Gehört ins Kasino, nicht in die Altersvorsorge: Das Roulette-Spiel © Getty Images
  • Von Redaktion
  • 23.07.2015 um 15:47
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Die Versicherungsgesellschaft Ergo hat für hunderttausende Lebensversicherungskunden Erträge und Gutschriften falsch berechnet. Für den Bund der Versicherten (BdV) ein Skandal. Denn da die Kunden laut aktueller Rechtsprechung die Berechnungen ihrer Riester-Anbieter nicht nachprüfen dürfen, verkomme das Ganze zu einem Roulette-Spiel - mit Steuergeldern als Spielgeld.

Wegen Computerprogrammen, die systematisch Fehler bei der Berechnung der Erträge und Gutschriften von Riester- und Lebensversicherungsverträgen machen, muss der Versicherungskonzern Ergo nun 350.000 Kundenverträge korrigieren. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung.

Das Problem soll dem Versicherer bereits seit 2012 bekannt sein. Doch alle Versuche, den Fehler auszumerzen, seien nicht erfolgreich gewesen. „Noch sind nicht alle Fehler vollständig analysiert“, zitiert die SZ eine Ergo-Sprecherin.

„Die Versicherten sind der Willkür der Rechenprogramme ausgeliefert“

Auch andere Versicherer dürften laut Branchenkennern von den fehlerhaften Programmen betroffen sein. Für Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des Bund der Versicherten (BdV) ein Skandal. „Die Versicherten sind der Willkür der Rechenprogramme ausgeliefert“, sagt er. Eine Möglichkeit selbst festzustellen, ob das Unternehmen richtig rechnet oder nicht, gebe es nämlich nicht.

Denn im Februar hat der Bundesgerichtshof (BGH) bestätigt, dass Kunden die Berechnungen eines Lebensversicherers hinzunehmen haben ohne eine Nachprüfung vornehmen zu können.

Eine flächendeckende branchenweite Kontrolle durch die Aufsichtsbehörde sei angesichts der unüberschaubaren Tarifvielfalt auch nicht durchführbar, erklärt Kleinlein. Er fordert einen „gesetzlichen Anspruch auf Nachrechenbarkeit und Transparenz“.

Und weiter: „Die Altersvorsorge mit Versicherungen verkommt durch derartige Zustände zu einem Roulettespiel“, kritisiert Versicherungsmathematiker Kleinlein. Brisant dabei sei, dass durch die Riester-Verträge auch Steuergelder als Spielgeld missbraucht werden können.

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