- Von Redaktion
- 27.07.2016 um 08:48
Ginge so manch ein Versicherer Pleite, würde das zu einem effizienteren und preisgünstigeren Markt führen, ist Versicherungsjournalist Herbert Fromme überzeugt. Und dabei meint er nicht nur die kleinen Versicherer, auch große Unternehmen dürfte es treffen.
Der Druck in der Branche sei wegen der hohen Zinszusagen aus den neunziger Jahren, den aktuellen Nullzinsen sowie den strikteren Aufsichtsregeln der EU enorm hoch. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass einzelne Gesellschaften dem Druck nicht mehr lange standhalten“, schreibt Fromme in seinem Kommentar für die Süddeutsche Zeitung.
Was würde dann aber geschehen. Die Versicherer wären dafür, dass der Staat die notleidenden Versicherer rettet. Schließlich sei das Niedrigzinsumfeld ja politisch gewollt. Außerdem müssten die Kunden des Versicherers geschützt werden – schließlich gehe es um die Altersvorsorge des kleinen Mannes.
„Die Bundesregierung sollte sich darauf nicht einlassen“, schreibt Fromme weiter. Der deutsche Versicherungsmarkt sei teuer und ineffizient. Schlechtes Management werde nicht bestraft. Die IT-Systeme vieler Anbieter seien steinalt, was zu Lasten der Kunden gehe, wie aktuelle Fälle zeigen. Darum: „Es spricht vieles dafür, dass der Staat schlechte Versicherer pleitegehen lassen sollte, statt sie im Notfall zu retten. Natürlich ist das schrecklich für die Mitarbeiter, die an den Zuständen keine Schuld tragen. Doch so funktionieren strukturelle Veränderungen in einer Marktwirtschaft immer.“
Für die Kunden gebe es Protektor, außerdem einen Notfallfonds für Opfer von Verkehrsunfällen, wenn der Versicherer des Verursachers insolvent sein sollte. Aber auch die Kunden nimmt Fromme in die Pflicht: „Jeder Verbraucher ist für seine Auswahl selbst verantwortlich. Wer meint, seinen Wagen bei einem Billiganbieter mit dubiosem Hintergrund versichern zu müssen, muss auch für die möglichen Konsequenzen geradestehen.“
Die ein oder andere Pleite wäre für Kunden und Versicherer daher ein Segen, schließt Fromme. „Viele kleine Gesellschaften sind technisch weit vorne und gut geführt. Sie können sich noch besser entfalten, wenn gescheiterte Schwergewichte verschwinden.“
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