ins Visier genommen.

Weitergekommen sind wir bei der Konsolidierung unserer IT-Landschaft. Wir arbeiten daran, die heterogenen IT-Bestandsführungssysteme der verschiedenen Risikoträger in einer Plattform zusammenzubringen. Da haben wir ungefähr 50 Prozent des Weges hinter uns. Zum 1. Januar 2020 haben wir jetzt die Betriebsfunktionen gebündelt. Das heißt, wir haben einen einheitlichen Betrieb für alle Vertriebswege und alle Marken, und wir haben eine einheitliche Produktplattform, mit denen wir die verschiedenen Vertriebswege entsprechend bedienen können.

Welche Kundensegmente stehen im Bereich Biometrie denn jetzt im Fokus?

Selbstständige, Ärzte, Kammerberufe, IT-Berufe und auch Schüler. Das sind die Zielgruppen, die wir verstärkt erreichen wollen. Neben der Biometrie wollen wir aber auch das Thema der betrieblichen Altersversorgung vorantreiben. Hier sind wir aufgrund unseres langjährigen Fokus auf das Firmenkundengeschäft schon recht weit. Wir wollen aber weiter über Markt wachsen. Das gilt auch für unser drittes Standbein im Bereich der Produkte – die fondsgebundene Altersvorsorge. Insgesamt wollen wir das Neugeschäft im Segment Leben kontinuierlich um 5 bis 6 Prozent jährlich steigern.

Wie hat sich die Corona-Krise bisher auf das Geschäft ausgewirkt?

In der Lebensversicherung verwalten wir im Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland Kapitalanlagen in Höhe von mehr als 50 Milliarden Euro. Hier hätte es natürlich mit als erstes zu potenziellen Auswirkungen kommen können. In der Kapitalanlage verfolgen wir aber eine Strategie, die wir abgekürzt „lang und sicher“ nennen. Das heißt: Unsere festverzinslichen Wertpapiere haben eine lange Laufzeit und rangieren zum Beispiel zu 99 Prozent im Segment Investment Grade, sind also von Schuldnern mit einer hohen Kreditqualität. Bei HDI Deutschland merken wir momentan im Gegensatz zu anderen Unternehmen keine signifikanten Auswirkungen auf unser Portfolio, was Abschreibungen angeht. Wir haben die Corona-Krise in der ganz heißen Phase sogar genutzt, um in kleinerem Umfang Marktchancen zu nutzen.

Im Bereich der Versicherungstechnik im Segment Leben sehen wir auch keine großen Probleme, was etwa das Thema Übersterblichkeiten angeht. Eine gewisse Exposition haben wir im Bereich Arbeitslosigkeit.

In der Corona-Krise ist uns wichtig, an unsere Kunden zu denken und ihnen entsprechende Lösungen zu bieten. Wir haben daher zum Beispiel die Corona-Beitragspause eingeführt –unsere Kunden haben also die Möglichkeit, die Beitragszahlungen zinsfrei für bis zu sechs Monate auszusetzen. Das Angebot haben bisher rund 4.600 Kunden mit einem Beitragsvolumen von 4,1 Millionen Euro wahrgenommen. Für viele Kunden ist das eine große Erleichterung, für uns ist das gut verkraftbar.

Was haben Sie für die Vermittler getan?

Zum einen nehmen wir erstmal keine Änderung bei den Vergütungen vor, wenn Kunden die Beitragspause nutzen. Da schauen wir uns erst an, was nach den sechs Monaten passiert. Zum anderen haben wir mit Partnern zusammen ein digitales Hilfspaket für Makler aufgesetzt, das es ihnen ermöglicht, ihre Beratungs- und Abschlussprozesse innerhalb von 48 Stunden auf eine digitale Basis zu stellen. Das wird sehr positiv angenommen. Wir haben im Mai 2020 eine Umfrage unter Maklern durchgeführt. Ein Großteil der Befragten gab dabei an, dass sie sich Unterstützung bei der digitalen Kundenkommunikation wünschen.

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Karen Schmidt

Karen Schmidt ist seit Gründung von Pfefferminzia im Jahr 2013 Chefredakteurin des Mediums.

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