- Von Lorenz Klein
- 22.11.2019 um 10:43
Wie viel Weiterbildung darf‘s denn sein? Mit dieser Frage müssen sich nicht nur Architekten, Lehrer oder Rechtsanwälte auseinandersetzen, sondern auch Versicherungsvermittler. Letztere stehen immerhin auf Platz 3 der Berufsgruppen mit dem höchsten Weiterbildungsaufwand – nur Wirtschaftsprüfer und Ärzte müssen noch häufiger die „Schulbank“ drücken, wie ein Ranking des Versicherungsverbands GDV zeigt. Gesetzlich vorgeschrieben sind 15 Weiterbildungsstunden für Vermittler, doch die meisten erbringen viel mehr als das – und das aus tiefer Überzeugung.
Vermittler haben sich bislang 19 Stunden weitergebildet
„Makler fragen am häufigsten versicherungsfachliche Inhalte nach“
Laut der aktuellen Strukturanalyse des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) sprechen sich knapp 65 Prozent der befragten Vermittler für einen Standard von 30 Weiterbildungsstunden aus, wie ihn auch diverse Weiterbildungsinitiativen empfehlen. So weit, so gut.
Doch es lohnt sich, hier einmal genauer hinzuschauen: So zeigt sich, „dass diejenigen Vermittler in der kleinsten Einkommensklasse mit Gesamteinnahmen von bis zu 80.000 Euro die geringste Neigung haben, mehr Ausbildungsstunden zu absolvieren, als unbedingt nötig“, berichtet der BVK. Die Frage „Weiterbildung darf etwas kosten – trifft voll und ganz zu / trifft eher zu“ bejahten nur 44 Prozent aus der untersten Einkommensklasse. Mit jeder höheren Einkommensklasse steigt die Zustimmung zu kostenpflichtigen Bildungsdienstleistungen sukzessive an, bis zu einem Höchstwert von 84,5 Prozent bei Vermittlern, die mehr als 500.000 Euro Jahresumsatz schreiben (siehe Grafik). Der Mittelwert liegt bei 58 Prozent.
Wie sind diese Ergebnisse einzuschätzen? Machen es sich 42 Prozent der Vermittler zu leicht, indem sie ausschließlich auf kostenlose Veranstaltungen setzen? „Die wichtigste Maschine eines Maklers, mit der er sein Geld verdient, ist sein Gehirn beziehungsweise sein Know-how. Wenn er diese Maschine nicht pflegt und er nicht bereit ist, für diese Pflege auch Geld in die Hand zu nehmen, dann versiegt irgendwann seine Geldeinnahmequelle“, sagt Wolfgang Kuckertz, Vorstand der Going Public Akademie für Finanzberatung. In der Folge spielten jene 42 Prozent, „die nicht in sich selbst investieren möchten, mit ihrer Existenz“, so Kuckertz. „Diese Personengruppe wird mit hoher Wahrscheinlichkeit entweder ihre Einstellung verändern oder den Markt verlassen.“
„Qualität hat ihren Preis“, sagt auch Karsten Körwer, Geschäftsführer des Weiterbildungsanbieters Perspectivum. „Und gute – wirklich gute – Trainer bekommt man nicht umsonst.“ Dabei warnt er davor, mit dem Begriff des Coachings „inflationär zu jonglieren“. Ein echtes Coaching bewirke effektive Veränderung, Optimierung, Verbesserung – was auch immer das Thema sein möge. „Hier geht es nur um Individualität, und die findet man nicht im Lehrbuch – da sind Praxis und Erfahrung gefragt“, ist Körwer überzeugt.
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