- Von Lorenz Klein
- 29.03.2021 um 09:11
Puh. Das nennt man wohl ein Dilemma, das Hermann da beschreibt. Nur, dass sich unter den Deutschen halt leider „keine Sau“ für diese Zwickmühle interessiert, in der sich viele Vermittler wähnen, um es mal im Hau-Drauf-Jargon von Welke und Co. zu formulieren. Stattdessen wird im Fernsehen lieber das Image der Versicherer als Angsttreiber gepflegt – und weil das ja fast schon etwas langweilig geworden ist: Warum den Versicherungsvermittler als solchen – diesen halbseidenen Schlawiner, der er nun einmal ist, so der Gedanke der ZDF-Redaktion – nicht gleich als Kleinkriminellen „überführen“? O-Ton: „Aber brauche ich denn wirklich eine Versicherung gegen Glasbruch“, fragt eine Oma in einem „Heute Show“-Einspieler einen Makler-Vertreter-Berater-was auch immer. „Weiß ich nicht“, entgegnet der Mann. „Geht denn hier viel Glas kaputt in der Gegend?“, sagt er und tätschelt hämisch grinsend einen Ziegelstein.
Ein Makler wird zum Vertreter umgedeckt
Dazu passend schildert „GDV-Sprecherin“ Valerie Niehaus am Studio-Tisch mit Welke „den wichtigsten Trick von allen“, den „ein Vertreter“ im nun folgenden Clip verraten werde – wobei sich halt der Vertreter im Einspieler als „selbstständiger Versicherungsmakler“ entpuppt, wie es dem Zuschauer auch richtig eingeblendet wird. Der Vertreter, der also in Wahrheit Makler ist, heißt Walter Benda. Benda wird gezeigt, wie er in einer schon leicht angegrauten „Kontraste“-Sendung von vor einigen Jahren auftrat. „Das Sargdeckel-Klappern“, lautet der Trick jedenfalls: „Es gibt einen Moment, wo Gier oder Angst eine so große Einflussnahme auf Ihre Entscheidung haben, dass eine rein rationale Steuerung nicht mehr möglich ist, wenn sie genügend Angst gemacht haben – und mit dem Sargdeckel geklappert haben“, schildert Benda. „Dann steigt in einigen Fällen die Wahrscheinlichkeit, dass sich jemand zu etwas drängen lässt, was er eigentlich nicht möchte.“
Benda wollte damit eigentlich nur das Vorgehen schlechter Vermittler erklären, von denen es – auch das gehört zur Wahrheit – hierzulande nach wie vor noch einige geben wird. Man kann das als Vermittler verunglückt finden. Das aber die Sache auch heute noch ihre Runden in Netz und TV dreht, dürfte wohl auch Benda verwundern. Motto: „Wo bin ich da bloß reingeraten?“. Aber zu jener „Kontraste“-Sendung hat Stephan Peters in seiner sehr zu empfehlenden Satire „Die Tricks der Versicherungsvertreter äh… des SWR/WDR“ von Dezember 2019 auf Youtube eigentlich längst alles gesagt.
Welke schließt „brandneue Gag-Absturz-Versicherung“ ab
Ach ja, am Ende hat es die GDV-Sprecherin doch tatsächlich geschafft, Welke eine „brandneue Gag-Absturz-Versicherung“ zu verkaufen. „Falls ihnen hier ein Gag verreckt, zahlen wir Ihnen den Lacher-Ausfall“, erklärt Niehaus – und betont Welke gegenüber: „Ich gucke Ihre Sendung regelmäßig – das ist eine Versicherung, die sie wirklich brauchen.“ Mit den Worten „Jan Böhmermann hat schon unterschrieben“, kriegt sie Welke schließlich rum. Dieser Gag ist wirklich gut, Frau Niehaus darf sich freuen.
Zum Schluss zurück zu Hermann: „Wir müssen den Mut haben, die Schattenseiten der Branche zu beleuchten“, findet er. „Nur dann haben wir die Chance, die Wahrnehmung unseres Berufes zu verbessern, den Menschen zu zeigen, dass die Finanzdienstleistungsbranche hoch interessant, voller aufregender Menschen und längst nicht so schlimm ist, wie viele glauben“, so der Versicherungsmakler. Hm, viel Spaß und Erfolg bei dieser Mission, denkt man sich da, lieber Herr Hermann. Aber vielleicht schaut Oliver Welke ja mal demnächst rein in dessen Youtube-Show. Aber erstmal muss der „Heute Show“-Gastgeber noch diesen Witz loswerden: „Was macht Herr Kaiser eigentlich heute – verkauft wahrscheinlich Brandschutzversicherungen in der Hölle!“. Auch nicht schlecht.
Ob an dieser Stelle auch GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen zum Lachen zu Mute war? Per Twitter ließ er jedenfalls wissen: „Satire darf alles, auch die Fakten ein bisschen einseitig präsentieren. Lachen konnten wir alle trotzdem…“. Humor ist manchmal wohl, wenn man trotzdem lacht.
Satire darf alles, auch die Fakten ein bisschen einseitig präsentieren. Lachen konnte wir alle trotzdem…
— Jörg Asmussen (@JoergAsmussen) March 27, 2021
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