- Von Redaktion
- 22.10.2016 um 14:40
Pfefferminzia: Wie schätzen Sie die Rolle der Insurtechs im Vergleich zur vergangenen DKM ein – werden sie selbstbewusster auftreten?
Wolfgang Essing: Das Auftreten wird berechtigterweise selbstbewusster sein. Dieses hängt zum einen damit zusammen, dass zahlreiche Insurtechs mittlerweile bewiesen haben, dass es für ihr Geschäftsmodell eine wirkliche Daseinsberechtigung gibt. Des Weiteren spüren die Insurtechs, dass sie von den etablierten Versicherungsunternehmen nicht mehr als Zeiterscheinung betrachtet werden, die nach kurzer Zeit wieder vorüber ist. Sie werden in ihrer Existenz ernst genommen und spüren intensivste Annäherungsbemühungen der unterschiedlichen Versicherungsunternehmen.
Die neuen Start-ups haben in der etablierten Versicherungswelt gehörigen Wirbel ausgelöst. Kritische Stimmen besagen, dass es einigen Insurtechs an einem nachhaltigen Geschäftsmodell mangele. Was entgegnen Sie diesen Menschen?
Es ist ohne Zweifel richtig, dass es verschiedentlich im Umfeld der Insurtechs Geschäftsmodelle gibt, denen es an Nachhaltigkeit mangelt. Das werden auch die Modelle sein, die sehr schnell wieder aus dem Markt verschwinden. Betrachtet man die Vielzahl der neuen Geschäftsmodelle, und es werden stetig mehr, so werden aber auch einige sehr nachhaltig nicht nur im Markt verbleiben, sondern den Markt gehörig beeinflussen und für Innovationsdruck sorgen. Ich warne davor, die Diskussion rund um die Insurtechs über das Argument der fehlenden Nachhaltigkeit einiger Geschäftsmodelle zu bagatellisieren.
Es gibt wohl kaum einen Marktteilnehmer, den Insurtechs gänzlich kalt lassen. Was erhoffen Sie sich von der Diskussion, an der ja durchaus meinungsstarke Gäste, wie Rainer M. Jacobus und Oliver Pradetto teilnehmen?
Die Diskussion und Auseinandersetzung mit diversen Insurtechs führt erfahrungsgemäß dazu, dass alle Beteiligten ein besseres Grundverständnis darüber bekommen, was der jeweils andere überhaupt macht und was das insbesondere für die etablierten Player im Markt bedeutet.
Die Diskussion rund um das Thema Insurtechs wird sehr häufig von pauschalen und undifferenzierten Untertönen begleitet, löst aber aktuell bei vielen Versicherungsunternehmen teils hektischen Aktionismus aus. Eine sachliche und inhaltsgeprägte Auseinandersetzung kann hier nur sinnvoll sein, um zu einem differenzierten Blick zu kommen und auch die Basis für ein langfristiges Miteinander statt Gegeneinander zu schaffen.
Bei welchen Themen erwarten Sie besonders kontrovers geführte Debatten?
Ich erwarte insbesondere dort eine sehr kontroverse Diskussion, wo es darum geht, dass einige Insurtechs versuchen, etablierte Provisionsmodelle in Frage zu stellen und damit die Existenzgrundlage ganzer Vertriebsherrscharen in Frage stellen. Des Weitern basiert ja das Geschäftsmodell zahlreicher Insurtechs auf dem festen Glauben, dass die Branche ihre Kunden nicht bedarfsgerecht und qualifiziert genug betreut. Genau in diese gefühlte Bedarfslücke wollen die Insurtechs hinein. Diesen Vorwurf der mangelnden Kundenorientierung werden die etablierten Player nicht so ohne weiteres hinnehmen. Weiterhin positionieren sich zahlreiche Insurtechs gegenüber dem Endkunden als die eigentlichen Vetreter der absoluten Objektivität und Transparenz. Auch hierzu kann es sehr kontroverse Diskussionen geben. Zusätzlich gehen wir davon aus, dass die Frage „What’s next?“ diskutiert wird – und somit welche Teile der Wertschöpfungskette als nächstes das Ziel der Insurtechs sein werden
Der Kongress Insurtech findet am Mittwoch, 26. Oktober, ab 10 Uhr in Halle 3B, Stand C02 statt. Das Programm finden Sie hier.
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