- Von Redaktion
- 23.05.2016 um 10:07
Volkswirt Peter Bofinger verpasst der privaten Altersvorsorge zum Einstieg seines Kommentars bei der Hannoverschen Allgemeinen die Note 6. Alle Anstrengungen zur privaten Vorsorge hätten nicht zum gewünschten Effekt geführt. Auch Vorschläge wie die Lebensleistungsrente oder die Ausweitung der betrieblichen Altersvorsorge würden den Herausforderungen nicht gerecht.
„Was fehlt ist ein Gesamtkonzept für ein nachhaltiges System der Altersvorsorge. Unter wahltaktischen Aspekten wurden und werden großzügige Geschenke verteilt – der Spielraum für gute Lösungen wird damit jedoch immer geringer“, schreibt der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg.
Es müsse darum gehen, die gesetzliche Rente zu stärken. „Das Umlagesystem, bei dem die Erwerbstätigen einen Teil des Einkommens in einen Topf geben, aus dem die Renten finanziert werden, ist im Prinzip eine geniale Erfindung“, schreibt Bofinger weiter. Bei extrem geringen Kosten beteilige es die Aktiven an den Erträgen des Humankapitals der Zukunft. Renditen von rund 3 Prozent könnten sich im heutigen Nullzinsumfeld auch durchaus sehen lassen, meint er.
Um das System zu stärken, schlägt Der Volkswirt vor, Selbstständige als Pflichtzahler in die gesetzliche Rentenversicherung aufzunehmen. Ein Umlagesystem, so seine Begründung für diesen Schritt, funktioniere nur bei möglichst vielen Einzahlern. Einbezogen werden sollten dabei alle Selbstständigen, die über keine geregelte Altersvorsorge verfügen. Bei Berufen mit berufsständischen Versorgungseinrichtungen würde die Versicherungspflicht nur für Berufsanfänger gelten.
„Entgeltumwandlung ist ein Vampir des Rentensystems“
Spielräume schaffen möchte er durch zusätzliche Einnahmen auch in einem anderen Bereich. So schlägt der Ökonom vor, die Sozialabgabenbefreiung bei der Entgeltumwandlung abzuschaffen. Bofinger: „Ein Arbeitnehmer kann heute im Rahmen der betrieblichen Altersvorsorge 4 Prozent des Bruttolohns in private Vorsorge umwandeln. Hierfür müssen keine Sozialabgaben geleistet werden. Die Entgeltumwandlung ist ein Vampir des Rentensystems. Sie entzieht ihm Einnahmen und reduziert die Rentenansprüche der Versicherten.“
Ein Dorn im Auge ist dem Ökonomen auch die Riester-Rente. Von der Förderung profitierten vor allem die Versicherer, meint er. Eine einfach und kostengünstige Alternative dazu könne es sein, dass die Versicherten freiwillig höhere Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einbezahlen. „Das Geld, das durch diese Maßnahmen dauerhaft in das Rentensystem fließen würde, sollte für eine Anhebung des Rentenniveaus eingesetzt werden“, empfiehlt Bofinger. Außerdem könnte man etwa Erwerbstätigen mit Kindern einen Nachlass bei den Rentenversicherungsbeiträgen gewähren.
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