- Von Lorenz Klein
- 07.04.2017 um 18:44
Der Versicherungskonzern Alte Leipziger – Hallesche hat im vergangenen Jahr Beitragseinnahmen von 4 Milliarden Euro verzeichnet – ein Plus von 1,4 Prozent im Vergleich zu 2015.
Der Lebensversicherer Alte Leipziger Leben konnte vor allem in der betrieblichen Altersversorgung zulegen: Die bAV-Sparte steuerte 30 Prozent zum Neugeschäft von 921 Millionen Euro bei, womit das Rekordniveau von 2015 (912 Millionen Euro) um ein Prozent übertroffen wurde. Die übrigen 70 Prozent kamen aus dem Privatkundengeschäft. Hier zeigten sich die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) mit einem Marktanteil von 7,5 Prozent und die private Rentenversicherung die wichtigsten Treiber im Neugeschäft, wie Konzernchef Walter Botermann am Donnerstag in Oberursel berichtete.
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Doch für Botermann geht es auf jeder Bilanzpressekonferenz eben nicht nur darum, die reinen – wenngleich sehr passablen – Unternehmenszahlen zu referieren, sondern vielmehr auch darum, das aktuelle Branchengeschehen kritisch zu kommentieren – und da gibt es einiges, was ihn stört.
Botermann kritisiert BU-Studie
So machte er keinen Hehl daraus, dass er sich über eine jüngst veröffentlichte Studie geärgert hat, die das Leistungsverhalten der BU-Versicherer scharf kritisiert (wir berichteten). Er halte diese Veröffentlichung für „völlig unwissenschaftlich“, sagte Botermann. Jedenfalls sprechen die Leistungskennzahlen der Alten Leipziger eine andere Sprache. „Vergangenes Jahr verzeichneten wir 2.000 Anträge auf Berufsunfähigkeitsversicherung – 90 Prozent der Fälle haben wir anerkannt, 10 Prozent abgelehnt. Von den 10 Prozent hat ein Viertel der Betroffenen geklagt. Wir haben ein Drittel der Prozesse gewonnen. Bei 50 Prozent haben wir uns verglichen, das heißt wir haben unter 20 Prozent der Prozesse verloren“, erklärte Botermann. Eine Anerkennungsquote von 100 Prozent sei unmöglich, so der Alte-Leipziger-Chef weiter, denn es gäbe immer Kunden, die nach den Versicherungsbedingungen nicht berufsunfähig seien.
Digitalisierung: Konzernchef warnt vor Überforderung der Mitarbeiter
Im Hinblick auf die Digitalisierung warnte Botermann davor, die Menschen zu überfordern und zu verunsichern. Presseberichte, wonach bis zu 50 Prozent der Jobs in der Versicherungsbranche infolge der Digitalisierung verloren gehen könnten, hält er für maßlos überzogen. „So gehen wir da nicht ran“, sagte Botermann. Die Branche solle nicht den Fehler der Banken begehen, die die Mitarbeiter aus den Filialen entfernt hätten. „Die Bankkunden erledigen ihre Bankgeschäfte heute an einem Automaten oder zu Hause vorm Monitor – überraschenderweise haben viele Banken ihre Kunden verloren.“
Dabei gelte für die Alte Leipziger, dass die Kunden gerade im Leistungsfall Betreuung benötigten, die personenintensiv sei. Statt eines umfassenden Personalumbaus setze der Konzern lieber auf die Weiterqualifizerung der Belegschaft sowie das altersbedingte Ausscheiden von Mitarbeitern.
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