- Von Karen Schmidt
- 22.09.2022 um 12:51
Vereine in Deutschland verfügen über ein breites Bewusstsein über ihre individuellen Risiken – sind aber in der Praxis nur ungenügend abgesichert. Ein Beispiel: 57,8 Prozent der Befragten halten eine Versicherung für Personen- und Sachschäden für sehr wichtig, aber nur 46,6 Prozent sind dagegen tatsächlich abgesichert.
Das geht aus einer Umfrage des Spezialversicherer Hiscox hervor. 1.000 Entscheiderinnen und Entscheider von deutschen Vereinen hat der Marktforscher Civey dafür befragt. „Vor allem Vereinsmitglieder in leitender Funktion müssen bei mangelnder Absicherung schnell mit persönlicher Haftung rechnen“, warnt Mario Hartmann, Underwriting Manager Professional Indemnity & D&O beim Spezialversicherer Hiscox. Und schiebt hinterher: „Aber auch einfache Sach- oder Personenschäden sowie Vermögenshaftpflichtschäden, die sich in der tagtäglichen Vereinsarbeit selten gänzlich vermeiden lassen, können gerade für kleine Vereine schnell existenzbedrohend werden.“
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Ein Großteil der befragten Vereinsmitglieder ist sich über das persönliche Haftungsrisiko im Klaren: 56,8 Prozent aller Befragten geben an, zu wissen, wann sie bei Schadensersatzforderungen persönlich haften. Noch dazu schätzt knapp ein Viertel der Befragten Irrtümer oder Fehler durch den Vorstand oder Mitarbeiter als größte Risiko für den eigenen Verein ein. Auf der anderen Seite kennt jedoch knapp ein Drittel der Befragten sein persönliches Haftungsrisiko überhaupt nicht und 11,2 Prozent sind sich unsicher.
Neben Fragen der persönlichen Haftung zeigen die Ergebnisse der Befragung aber auch, dass sich Vereinsmitglieder einer Vielzahl an Risiken und möglichen Schäden bewusst sind: 29,9 Prozent halten mögliche Personenschäden bei Dritten für ein großes Risiko. Aber auch Schäden bei einer eigenen Veranstaltung oder Reise (20,3 Prozent) sowie Datenverlust und Datenschutzverstöße (18,4 Prozent) werden als Risiken wahrgenommen. 29 Prozent geben dagegen an, dass keine der genannten Risiken aus ihrer Sicht relevant sei oder dass sie dazu keine Meinung haben.
Absicherung wird Risiken nicht gerecht
Dabei zeigen Schadenfälle bei Hiscox, dass es im Rahmen der Vereinsaktivitäten schnell zu teilweise beträchtlichen Schäden kommen kann. Einem Sportverein, dessen Geschäftsführer die Dokumentationspflichten vernachlässigte, wurde daraufhin die Gemeinnützigkeit vom Finanzamt entzogen.
Ausgehend von ihrer Risikoeinschätzung äußern die befragten Vereinsmitglieder auch klare Präferenzen bei der Relevanz von Versicherungsangeboten: Weit über die Hälfte halten für ihren Verein eine Absicherung gegen Personen- oder Sachschäden für am wichtigsten und 40,1 Prozent geben einer Absicherung gegen die persönliche Haftung des Vorstands die oberste Priorität.
Vergleicht man die theoretische Risikowahrnehmung mit der praktischen Absicherung dieser Risiken, offenbaren sich allerdings Lücken: 46,6 Prozent geben an, dass ihr Verein gegen Personen- und Sachschäden abgesichert ist. Nur 22,8 Prozent verfügen über eine Veranstalterhaftpflicht, obwohl 54 Prozent der Vereine auch Events durchführen. Über eine Vermögensschadenhaftpflicht verfügen nur 17 Prozent der Vereine – und eine Cyberversicherung findet man nur bei 1,8 Prozent der Befragten im Versicherungsportfolio.
„Unsere Umfrage zeigt einen deutlichen Kontrast zwischen Wahrnehmung und De-facto-Absicherung. Ehrenamtliches Engagement sollte für Vereinsmitglieder jedoch nicht mit der Gefahr von eigenen finanziellen Schäden einhergehen – und Vereine nicht nur einen Schadenfall von der Auflösung entfernt sein“, sagt Hartmann.
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