Nikolai Dördrechter ist Geschäftsführer und Mitgründer der Policen-Direkt-Gruppe. Er ist der Ansicht, dass die Finanzierung für deutsche Insurtechs zunehmend schwieriger wird. © Policen Direkt
  • Von Redaktion
  • 18.10.2017 um 09:34
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Die deutschen Insurtechs stehen aktuell vor einer Herausforderung, die in der Öffentlichkeit bislang wenig Beachtung findet: Bei vielen Start-ups stehen größere Folgefinanzierungsrunden an, mitunter werden hohe Millionenbeträge gesucht. Doch die Geldgeber zögern, wie Nikolai Dördrechter, Mitgründer von Policen Direkt, in seinem Gastbeitrag ausführt.

Das bedeutet nicht unbedingt, dass die verfolgten Geschäftsmodelle schlecht sind. Vielfach wurde aber massiv unterschätzt, wie komplex und in mancher Hinsicht leider auch träge die Versicherungsbranche ist. Entscheidungs- und Umsetzungsprozesse bei Versicherern können so lange dauern, dass sie Insurtechs zum Verzweifeln bringen. Anders als in anderen Branchen setzt sich das bessere Produkt nicht schnell durch und verdrängt die etablierten Anbieter. Die Folge sind Abweichungen im Business Plan und damit ein höher Funding-Bedarf als ursprünglich erwartet.

Auf die beobachtbaren Dealzahlen hatte all das bisher noch keinen großen Effekt, aber die Venture Capitals lassen sich zunehmend mehr Zeit, um zu einem Urteil zu kommen und investieren tendenziell weniger. Denn auch die Venture-Capital-Unternehmen stehen unter Performance Druck und müssen ihren Investoren in den Fonds attraktive Renditen bieten. Liefert ein Fonds keine gute Rendite, ist der Folgefonds gefährdet. Die Statistik attestiert den europäischen Venture-Capital-Fonds keine gute Performance. Ein nennenswerter Teil der Investments floppt, nur wenige Erfolgsgeschichten müssen daher die Gesamtrendite stemmen. Fehlinvestitionen im nennenswerten Millionenbereich gilt es tunlichst zu vermeiden, was auch die Entscheidungsfreudigkeit im Insurtech-Umfeld reduziert.

Erfahrene Insurtech-Investoren fehlen

Hinzu kommt, dass Insurtechs außerdem ein relativ neues Investitionsfeld sind. Während bekanntermaßen viele Venture Capitals umfangreiche E-Commerce- oder Technologieerfahrung haben, fehlt es vielerorts an profundem Versicherungs-Know-how. Venture-Capital-Unternehmen haben oft kein ausreichendes Netzwerk in der Versicherungsbranche. Es finden sich dort viele ehemalige Banker und Unternehmensberater, aber kaum ehemalige Mitarbeiter und Top-Manager von Versicherungen, was Einschätzungen erschwert und Zurückhaltung fördert.

Das alles führt dazu, dass es in Deutschland kaum Investoren gibt, die hohe Anschlussfinanzierungen stemmen können oder wollen. Teilweise springen internationale Venture-Captial-Investoren in die Bresche wie bei Wefox. Mit Hilfe von Horizons Ventures, Target Global, Speedinvest und einigen kleineren ausländischen Investoren gelang es dem Unternehmen, den bisher größten Deal auf dem deutschen Insurtech-Markt abzuschließen. In der jüngeren Vergangenheit hat Coya mit Valar, dem Wagniskapitalfonds von Peter Thiel, einen US-VC als Finanzierungspartner gewinnen können.

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