Guntram Overbeck ist Leiter Produktsteuerung Leben bei Helvetia. © Helvetia
  • Von Sabine Groth
  • 02.06.2020 um 11:33
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Der Kunde hat über viele Jahre Vermögen in einer Fondspolice aufgebaut, und pünktlich zum Renteneintritt kommt der Börsencrash. Um zu vermeiden, dass jetzt alles für die Katz war, bieten Versicherer ein Ablaufmanagement an. Flexibel gestaltet, kann es besonders effektiv sein.

Das Credit Suisse Research Institute hat richtig lange zurückgeschaut: In den vergangenen 120 Jahren haben globale Aktien eine reale, also eine um die Inflation bereinigte, jährliche Rendite von 5,2 Prozent erzielt. Anleihen haben nur 2,0 Prozent geschafft. Für langfristig orientierte Investoren zählen Aktien unbestritten zu den besten Anlagen – das gilt auch, wenn der Anlagehorizont weniger als 120 Jahre beträgt.

Im Vermögensaufbau für die Altersvorsorge sollten sie ganz vorn mitmischen, zum Beispiel über Aktienfonds im Mantel einer Versicherung. Allerdings wird jede noch so langfristige Anlage irgendwann, wenn sich der Fälligkeitstermin nähert, mittel- und schließlich kurzfristig. Und für solche Anlageziele eignet sich eine volle Konzentration auf Aktien weniger. Denn wenn es sehr blöd kommt, fällt der Börsencrash direkt mit dem Rentenbeginn zusammen, beziehungsweise mit dem Zeitpunkt, an dem eine Fondspolice entweder ausgezahlt wird oder das Anlageguthaben in die Verrentung geht.

Ablaufmanagement wichtig für Gesamterfolg

Bei Kunden reiner Fondspolicen ohne Garantien kann es dann lange Gesichter geben. Zwar ist es bei Policen, die zuvor 20 Jahre und mehr die Chancen der Kapitalmärkte voll genutzt haben, relativ wahrscheinlich, dass die eingezahlten Beiträge immer noch vorhanden sind. Ein zwischenzeitlich erreichtes Anlageguthaben, das Kunden in der jährlichen Mitteilung bestaunen konnten, hat sich jedoch eventuell deutlich minimiert.

Um diese Enttäuschung zu vermeiden, bieten Versicherer ein Ablaufmanagement an. Da es für den Gesamterfolg der Police durchaus entscheidend sein kann, sollte die genaue Ausgestaltung einen Blick wert sein. Die grundlegende Idee liegt darin, zum Laufzeitende die Anlage in ruhigere Gewässer zu bringen. Dazu wird schrittweise Kapital aus den risikoreicheren Fonds in risikoärmere Anlagen umgeschichtet. So soll sichergestellt werden, dass nicht kurz vor knapp zu viel angespartes Kapital verloren geht. Die Art und Weise, wie dies geschieht, unterscheidet sich jedoch von Anbieter zu Anbieter.

In der Regel wird ein Ablaufmanagement bereits bei Vertragsabschluss vereinbart, und es sollten keine extra Kosten dafür anfallen. Die genaue Vorgehensweise kann meist später festgezurrt oder die Sicherung komplett deaktiviert werden. Ein klassisches Ablaufmanagement läuft über fünf Jahre, also über 60 Monate, und jeden Monat wird umgeschichtet. Einige Anbieter bieten auch automatische Umschichtungen über sieben Jahre und mehr oder nur über drei Jahre an. Idealerweise kann der Kunde frei nach eigenem Risikoempfinden und aktueller Marktlage wählen. Man sollte jedoch nicht zu früh anfangen, denn ein Shiften in risikoärmere Anlagen bedeutet nicht nur weniger Risiko, sondern auch weniger Chancen auf Performance. Bei einigen Anbietern ist das Aussetzen und spätere Wiedereinsetzen des Umschichtens möglich.

Ein weiterer Aspekt ist die Fondsauswahl. Stehen nur ein bestimmter Fonds zur Auswahl oder mehrere? Oder kann der Kunde gar aus der gesamten Angebotspalette frei wählen? Wichtig ist die Sicherheit der Anlage, in der das umgeschichtete Kapital fließt. Und wohin fließen die Sparbeiträge, die ja während des Ablaufmanagements weitergezahlt werden?

Antizyklisch statt prozyklisch umschichten

Mit einem Übel haben alle automatischen Modelle zu kämpfen, die jeden Monat einen festen Betrag umschichten. Während der Cost-Average-Effekt in der Ansparphase den Anlegern hilft, einen vergleichsweise niedrigen durchschnittlichen Einstiegskurs zu erzielen, wirkt er hier entgegengesetzt. „Wir nennen dies den Yield-Average-Effekt. In schlechten Börsenzeiten werden zu geringen Preisen überproportional viele Anteile verkauft“, erklärt Guntram Overbeck, Leiter Produktsteuerung Leben bei Helvetia. Der Versicherer hat sich daher Gedanken gemacht, wie dies besser gelöst werden kann. Das Ergebnis ist eine aktive Ablaufsteuerung, die nicht wie das automatische monatliche Umschichten prozyklisch, sondern antizyklisch agiert. Die jeweilige Marktlage wird nicht vernachlässigt, sondern spielt eine wichtige Rolle. In fallenden Märkten wird nichts verkauft, bei stagnierenden Märkten wenig und wenn die Aktienmärkte steigen, wird relativ viel umgeschichtet.

Für ein wichtiges Merkmal hält Overbeck zudem eine hohe Flexibilität: „Ein gutes Ablaufmanagement muss auch nachträglich kurz vor dem Kapitalbedarf mit einer Laufzeit-Wahlmöglichkeit zugewählt werden können.“ In den lebenslangen Fondspolicen von Helvetia ohne festgelegten Zeitpunkt für den Auszahlungsbeginn kann der Kunde daher die Ablaufsteuerung jederzeit so wählen, dass sie zu seinem Auszahlungswunsch passt. Guntram Overbeck: „Schließlich weiß der Kunde kaum 20 oder 40 Jahre vorher, wann er wie viel Geld aus seiner Altersvorsorge entnehmen will oder mit einer Verrentung starten möchte.“

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Sabine

Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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