- Von Juliana Demski
- 18.03.2020 um 12:22
Der Wert der Pensionsverpflichtungen der 30 Dax-Unternehmen ist im Jahr 2019 von 365 Milliarden Euro auf etwa 409 Milliarden Euro gestiegen – der Deckungsgrad lag bei 67 Prozent. Wegen der Corona-Krise erreichen die Verpflichtungen nun neue Rekordhöhen. Das sind zentrale Ergebnisse einer Hochrechnung des Beratungsunternehmens Mercer.
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Hauptgrund für die stetig wachsenden Verpflichtungen ist die Zinsentwicklung:
Laut der Mercer-Untersuchung ist der Rechnungszins im Jahr 2019 für eine Duration von 15 Jahren von rund 2,0 auf etwa 1,3 Prozent und für eine Duration von 20 Jahren von circa 2,2 auf etwa 1,5 Prozent deutlich gesunken. Siemens und Infineon mussten den Rechnungszins im September, zur Zeit des Jahrestiefs, festlegen und lagen beide sogar unter einem Prozent. Aber auch Ende des Jahres haben mehrere Unternehmen einen Zins von einem Prozent, in einem Fall sogar darunter, festgesetzt.
„Damit ist das Ende der Fahnenstange leider noch nicht erreicht“, sagt Thomas Hagemann, Chefaktuar von Mercer Deutschland. „Allein die Marktentwicklungen aufgrund des Corona-Virus seit Anfang des Jahres haben das Zinsniveau mittlerweile um bis zu 0,4 Prozentpunkte sinken lassen. Sofern sich diese Entwicklung nicht wieder entspannt, würde das im Verpflichtungsvolumen weitere 25 Milliarden Euro bedeuten.“
Erstmal nur bilanzielle Effekte
Das Beratungsunternehmen gibt aber auch zu bedenken, dass es sich bei dem Anstieg der Pensionsverpflichtungen zunächst nur um eine rein bilanzielle Bewertung handelt. Die Verpflichtungen selbst seien in der Regel nicht zinsabhängig, die späteren Versorgungszahlungen würden durch die Zinsentwicklung grundsätzlich nicht beeinträchtigt. Und: Die bilanziellen Effekte aus der Zinsänderung würden zudem „erfolgsneutral erfasst“. Das bedeutet: Sie belasten nicht das Unternehmensergebnis.
Laut Mercer sind alle anderen Ursachen für die Entwicklung der Verpflichtungswerte „nahezu unbedeutend“. Veränderungen in der Zusammensetzung des Dax 30 führten zu einem Wachstum der Verpflichtungswerte um etwa 2,6 Milliarden Euro.
Turbulent, aber positiv
„Mit Blick auf die Kapitalmärkte war 2019 zwar ein turbulentes, aber insgesamt positives Jahr. Beinahe alle Anlageklassen haben eine wechselhafte Entwicklung durchgemacht, sowohl in positiver als auch zeitweise in negativer Hinsicht“, erklärt Jeffrey Dissmann von Mercer. „Die globalen Aktienmärkte legten am Ende zweistellige Wachstumsraten hin. Dies ist eine Entwicklung, die auf die Lockerung der Geldpolitik sowohl der Europäischen Zentralbank (EZB) als auch der US Federal Reserve zurückgeführt werden kann. Der schwelende Handelskonflikt zwischen den USA und China hatte jedoch einen kontraproduktiven Effekt auf die Entwicklung der Kapitalmärkte.“
Immerhin: In Europa überwogen laut Mercer die positiven Trends. Hier generierten Aktien Renditen von über 25 Prozent. In Nordamerika waren es sogar etwa 30 Prozent, in Schwellenländern knapp über 20 Prozent. Diese gute Entwicklung spiegelt sich auch in dem Pensionsvermögen der Dax 30-Unternehmen: Hier ging es von rund 246 Milliarden Euro (im Jahr 2018) hoch auf 274 Milliarden Euro im Jahr 2019.
Positive Wirkungen verpufft
„Durch die turbulenten Entwicklungen der Märkte seit Beginn des Jahres ist diese positive Entwicklung aber teilweise wieder zurückgenommen. Seit Beginn des Geschäftsjahres 2020 erwarten wir, dass die Pensionsvermögen bereits über 20 Milliarden Euro verloren haben“, so Dissmann.
Wegen der Corona-Krise sei nun „in jedem Fall ist mit hoher Volatilität zu rechnen“, so Hagemann. „Daher bleibt es empfehlenswert, modernere Zusageformen ohne Garantien – insbesondere Zinsgarantien – zu wählen. Allerdings könnte gerade die aktuelle Entwicklung dazu führen, dass die durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz eingeführten reinen Beitragszusagen von den Gewerkschaften nicht angenommen werden und diese wichtige Chance vertan wird.“
Noch sei unklar, wie es mit der Aktienmarktentwicklung weitergehe. Dissmann: „Der Corona-Virus hat in kurzer Zeit sehr viel Aufregung in die Märkte gebracht. Hinzu kommen die anstehenden Wahlen in den USA zum Jahresende, die internationalen Handelskonflikte sowie der Nahost-Konflikt. All dies lässt ein turbulentes Jahr 2020 erwarten. Es gilt, die Wertpapierportfolios so anzupassen, dass Ausfälle möglichst minimiert werden können.“
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