- Von Sabine Groth
- 15.12.2022 um 12:15
Rund 8 bis 9 Prozent wird die Inflationsrate in Deutschland für das Gesamtjahr 2022 wohl betragen. Die gestiegenen Preise belasten nicht nur die Haushaltskasse. Ein solch hoher Kaufkraftverlust nagt auch an der Altersvorsorge. Denn schließlich ist nicht nur wichtig, wie viel Vermögen bis zur Rente in absoluten Zahlen aufgebaut wird, sondern auch, wie viel es dann wert ist.
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Die Inflation sollte daher bei der Auswahl der Kapitalanlagen berücksichtigt werden. Wenn man den Prognosen einer Vielzahl von Experten glaubt, dürfte ein sehr niedriges Inflationsniveau, wie wir es in der vergangenen Dekade gesehen haben, erst einmal der Vergangenheit angehören. Inflationssichere Anlagen sind gefragt. Aber gibt es die überhaupt?
Gold – der Inflations-Klassiker
Beim Thema Inflationsschutz wird schnell an Gold gedacht. Das zeigt auch das diesjährige Anleger-Barometer von Deutsche Börse Commodities. Die meisten der in der repräsentativen Studie befragten Deutschen (42 Prozent) bewerten Gold als die inflationssicherste Anlage. Diese Annahme hängt sicherlich damit zusammen, dass bei stark steigender Inflation das Vertrauen in die Papierwährung sinkt und der Glanz des Goldes wieder erstrahlt. In einer Hyperinflation, wie Deutschland sie in den 1920er Jahren erlebte, könnte Gold durchaus als die stabilere „Währung“ fungieren. Aber aktuell hat das Edelmetall weder 2021, als die Inflation bereits anzog, noch 2022 überzeugt.
Und das digitale Gold? Ob Kryptowährungen irgendwann einmal in Inflationszeiten gefragt sein werden, lässt sich heute noch nicht abschätzen. Derzeit haben Bitcoin & Co. ganz andere Probleme und sind im Gegensatz zu Gold alles andere als ein sicherer Hafen in Krisenzeiten.
Immobilien – Wertzuwachs unter Druck
Immobilien wird ebenfalls ein gewisser Inflationsschutz zugeschrieben. Dies gilt vor allem im Bereich der gewerblichen Immobilien wie Büros, wo die meisten offenen Immobilienfonds investieren. Der Großteil der Mietverträge ist hier indexiert, und die Mieten steigen mit dem Verbraucherpreisindex, also der Inflation.
Ob Mietanpassungen im hohen einstelligen Bereich tatsächlich umsetzbar sind, hängt auch von der konjunkturellen Lage ab. Zudem gewinnen Immobilien langfristig mit dem allgemeinen Preisniveau an Wert. Allerdings sind Objektpreise, auch im Wohnbereich, in den vergangenen Jahren schon deutlich gestiegen – nicht zuletzt aufgrund der fantastischen Finanzierungskonditionen. Mit dem Anstieg der Zinsen wendet sich das Blatt, und die Preise geraten erst einmal unter Druck. Inflationsschutz heute: Fehlanzeige.
Aktien – langfristiger Inflationsausgleich
Eine weitere große Anlageklasse kann langfristig der Inflation die Stirn bieten: Aktien zählen wie Gold und Immobilien zu den Sachwerten. Demgegenüber stehen Geldwerte wie Bargeld oder Zinsanlagen. Diese bieten keinen Inflationsschutz, da ihr Wert sich nicht an die steigenden Preise anpassen kann, sondern sich voll um den Teuerungssatz reduziert. Das ist besonders fatal, wenn der Zinssatz unter der Inflation liegt und damit ein Kaufkraftverlust vorprogrammiert ist.
Aktien hingegen sind Beteiligungen an Unternehmen. Deren Umsätze und Gewinne sowie letztlich die Unternehmenswerte und Börsenkurse können mit der Teuerung steigen. Allerdings nicht eins zu eins und nicht zum selben Zeitpunkt, wie die Verluste an den Aktienmärkten in diesem Jahr klar belegen. Langfristig können Aktienrenditen die Inflation allerdings sehr gut ausgleichen und Gewinne darüber hinaus liefern. Auch ein paar Jahre mit 5 Prozent und mehr Inflation sind auf lange Sicht kompensierbar. Zur besseren Risikostreuung in der Aktienanlage sind Investmentfonds in einer Fondspolice oder im Bankdepot eine gute Alternative.
Aktien und Aktienfonds haben geliefert
Zudem fordert auch die Finanzaufsicht Bafin in ihrem Entwurf zum „Merkblatt zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildenden Lebensversicherungsprodukten” eine renditeträchtige Anlage. Für Policen zur Altersvorsorge soll sichergestellt sein, „dass die Produkte mit hinreichender Wahrscheinlichkeit eine Rendite nach Kosten erzielen, die über einer begründeten langfristigen Inflationserwartung liegt.“ Diesen Wert sieht die Behörde bei 2 Prozent. Das entspricht der Inflationsrate, die die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt, um die Preisstabilität in der Eurozone zu erhalten. Aktien haben diese Vorgabe in der Vergangenheit geliefert und haben die Voraussetzungen, um dies auch in Zukunft erfüllen zu können. In der Altersvorsorge sollten sie daher einen wichtigen Part einnehmen.
Fazit
Eine Anlageklasse mit sofort wirkendem vollem Inflationsschutz gibt es nicht. Das überrascht nicht so sehr. Schließlich ist die Inflation nur einer von vielen Faktoren, die gleichzeitig auf die Kapitalmärkte einwirken. Wichtig für eine rentable Altersvorsorge ist vielmehr, langfristig auf Anlageklassen zu setzen, die eine reale positive Rendite liefern, also nach Abzug der Inflation ein Plus ausweisen und so nicht nur den Wert der eingezahlten Beiträge erhalten, sondern zusätzliches Vermögen schaffen.
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