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Volkswirte Gunther Schnabl (links) und Sven Ebert, Flossbach von Storch Research Institute: „Bankeinlagen in Höhe von fast 4.000 Milliarden Euro“ © Flossbach von Storch Research Institute
  • Von Redaktion
  • 14.11.2024 um 14:34
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Nachdem die Ampel-Koalition zerbrach, liegen auch alle Reformen zur Altersvorsorge auf Eis. Ein harter Rückschlag für das Anlageland Deutschland, finden die Volkswirte Sven Ebert und Gunther Schnabl vom Flossbach von Storch Research Institute. In ihrem Gastbeitrag schildern sie, wo Deutschland auf seinem Weg zur Aktienkultur steht und was es von Kanada lernen kann.

Der Anteil von Aktien und Investmentfonds am Finanzvermögen verdoppelte sich zwischen 1995 und 2014 auf 40 Prozent. Der Anteil von Sichteinlagen und Bargeld ist hingegen um 6 Prozentpunkte auf 20 Prozent zurückgegangen. In Deutschland passierte hingegen in den letzten dreißig Jahren im Vergleich nichts (siehe Abbildung).

Anlagevermögen in Deutschland und Kanada im Vergleich nach Anlageart (Quelle: OECD, Flossbach von Storch Research Institute)
Anlagevermögen in Deutschland und Kanada im Vergleich nach Anlageart (Quelle: OECD, Flossbach von Storch Research Institute)
Finanzmarktbasierte Anlagekultur ist wichtig

Ob verpflichtend oder freiwillig, ob in Eigenregie oder in Pensionsfonds, auch in den USA, Schweden und den Niederlanden genießen die internationalen Finanzmärkte als Platz für die Altersvorsorge einen guten Ruf.

Ein breit diversifiziertes Portfolio aus Aktien und Anleihen mit einem hinreichend langen Anlagehorizont hat sich als gute Absicherung gegen Inflation bewährt. Eine negative Demographie und wirtschaftliche Schwächen im Inland lassen sich durch Anlagen im Ausland ausgleichen.

Ein Wandel in der Anlagekultur benötigt jedoch Zeit, damit ein breiter gesellschaftlicher Konsens entsteht. Das gilt nicht nur für Kanada. Auch die heute oft zitierte Alterssicherung Schwedens ist das Ergebnis einer Debatte, die bereits in den 1990er Jahren begonnen hat.

Der richtige Weg zur Anlagekultur in Deutschland

In Deutschland ist die gesetzliche Rente aufgrund der Demografie und politischer Zweckentfremdung in Schieflage. Die Deutschen sparen zwar viel, aber oft in Bankeinlagen und Bargeld, was anders als noch zu Zeiten der Deutschen Mark bei geringer Geldwertstabilität nicht mehr zielführend ist. Die Riester-Rente hat die Schwächen paternalistischer Produktvorgaben deutlich gemacht. Ein Umdenken zugunsten von Aktiensparen ist überfällig.

Politik, Verbände und Wissenschaft sollten deshalb eine ehrliche und offene Diskussion zu der Verlässlichkeit der gesetzlichen Rentenversicherung, den inflationsbereinigten Renditeerwartungen von Sparbüchern sowie den Chancen der Aktienanlage anstoßen. Die Menschen müssen verstehen, welche Sparform in welches inflationäre und persönliche Umfeld passt.

Das geplante Altersvorsorgedepot des Finanzministeriums deutete in die richtige Richtung. Obwohl es erst einmal gescheitert ist, sollte der Aufbruch der deutschen Altersvorsorge an die internationalen Finanzmärkte bald kommen. Neben staatlichen Anreizen erfordert dies eine informierte Diskussion über Anlageformen. Mehr Finanzbildung muss ein Teil dieses Weges sein.

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