EZB-Chefin Christine Lagarde, kurz vor der Pressekonferenz am 4. Mai 2023 © picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Michael Probst
  • Von Andreas Harms
  • 04.05.2023 um 17:33
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Die Zentralbank erhöht den Leitzins – und der GDV klatscht in die Hände. Der Versicherungsverband hält den Zinsschritt für richtig und hofft, dass die Zentralbank auf ihrem Kurs nicht lockerlässt.

War das jetzt der letzte Schritt? Wir wissen es nicht. Was wir aber wissen, ist, dass die Europäische Zentralbank (EZB) erneut am Zügel gezogen hat. Allerdings fiel der Zinsschritt mit lediglich 0,25 Prozentpunkten (entspricht 25 Basispunkten) deutlich kleiner aus als frühere.

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Die drei wichtigen Zinssätze in der Eurozone sehen somit mit Wirkung zum 10. Mai wie folgt aus:

  • Hauptrefinanzierungsgeschäfte („der Leitzins“): 3,75 Prozent
  • Spitzenrefinanzierungsfazilität: 4,00 Prozent
  • Einlagefazilität: 3,25 Prozent

„Die Inflationsaussichten sind weiterhin zu hoch, und dies über einen zu langen Zeitraum“, lässt die Bank dazu verlauten. Zwar wirkten sich die erhöhten Zinsen schon auf Kredit- und Geldsystem aus. Wie stark der Effekt aber auf die Realwirtschaft ist, und wann er eintritt, sei hingegen weiterhin unklar.

Und während die Wirtschaft schnauft und bereits wieder sinkende Zinsen herbeisehnt, äußert sich die Versicherungsbranche zufrieden. So erklärt der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen:

„Die heutige Entscheidung der EZB, den Leitzins moderat anzuheben, ist richtig. Ihre Medizin zeigt bereits Wirkung, wie man an der schwächeren Kreditvergabe im Euroraum sieht. Aber die Inflationsrate ist noch deutlich von ihrem Zielwert entfernt; sie ist im April im Euroraum sogar leicht angestiegen. Auch die Kerninflationsrate ist weiterhin zu hoch. Die Divergenz der Inflation im Euroraum erschwert der EZB die einheitliche Geldpolitik. Bis sichtbar ist, dass der Scheitelpunkt der Inflation überschritten ist und das Inflationsziel von zwei Prozent in greifbare Nähe rückt, sollte die EZB in ihrem Kurs nicht lockerlassen.“

Und wie geht es weiter? Offiziell wollen sich die Zentralbanker weiter von Sitzung zu Sitzung nach den Daten richten. Der Senior-Volkswirt Jörg Angelé vom Anleihespezialisten Bantleon sieht jedoch schon Anzeichen, dass sich der EZB-Rat bereits in der Nähe des Zinsgipfels wähnt. Eines davon sei zum Beispiel der bereits erwähnte Hinweis darauf, dass die Zinsen inzwischen wirken.

Auch Angelé beobachtet, dass die Banken merklich vorsichtiger Kredite vergeben – und es könnte noch weniger werden. Sein Schluss: „Diese ungünstigen Perspektiven sprechen unseres Erachtens dafür, die Geldpolitik nicht weiter zu straffen, insbesondere da die bisherigen Zinsanhebungen ihre volle Wirkung erst noch entfalten werden. Zumal das vorrangige Ziel der EZB, die Nachfrage zu dämpfen, bereits erreicht ist.“

Fürs laufende Jahr rechnet der Volkswirt damit, dass die Inflationsraten in der Eurozone auf 2,5 bis 3,0 Prozent sinken. Und im kommenden Jahr sollte der Preisauftrieb sogar noch weiter nachlassen. Für den April meldete das Statistische Bundesamt (Destatis) für Deutschland eine vorläufige Inflationsrate von 7,2 Prozent. Im März lag sie noch bei 7,4 Prozent und im Februar bei 8,7 Prozent.

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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