- Von Achim Nixdorf
- 25.03.2021 um 18:04
Die Politik verfolgt seit langem das Ziel, die Vermittlung von Versicherungen und anderen Finanzprodukten gegen ein vom Kunden zu zahlendes Honorar zu fördern. Bislang konnte sich dieses Modell jedoch nicht durchsetzen. Im Gegenteil: Wie aus dem Versicherungsvermittlerregister hervorgeht, stehen aktuell gerade einmal 326 Versicherungsberater 197.111 Versicherungsvermittlern gegenüber. Auch im Bereich Finanzanlagen sieht es mit 208 Honorar-Finanzanlagenberatern gegenüber 38.106 Finanzanlagenvermittlern mit einer Gewerbeerlaubnis nicht viel anders aus.
Honorarberatung hat während Corona-Krise deutlich zugelegt
Mehr als 45 Prozent glauben an Stärkung der Honorarberatung
„Förderung der Honorarberatung nicht zu Lasten anderer Berufsbilder“
Warum tritt die Honorarberatung in Deutschland auf der Stelle? Als ein Grund hierfür wird immer wieder ein Mangel an Nettotarifen angeführt, also an abschlusskostenfreien Tarifen, in die keine Provision eingerechnet wird. Dass das aber so nicht stimmt, zeigt jetzt eine gemeinsame Studie der beiden Versicherungsprofessoren Matthias Beenken von der Fachhochschule Dortmund und Heinrich Schradin von der Uni Köln.
Versicherer bieten Nettotarife
Danach bieten rund 38 Prozent der Versicherungsunternehmen in Deutschland solche Nettotarife an. Rechne man noch die Gesellschaften dazu, die eine Durchleitung der Provisionen bei der Vermittlung von Bruttotarifen unterstützten, erhöhe sich der Marktanteil sogar auf 46 Prozent.
Und noch etwas zeigt die Studie: Anders als bei früheren Untersuchungen sind es nun auch große, marktanteilsstarke Versicherer, die sich dem Honorarmarkt geöffnet haben und nicht mehr überwiegend kleine Nischenanbieter.
Fehlende Nachfrage
„Trotzdem ist der Absatz an Nettotarifen weiterhin verschwindend gering und beschränkt sich überwiegend auf die Lebensversicherung. Der Markt der Honorarberatung ist damit so klein, dass er sich nur für wenige, kleine Spezialanbieter lohnen dürfte“, schreiben die Studienautoren. Der Neugeschäftsanteil der Nettotarife beläuft sich danach bei der Lebensversicherung nur auf 6,3 Promille. In der Krankenversicherung sind es 1,8 Promille, in der Kompositversicherung sogar nur 0,8 Promille.
Unklar sei, zu welchen Teilen das geringe Vermittlungsvolumen an Nettotarifen auf eine fehlende Nachfrage seitens der Kunden oder auf fehlendes Interesse der Vermittler zurückzuführen sei. An den Versicherungsgesellschaften und damit an der Angebotsseite liege es aber nicht, wenn nicht häufiger gegen Honorar vermittelt werde.
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