- Von Lorenz Klein
- 03.07.2023 um 13:04
Maxpool-Chef Oliver Drewes lag schon häufig über Kreuz mit Blau-Direkt-Gründer Oliver Pradetto – zum Beispiel im Frühjahr 2014: In einem Interview mit „Pro Contra“ äußerte sich Drewes über den streitbaren Lautsprecher der Branche so: „Er will gehört werden und das ist halt seine eigenwillige Art“, kommentierte der Hamburger mit typisch trocknem Humor ein Pradetto-Interview mit Cash.-Online. Darin hatte Pradetto erklärt, dass selbst bei großen Maklerpools „nackte Angst“ herrsche, „Drei von Vier sind stehend k.o.“.
„Da kann ich nur noch den Kopf schütteln“
Stichwort „nackt“: Außerdem ist bekannt, dass sich Drewes (und nicht nur er) überaus irritiert zeigte über die nicht abgestimmte Blau-Direkt-Ulk-Aktion „Poolchef Kalender 2022“ (O-Ton Blau Direkt: „Überreicht mit einem Augenzwickern“). Dazu wurden die Gesichter der Chefs der großen deutschen Maklerpools auf die freien Oberkörper männlicher Models im „Chippendales“-Look projiziert.
„Da kann ich nur noch den Kopf schütteln“, kommentierte Drewes das Ganze im Podcast-Gespräch mit Pfefferminzia (nachzuhören ab Minute 10:53). Nun ja. Da half es auch nichts mehr, dass Pradetto den Kalender-Versand als „satirische Aktion“ zu deuten wusste.
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Blau Direkt und Charta vernetzen ihre Systeme
Blau Direkt über seine Auslandspläne
Doch derlei Scharmützel scheinen vergessen, seitdem sich Pradetto Ende Oktober 2022 aus der Geschäftsführung von Blau Direkt zurückzog und erklärte, sich künftig auf „die Rolle des Eigentümers“ zu konzentrieren. Als Beiratsvorsitzender wolle er fortan vor allem den strategischen Ausbau des Unternehmens begleiten, so Pradetto. Und was soll man sagen: Der strategische Ausbau nimmt bei Blau Direkt unbestreitbar Formen an.
Vor gut zehn Tagen gab der Lübecker Maklerpool bekannt, dass man künftig mit dem Maklerverbund Charta auf technischem Gebiet zusammenarbeiten werde – und die Umarmungsstrategie der Hanseaten ist nun schon bereits beim nächsten Partner aufgegangen: Blau Direkt wird ab sofort mit dem langjährigen Rivalen Maxpool aus der großen benachbarten Hansestadt gemeinsame Sache machen. Ausgerechnet.
Wie die Phönix Maxpool Gruppe am Montag mitteilte, habe der Hamburger Maklerpool mit Blau Direkt einen Kooperationsvertrag geschlossen. Im Rahmen der Partnerschaft werde „Fachwissen ausgetauscht sowie Technologien und Ressourcen gemeinsam genutzt, so dass Produktentwicklungen und Innovationen weiter beschleunigt werden können“, wie es hieß. Die Phönix Maxpool Gruppe schließe sich somit abwicklungstechnisch der Gemeinschaft miteinander kooperierender Unternehmen an, wie bereits Charta, Insuro, Wifo oder Finanzzirkel.
Kooperation erfolgt „ohne jeden Anteilsverkauf“
Dass sich Maxpool nun ebenfalls dem Verbund anschließt, diene lediglich der Schaffung von Synergien, „ohne jeden Anteilsverkauf“, wie beide Seiten betonten. Gleichwohl machte Maxpool deutlich, dass ein Einstieg von Blau Direkt bei den Hamburgern keineswegs für alle Zeiten ausgeschlossen ist. „Hierüber wird in Zukunft eine Entscheidung getroffen“, hieß es.
Für den Moment aber sprechen die neuen Partner lieber von einer „Win-win-Situation“, die auch für die jeweiligen angeschlossenen Maklerinnen und Makler „erheblichen Mehrwert“ biete. So steht Maxpool-Maklern künftig, sofern das Kartellamt grünes Licht gibt, die komplette Infrastruktur von Blau Direkt zur Verfügung. Die Lübecker wiederum profitierten von den „fachlichen Fähigkeiten und Services von Maxpool und von der Phönix Schutzgemeinschaft als Assekuradeur mit innovativen Deckungskonzepten“.
Blau Direkt und die nackten Tatsachen
„Wir verstehen uns als Qualitätspool und damit als umfassenden Partner für Maklerbetriebe und nicht als Technikabwickler. Daher wird diese neue Partnerschaft für beide Unternehmen und für unsere kooperierenden Maklerinnen und Makler von großem Nutzen sein“, kommentierte Maxpool-Chef Oliver Drewes die neue Partnerschaft.
„Gemeinsam haben wir die Chance, unsere Stärken zu bündeln, Synergien zu schaffen und neue Möglichkeiten zu erschließen“, wird Blau-Direkt-Chef Lars Drückhammer zitiert. Oliver Lang, Geschäftsführer bei den Lübeckern, ergänzt: „Kooperationen mit anderen Unternehmen sind von entscheidender Bedeutung, um den ständig wachsenden Anforderungen und neuen Herausforderungen der Versicherungs- und Finanzbranche erfolgreich zu begegnen. Wir sind bereit, gemeinsam die Zukunft der Branche zu gestalten.“
Was bleibt, ist vielleicht diese Erkenntnis: Der Ton, der der Maklerpool-Branche von der Ostsee entgegenweht, ist leiser, höflicher und damit auch etwas langweiliger geworden. Am Machtanspruch von Blau Direkt ändert das aber nichts. Soweit die Tatsachen – meinetwegen auch die nackten Tatsachen.
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