- Von Redaktion
- 10.10.2016 um 16:15
Was passiert, wenn man Versicherer, Makler, Verbraucherschützer und den ehemaligen Bundesarbeitsminister Walter Riester in einer Runde versammelt? Es entwickelt sich eine spannende Debatte. Ist die Riester-Rente am Ende? Dieser Frage gingen die Podiumsteilnehmer auf der Fonds-Finanz-Maklermesse in Berlin nach. Eine Frage, die, so viel sei vorausgeschickt, niemand mit „ja“ beantwortete.
„Riestern lohnte sich nicht“, führte Moderator Rainer Demski ein häufiges Argument an, das immer wieder gegen die Riester-Rente ins Feld geführt wird. Riester-Experte Joachim Haid konterte sofort mit einer konkreten Renditeberechnung: Bei einem Arbeitnehmer mit einem Jahreseinkommen von 50.000 Euro, der inklusive Zulagen 2.000 Euro in den Riester-Vertrag einzahlt, liegt die Förderquote bei 30 Prozent. Denn durch eine Steuerersparnis von 600 Euro sinkt sein Eigenanteil auf nur 1.400 Euro.
Zu hohe Kosten?
Aber was ist mit Verwaltungskosten und Provisionen? Sind sie nicht zu hoch? Auch dieses Argument ist eins der Klassiker gegen das Produkt. Bayerische-Vorstand Martin Gräfer sieht das differenziert: „Zwar sind die Kosten bei Riester nicht teurer als bei anderen Rentenpolicen“, sagt er. Teurer sei es jedoch, einen Vertrag zu verwalten, zu dem beispielsweise auch die zusätzliche Kommunikation mit der Zulagenstelle gehöre.
Das Problem der mangelnden Akzeptanz von Riester würde woanders liegen, argumentiert Dirk Ulbricht, Direktor am Institut für Finanzdienstleistungen. Die Menschen, die die Riester-Rente am dringendsten bräuchten, hätten keine. Der Verbraucherschützer meint: „Über 6,7 Millionen Menschen in Deutschland sind überschuldet, und genau die müssen wir ansprechen. Viele fühlen sich heute schon abgemeldet. Wenn die Riester-Rente Sinn ergeben soll, müssen wir die Armen erreichen.“
Ideologiebehaftete Debatte
Walter Riester, ehemaliger Bundesarbeitsminister und Erfinder der Riester-Rente, sieht die Schuld in der „ideologiebehafteten Debatte“. 20 Prozent der Erwerbstätigen verdienten nur bis zu 10.000 Euro im Jahr. „Gerade diese Gruppe muss nur 60 Euro pro Jahr sparen, um alle Zulagen zu bekommen“, erklärte Riester den Vorteil seiner Rente für diese Sparer. Die schwächelnde Nachfrage sei darauf zurückzuführen, dass die Gegner der Riester-Rente eine „von Fakten unbelastete Verunsicherungskampagne“ führten.
Joachim Haid sieht das ähnlich. Seiner Meinung nach müssen Riester-Sparer noch nicht einmal unheimlich alt werden, damit sich Riestern für sie lohne. Die Rendite läge in der Rentenphase bei einem Endalter von 80 Jahren bei durchschnittlich 3,6 Prozent. „Solche Zahlen werden von den Gegnern verschwiegen. Außerdem gehe es doch gar nicht um die Rendite-Entwicklung, sondern darum, das Langlebigkeitsrisiko abzusichern“, sagt Haid.
Zeit für mehr Risiko
Vertrauen scheint der Dreh- und Angelpunkt bei der Argumentation um die richtige Altersvorsorge. Was passiert beispielsweise, wenn zum Jahreswechsel der Garantiezins für die klassische Lebensversicherung weiter sinkt? Ist das der Sargnagel für die Riester-Produkte?
Verbraucherschützer Ulbricht fordert den Sparern mehr Risikobereitschaft ab. Auch Martin Gräfer plädiert für mehr Eigenvorsorge der Menschen. „Dazu müssen wir unser Geschäftsmodell neu erfinden. Bei 0,9 Prozent Garantiezins werden wir vielen gar kein Angebot mehr unterbreiten können, weil die Bruttobeitragsgarantie für kürzere Verträge nicht mehr gegeben werden kann.“ Und so fordert der Vorstand der Bayerischen zum Schluss der Debatte: „Wir müssen die Garantie senken auf nur noch 80 Prozent.“
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