- Von Juliana Demski
- 05.03.2020 um 08:29
„Seit dem 16. September 2019 hat sich die Zahl der Banken, die Negativzinsen in ihren Preisverzeichnissen ausweisen, mehr als vervierfacht“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer beim Verivox-Finanzvergleich. „Damals hatte die Europäische Zentralbank (EZB) letztmals ihren Einlagezins gesenkt. Seitdem zahlen Banken auf ihre Einlagen bei der Notenbank 0,5 Prozent Strafzinsen.“
Allein im laufenden Jahr seien rund 35 neue Kreditinstitute hinzugekommen. Insgesamt belaufe sich die Zahl der Banken und Sparkassen mit Negativzinsen derzeit auf mindestens 61, so der Experte. Tatsächlich gehe er aber davon aus, dass es noch mehr sind.
Negativzinsen für Privatanleger werden sich weiter ausbreiten
Diese Geldhäuser berechnen Privatkunden Negativzinsen
Weitere Banken könnten Negativzinsen verlangen
Zu den Hintergründen:
Im Oktober 2014 erhob die allererste Bank hierzulande Negativzinsen von Privatkunden. Als die EZB im September 2019 ihre Zinsen senkte, wurden daraus 13 Institute. Seitdem werden es stetig mehr: In den dreieinhalb Monaten bis zum Jahreswechsel hatte sich die Zahl der Banken mit Negativzinsen bereits verdoppelt. In den knapp neun Wochen seit Jahresbeginn hat sie sich laut Verivox ein weiteres Mal mehr als verdoppelt.
Das Problem:
Lange Zeit waren ausschließlich vermögende Bankkunden mit einem Guthaben von 100.000 Euro von Strafzinsen betroffen – nun ist das anders. Immer häufiger trifft es auch den Durchschnitts-Sparer. Aktuell räumen zehn Banken ihren Kunden weniger als 100.000 Euro Freibetrag auf dem Tagesgeldkonto ein. Zwei davon erheben den Negativzins auf das gesamte Guthaben.
Sechs Institute verlangen Gebühren für das üblicherweise kostenfreie Tagesgeldkonto. Dadurch entsteht ein faktischer Negativzins – auch wenn die Banken im Preisverzeichnis einen Zinssatz von 0 Prozent ausweisen.
Immerhin: Neu eingeführte Minuszinsen gelten zunächst nur für Neukunden. Wolle eine Bank auch von ihren Bestandskunden Negativzinsen verlangen, müsse sie dies individuell mit ihnen vereinbaren, so Maier.
Es lohnt sich also, zu vergleichen: Zwar liegt die durchschnittliche Tagesgeldverzinsung bei einer Anlagesumme von 10.000 Euro mit 0,03 Prozent laut Verivox nur knapp über der Nulllinie. Top-Anbieter kämen aber immerhin auf 0,35 Prozent. Wer sein Geld für zwei Jahre fest anlegen könne, erhalte in der Spitze 1,1 Prozent Zinsen, wie eine Rechnung des Vergleichsportals zeigt.
Dazu Oliver Maier:
„Die Chance auf höhere Renditen bietet der Aktienmarkt. Auf lange Sicht relativieren sich auch die Risiken. Wer in die Standardwerte des Dax investiert und seine Anteile mindestens 15 Jahre gehalten hat, musste noch nie Verluste hinnehmen und konnte sich im Schnitt über mehr als 5 Prozent Rendite pro Jahr freuen.“
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