Axel Börsch-Supan © dpa/picture alliance
  • Von Lorenz Klein
  • 13.03.2017 um 15:38
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Das Rentenkonzept von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) würde 15 Milliarden Euro kosten – pro Jahr. Zu dieser Einschätzung kommt der Rentenexperte und Max-Planck-Professor Axel Börsch-Supan. Zudem erklärt der Forscher, warum er nichts von „Drohkulissen“ beim Thema Altersarmut hält.

„Das Rentenkonzept, das Andrea Nahles vorgelegt hat, würde uns 15 Milliarden Euro kosten – pro Jahr! Und wenn wir nach zehn Jahren merken, dass es uns zu teuer kommt, wären schon 150 Milliarden Euro weg“, sagt der Rentenexperte Axel Börsch-Supan in einem Interview mit Focus Online. „Wenn Frau Nahles bei ihrem Konzept bleibt, dann wird es sehr teuer. Sie hat eine Haltelinie von 46 Prozent beim Rentenniveau angekündigt und eine Obergrenze von 24 Prozent beim Beitragssatz zur Rentenversicherung.“ Das sei nicht symmetrisch, so Börsch-Supan, das könne sich nicht rechnen.

Doch der Wissenschaftler verteilt auch lobende Worte an Nahles. „Bisher bezogen sich alle Prognosen zur Rente auf das Jahr 2030. Das ist in der Rentenversicherung praktisch schon morgen, weil sich das System nicht so schnell umsteuern lässt. Jetzt betrachten wir den Verlauf bis 2045 und das ist ganz wichtig“, sagt Börsch-Supan, da bis 2030 „noch alles in Ordnung“ sei mit der Rente – die Probleme würden erst danach auftreten, so der Rentenexperte, sei es wichtig gewesen, dass die Ministerin „den Schleier gelüftet“ habe. „Sie hat gezeigt: Das Rentensystem ist nicht so stabil, wie viele denken“, lobt der Forscher.

„Hat sie das?“, entgegnet der Focus-Report. „Hat die Bevölkerung das wirklich so verstanden?“ Die Antwort des Wissenschaftlers fällt energisch aus: „Ich bitte Sie: Wir hatten doch eine regelrechte Renten-Panik im Sommer. Die Ministerin selbst hat von einer Rutschbahn gesprochen, auf der sich die Rentner nach unten bewegen. An anderer Stelle hieß es, die Hälfte der Rentner würde in Altersarmut landen. 50 Prozent! Wenn Sie die Null wegstreichen, dann ist es richtig. Da ist schon auch eine Drohkulisse aufgebaut worden, denn in dieser Schärfe und Dramatik wird das nicht passieren. Aber runter geht es schon.“

Sinkendes Rentenniveau muss nicht mit sinkender Kaufkraft einhergehen

Auf die Frage, welche Probleme dem Rentensystem nach 2030 drohten, sagte Börsch-Supan, dass das Rentenniveau von heute knapp 48 Prozent „erstmal weiter sinken“ werde. Die gute Nachricht sei aber, so der Experte, dass sich das ganze System nach 2040 stabilisiere – „allerdings auf einem relativ niedrigen Niveau von 42 Prozent“, fügte er hinzu. Allerdings gelte diese Zahl nur dann, wenn sich ansonsten nichts ändere. „Wenn wir also so arbeiten wie bisher und so früh in Rente gehen wie bisher.“

Außerdem geht der Rentenexperte davon aus, dass die Kaufkraft der Rentner trotz des sinkenden Rentenniveaus nicht sinken werde. Begründung: „Das Rentenniveau ist eine prozentuale Zahl. Sie setzt die Höhe der Rente ins Verhältnis zu ihrem Einkommen im Erwerbsleben. Wenn dieser Bruch kleiner wird, heißt das nicht, dass Sie absolut weniger Rente bekommen. Die Zahl sinkt auch, wenn die Löhne schneller steigen als die Renten – und genau das passiert.“

 

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Lorenz Klein

Lorenz Klein gehörte dem Pfefferminzia-Team seit 2016 an, seit 2019 war er stellvertretender Chefredakteur bei Pfefferminzia. Im Oktober 2023 hat Klein das Unternehmen verlassen, um sich neuen Aufgaben in der Versicherungsbranche zu widmen.

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