Heut' noch soll das Häuschen werden?: Steigende Zinsen haben die Finanzkraft möglicher Kreditnehmer empfindlich geschwächt © picture alliance / CHROMORANGE | Udo Herrmann
  • Von Andreas Harms
  • 07.10.2022 um 07:47
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Die Zinsen für Immobilienkredite sind gestiegen? – Schon klar. In Rekordtempo? – Ja, wissen wir. Aber was macht das eigentlich mit einem Menschen, der Haus oder Wohnung kaufen möchte? Wir rechnen das am Beispiel mit unterschiedlichen Zinssätzen durch und gewinnen eine unschöne Perspektive für die Hauspreise.

Es sind immer so abstrakte Zahlen, die einem in diesem Jahr um die Ohren wehen: Der Zins für Baufinanzierungen ist um so und so viel gestiegen. Auch wir von Pfefferminzia berichteten über die rekordverdächtige Zinswelle, die den Markt heimsuchte.

Doch was das überhaupt für Kreditnehmer und mit etwas Nachlauf auch für Hausverkäufer bedeutet, das verschwindet gern mal hinter den Nachrichten. Weshalb wir das jetzt einmal ändern und etwas genauer durchrechnen wollen.

Als Beispiel nehmen wir die Kreditsumme von 400.000 Euro. In manchen Gegenden kriegt man dafür allenfalls noch eine Datsche, in anderen durchaus noch Haus und Hof. Kredit 1 ist mit einem Festzins von 1,3 Prozent versehen. Laut Zinsportal der Interhyp ist das ein Satz, der lange Zeit bei 20 Jahre lang gebundenen Zinssätzen in den Jahren 2020 und 2021 aufgerufen wurde. Als Alternative nehmen wir das aktuelle Niveau. Das kratzt bei 20 Jahren Zinsbindung bereits an der Marke von 3,9 Prozent, weshalb wir einen kleinen Abschlag nehmen und mit 3,8 Prozent rechnen wollen.

Wie bei einem Modell üblich, blenden wir alle anderen Faktoren aus beziehungsweise lassen sie konstant: Beleihungswert, Lage des Hauses, Abschlussgebühren und alles andere. Das macht die Sache vergleichbar und verdeutlicht den Einfluss des Zinses.

Was nach 20 Jahren Kreditlaufzeit übrig bleibt

In der ersten Rechnung gehen wir davon aus, dass unsere Kreditkunden zu Beginn (aufs Jahr gerechnet) 3 Prozent des Kredites tilgen. Macht zusammen mit dem Zins eine Rate von 4,3 Prozent im Jahr. Das sind 1.433 Euro im Monat. Ergebnis: Nach 20 Jahren wäre noch eine Restschuld von 126.079 Euro übrig – nicht mal mehr ein Drittel. Gute alte Zeit.

Wir bleiben bei derselben Rate, erhöhen aber den Zinssatz auf 3,8 Prozent – und schon geht kaum noch was voran. Denn die anfängliche Tilgung sinkt dadurch auf kümmerliche 0,5 Prozent im Jahr. Nach 20 Jahren sind noch immer beeindruckende 340.226 Euro des Kredits übrig. Das sind 85 Prozent.

Wie lange die Baufinanzierung laufen würde

Nun drehen wir die Frage um und wollen wissen, wie lange der Kredit denn laufen würde. Allerdings wissen wir nicht, welcher Zins nach den 20 Jahren Zinsbindung greift. Das macht die Sache vage und … ja … unrealistisch. Aber um trotzdem einen Eindruck zu bekommen, rechnen wir es mal durch: Bei 1,3 Prozent Zinsen braucht man auf die 20 Jahre nur noch 7,7 draufzupacken. Nach 27,7 Jahren ist alles ausgestanden, und der Kreditnehmer hat in der Zeit insgesamt rund 76.600 Euro Zinsen gezahlt.

Seite 2: Horrende Zahlen beim Zinssatz von 3,8 Prozent

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Andreas Harms

Andreas Harms schreibt seit 2005 als Journalist über Themen aus der Finanzwelt. Seit Januar 2022 ist er Redakteur bei der Pfefferminzia Medien GmbH.

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