- Von Manila Klafack
- 18.10.2018 um 11:10
Bisher „fehlte der Mut, die kapitalgedeckte Ergänzungsversorgung zumindest ein Stückweit zur Pflicht zu machen“, so Rentenexperte Bert Rürup in einem Interview mit dem Bonner General Anzeiger. Stattdessen sei die Riester-Rente zu einem oft teuer verkauften Pushprodukt geworden. Hierzulande habe man es nicht geschafft, das umlagefinanzierte Rentensystem mit einer kapitalgedeckten Rente zu kombinieren. Und jetzt sei es dafür zu spät. Rürup plädiert in dem Gespräch daher weniger für eine staatlich verordnete Pflicht, sondern für die Integration der Betriebsrente in die Tarifverträge.
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Dabei lasse sich die Höhe der Lücke des Einkommens im Alter laut Rürup nicht pauschalisieren. Anders als das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, das für die heute 55- bis 64-Jährigen eine durchschnittliche Lücke von 700 Euro prognostiziert, sieht er das differenzierter. „Das würde ja bedeuten, dass bei allen aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Menschen die gleiche Summe fehlt, um ihren gewohnten Lebensstandard aufrechtzuerhalten“, so der Renten-Experte.
Tatsächlich seien aber sowohl die Einkommen während der Beschäftigung unterschiedlich als auch die Einkünfte im Ruhestand. Dort gebe es neben der gesetzlichen Rente weitere Einkünfte. In Gesamtdeutschland mache die gesetzliche Rente rund 55 Prozent der Einkünfte aus. Im Westen seien es etwa 50 Prozent und im Osten rund 80 Prozent. Daher sei das Armutsrisiko dort höher. Das liege daran, dass es dort weniger Betriebsrenten gebe und nach 1990 die Langzeitarbeitslosigkeit höher sowie die Erwerbsbiografien unsteter seien.
Rente für Geringverdiener
Rürup spricht sich in dem Interview mit dem Bonner General Anzeiger auch dafür aus, die Grundrente für Geringverdiener höher anzusetzen als die staatlichen Rentenleistungen für Normal- oder Hochverdiener. Voraussetzung sei, dass die Geringverdiener sich in ihrem Erwerbsleben bemüht haben, keine staatliche Fürsorgeleistung zu beanspruchen. „Armutsvermeidung steht vor der Statussicherung“, so Rürup.
Zum Renteneintrittsalter positioniert sich Renten-Experte Rürup in dem Interview ebenfalls ganz klar. Zwar stehe hinter der Forderung, das Eintrittsalter anzuheben, das Werturteil, „dass das Verhältnis von Beitragszeit und Rentenlaufzeit auch in der Zukunft das Gleiche sein soll, wie es zurzeit ist.“ Doch entscheidender sei für ihn, dass zwischen 2025 und 2045 die Zahl der Erwerbstätigen zurückgehen und damit das Wirtschaftwachstum bremsen werde. Diese Wachstumsbremse könne nur durch ein schrittweise angehobenes Renteneintrittsalter gelockert werden.
Und: Werden der Beitragssatz auf maximal 20 Prozent und das Rentenniveau auf 48 Prozent festgelegt, verabschiede man sich von der beitragsfinanzierten Rente. Denn in diesem Fall werde die gesetzliche Rentenversicherung nicht ohne viel mehr Steuergelder auskommen können, sagt Rürup weiter.
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