- Von Redaktion
- 29.11.2021 um 15:54
Manchmal habe ich persönlich das Gefühl, als gebe es zwei Fraktionen innerhalb der Assekuranz: Auf der einen Seite die Hypermodernen mit Internet of Things (IoT), Blockchain und Pay-as-you-drive, auf der anderen Seite die Erzkonservativen, deren Internetseiten (mindestens) zehn Jahre alt sind und die mit steigender Impfquote auch alle hybriden und digitalen Formate wieder maximal zurückfahren. „Endlich wieder normal arbeiten!“
Vermutlich gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, sondern auch Fifty Shades of Grey, aber mir persönlich sind die (hybriden) Mischverhältnisse noch viel zu selten anzutreffen. Das eine Lager beruhigt die maximal Modernen argwöhnisch, die Modernen schauen auf die Konservativen mit eben solcher Skepsis. Spannend wird es dort, wo beide Seiten über ihren Schatten springen und man das Beste aus Tradition und Innovation herausholt. Denn tatsächlich haben sowohl eine konservative Haltung (in der ja auch Werte wie Kontinuität, Sicherheit und Vertrauen stecken), als auch eine auf Innovation und Transformation angelegte Haltung (deren Werte insbesondere Öffnung, Kreativität, Effizienz und Diversität bedeuten) ihre unverkennbaren Vorteile.
Von Filterblasen und Bibelsprüchen
Beharrt man jedoch auf seinem eigenen Bild als dem einzig wahren, sieht man, um ein Bibelzitat zu bemühen, „den Splitter im Auge des anderen, doch den Balken im eigenen Auge nicht“. Für meinen Teil fühle ich mich in beiden Welten zuhause, sehe viel Gutes in dem, was bisher passiert ist, gleichermaßen viel Gutes in dem was passieren wird, kann und auch muss. Das einzig Konstante in unserem Leben ist die Veränderung, dies fühlt sich jedoch im eher konservativen Lager einfach nicht so an. Weil wir aber auch, sowohl Konservative als auch Moderne, in unserem eigenen Confirmation Bias und unserer eigenen Filterblase unterwegs sind.
Haben wir eine Meinung, sehen wir vorrangig diejenigen Dinge, die unser Weltbild bestätigen. Davon kann auch ich mich nicht vollkommen freimachen – Objektivität ist nicht wirklich ein menschliches Phänomen. Wofür ich jedoch heute werben will, ist ein möglichst ergebnisoffener Austausch mit der jeweiligen Contra-Position. Sich bewusst dem zu stellen, was man bisher ablehnt, einfach um herauszufinden, was es uns am Ende vielleicht doch bringen kann. Denn so wenig, wie wir mit persönlicher Beratung allein Check24 und Vergleichsportale generell wieder vom Markt verdrängen können, so wenig kann ein rein digitalet Anbieter (zumindest Stand heute) die Persönlichkeit im Verkauf ersetzen.
Tante Emma geht auch in der Assekuranz in Rente
Einen Ansprechpartner insbesondere für Gewerbe und Industrie, aber auch für anspruchsvolle Privatkunden, insbesondere eben jene, die nicht auf jeden Euro schauen müssen und auch nicht wollen, wird immer gebraucht werden. Aber eben nicht der Versicherung-Tante-Emma-Laden. Den werden die Großmärkte und Fachgeschäfte verdrängen, die Geschichte ist bekannt.
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Über den Autor
Die Vorteile von Digitalisierung und digitaler Transformation in Vertrieb und Marketing nutzbar machen – das ist die Passion von Sebastian Heithoff (*1986). Der selbstständige Unternehmensberater mit zwölf Jahren Versicherungs- und Marketing-Background setzt mit Heithoff Consulting auf die Kernbereiche Digital Enablement und Digitale Positionierung.
Logan D. Williams
Vor 3 JahrenSehr gut geschrieben! #FoodForThought
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kommentierenLogan D. Williams
Vor 3 JahrenSehr gut geschrieben! #FoodForThought