- Von Lorenz Klein
- 22.06.2017 um 12:58
Armut im Alter sei in Deutschland derzeit noch kein drängendes Problem, teilt das DIA auf Basis der Studie „Altersarmut – heute und in der Zukunft“ mit. Verglichen mit anderen Bevölkerungsgruppen in Deutschland sind Senioren mit 18,5 Prozent in vergleichsweise geringen Ausmaß armutsgefährdet. Bei Arbeitslosen und Alleinerziehenden liegt das Risiko mit 72,7 Prozent beziehungsweise 42,7 Prozent deutlich höher – auch junge Erwachsenen sind mit 23,8 Prozent etwas stärker gefährdeter als Rentner.
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Das treffe auch auf die absolute Armut zu, die mit dem Anteil der Empfänger von Grundsicherung gemessen werden könne, erklären die Studienmacher. Während insgesamt 8,4 Prozent aller in Deutschland Lebenden im Jahr 2015 Grundsicherung bezogen, galt dies nur für 3,4 Prozent der 65-Jährigen und Älteren.
DIA mahnt zur mehr Sachlichkeit in der Debatte um Altersarmut
Die Diskussion über die Gefahr zunehmender Altersarmut werde sehr emotional geführt, aber häufig ohne fundierte Fakten, beklagt das DIA. Um dem entgegenzutreten hat das Institut die Marktforscher von Empirica damit beauftragt, die Entwicklung der Altersarmut bis 2030 zu prognostizieren. Dabei wurde unterstellt, dass das Rentenniveau von heute 48 Prozent auf 43 Prozent absinkt. „Bis zu dieser Grenze darf sich das Rentenniveau verringern, bevor die Politik laut Gesetz ins Rentensystem eingreifen muss“, erklärt das DIA. Damit habe man bewusst „ein konservatives Szenario“ unterstellt. Denn nach den aktuellen Prognosen der Deutschen Rentenversicherung Bund wird das Rentenniveau 2030 mit 44,5 Prozent immerhin 1,5 Prozentpunkte über diesem Niveau liegen.
Bei einem Rentenniveau von 43 Prozent würde demnach der Anteil der armutsgefährdeten Rentner von heute 18,5 Prozent auf 23,8 Prozent steigen – sofern keine Verlängerung der Lebensarbeitszeit oder weitere kompensierende Faktoren wie etwa private Altersvorsorge stattfänden.
Doch wann gilt jemand eigentlich als armutsgefährdet? Laut DIA ist das Risiko erfüllt, wenn weniger als 60 Prozent des Medianeinkommens bezogen wird. „Es handelt sich somit um relative Armut“, so das DIA. Zugleich würde bei einem Rentenniveau von 43 Prozent, der Anteil der Rentner, die Grundsicherung beziehen von 3,7 auf 5,0 Prozent steigen. „Relative und absolute Altersarmut würden demnach um ein knappes Drittel steigen“, heißt es.
DIA: Längere Lebensarbeitszeit und Riester-Rente kann Armutsrisiko drücken
Strategien zur Vermeidung von Altersarmut müssen daher an den armutsgefährdeten Gruppen ansetzen, statt zum Beispiel pauschal niedrige Renten aufzustocken. Betroffen seien vor allem Versicherte, die zum Beispiel durch einen vorgezogenen Renteneintritt oder längere Erwerbsunterbrechungen einen geringeren Rentenanspruch erwerben. Auch unter Ostdeutschen, Geringqualifizierten, Migranten und Geringverdienern sei mit einem deutlich höheren Armutsrisiko zu rechnen. Zu den vorbeugenden Strategien gehören laut DIA die Qualifikation und die Integration in den Arbeitsmarkt zu fördern.
Umgekehrt könne mit den Stellschrauben „Lebensarbeitszeit“ und „Riester-Rente“ der Anteil relativ Armutsgefährdeter im Jahr 2030 auf 11,6 Prozent gedrückt werden (siehe Grafik).
„Wenn sich die Lebensarbeitszeit nicht verändert, kann mit der Riester-Rente die relative Altersarmut trotz sinkenden Rentenniveaus auf dem Stand von 2013 gehalten werden“, so die Prognose des DIA.
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