Frank Nobis ist Geschäftsführer des unabhängigen Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP). © IVFP
  • Von Oliver Lepold
  • 30.10.2018 um 09:29
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Die steigende Lebenserwartung führt zu immer größeren Versorgungslücken im Alter. Wie eine Ruhestandsplanung darauf zielführend reagiert, weiß Frank Nobis, Geschäftsführer des unabhängigen Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP).

Pfefferminzia: Wie alt werden Menschen statistisch gesehen heutzutage?
Frank Nobis: Die Lebenserwartung steigt pro Jahr etwa um zwei Monate an. Betrachtet man die aktuelle Kohorten-Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes so können zum Beispiel 2017 geborene Mädchen mit einer Lebenserwartung von 93 Jahren und Jungen immerhin mit 90 Jahren rechnen.

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Viele Menschen unterschätzen ihre Lebenserwartung ja systematisch. Woran liegt das?
Nobis: Das liegt am sogenannten Ankereffekt. Er beschreibt, dass wir Menschen dazu neigen, vorhandene Umgebungsfaktoren als mentalen Anker für Einschätzungen zu verwenden. Bei der Lebenserwartung neigen wir häufig dazu, an die Eltern oder Großeltern zu denken. Nehmen wir vereinfacht den vorher genannten Anstieg der Lebenserwartung von zwei Monaten pro Jahr an, so steigt pro Generation die Lebenserwartung um fünf Jahre. Das heißt, wir leben im Schnitt fünf Jahre länger als unsere Eltern und zehn Jahre länger als unsere Großeltern.

Wie können Berater die drohende Versorgungslücke im späteren Alter am besten beim Kunden ansprechen?
Nobis:
Um Kundeninteresse überhaupt einmal zu wecken, können Apps, also einfache Anwendungen auf dem Tablet oder Smartphone, verwendet werden, um eine Lebensstandardlücke oder die Thematik der Lebenserwartung vereinfacht zu zeigen. Wir entwickeln solche Anwendungen. Einige davon können kostenfrei genutzt werden.

Inwieweit sollten staatlich geförderte Altersvorsorgeprodukte den Kern eines Ruhestandsplanungskonzepts bilden?
Nobis: Es ist sehr sinnvoll, durch Einbeziehung staatlicher Förderung in Form der Basisrente oder der Riester-Rente den Staat an seiner Altersvorsorge zu beteiligen. Hierbei handelt es sich obendrein um lebenslange Leibrenten, die selbst noch Rentenzahlungen leisten, wenn das Kapital theoretisch längst aufgezehrt wäre. Damit lässt sich das Langlebigkeitsrisiko hervorragend absichern.

Verändert sich das Kundenverständnis für Risiko Ihrer Ansicht nach?
Nobis: Neuere Daten zeigen, dass sich das Risikobewusstsein der Kunden anscheinend verändert. Der Absatz fondsgebundener Rentenversicherungen steigt seit einigen Jahren. Zudem verkündete kürzlich der Fondsverband BVI, dass 2017 das zweitbeste Absatzjahr für Fonds gewesen sei. Diese Indikatoren weisen schon auf ein stärkeres Chance-Risiko-Bewusstsein hin.

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Oliver Lepold

Oliver Lepold ist Dipl.-Wirtschaftsingenieur und freier Journalist für Themen rund um Finanzberatung und Vermögensverwaltung. Er schreibt regelmäßig für Pfefferminzia und andere Versicherungs- und Kapitalanlage-Medien.

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