- Von Andreas Harms
- 13.11.2023 um 15:26
Der Lebensversicherer mit der besten Bilanz im Jahr 2022 ist die Allianz. Das geht aus dem „Map-Report Nr. 931“ aus dem Hause der Rating-Agentur Franke und Bornberg hervor. Die Allianz erreichte darin in der Kategorie Bilanz-Rating 354 Punkte. Es entspricht 88,5 Prozent aller erreichbaren Punkte und reicht damit für das Rating mmm+ (hervorragende Leistung). Denn das gibt es ab 85 Prozent der erreichbaren Punkte. Das schafften noch zwei weitere Lebensversicherer, womit sich folgende Top 3 mit dem Rating mmm+ ergibt:
- Allianz (354 Punkte, 88,50 Prozent)
- LV 1871 (353 Punkte, 88,25 Prozent)
- Ideal (348 Punkte, 87,00 Prozent)
Es folgen mit dem Rating mmm („Sehr gut“) Universa, Dialog, Alte Leipziger und Provinzial Rheinland.
Map-Report alarmiert über „Tendenzen zur Unterkalkulation“
Franke und Bornberg übernimmt Map-Report
Ins Bilanz-Rating fließen 13 Kennzahlen. Mit 20 Prozent den größten Anteil nimmt die Solvabilität ein. Die weiteren Zahlen zeigt die folgende Tabelle.
Beiträge
Die eingenommenen Beiträge der Lebensversicherer sanken im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 7,0 Prozent auf 91,4 Milliarden Euro. Ein Hauptgrund sind die Zinswende und die dadurch wieder neu erwachte Konkurrenz durch klassische Sparformen. „Das im vergangenen Jahr schnell und umfangreich gestiegene Zinsniveau rückte alternative Anlageformen wieder in den Fokus, die den Lebensversicherern im Neugeschäft Paroli bieten und vor allem auf das Einmalbeitragsgeschäft durchschlugen“, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg.
58 der 77 analysierten Gesellschaften verzeichneten somit sinkende Beiträge. Allerdings sind 13 von ihnen im Run-off und zeichnen daher kein Neugeschäft mehr. Den stärksten Rückgang musste die Allianz mit minus 1,8 Milliarden Euro verkraften. Von denjenigen mit steigenden Beiträgen verzeichnete die Ergo Vorsorge mit plus 16,2 Prozent beziehungsweise 165,4 Millionen Euro auf 1,2 Milliarden Euro den prozentual, aber auch absolut stärksten Zuwachs. Es folgen die Bayerische mit plus 14,5 Prozent und die Dortmunder mit plus 13,8 Prozent.
Neugeschäft
Auch hier drückt die neue alte Konkurrenz durch klassische Sparformen. Der Absatz brach gegenüber dem Vorjahr um 402.291 Verträge beziehungsweise 8,4 Prozent auf 4,4 Millionen Policen ein. Bezogen auf die Versicherungssumme beträgt das Minus 7,9 Prozent.
Das Annual Premium Equivalent (APE) sank im Berichtsjahr gar um rekordverdächtige 9,9 Prozent und rutschte auf 8,8 Milliarden Euro. Entgegen diesem Trend legte das Neugeschäft nach APE beim HDI mit 18,8 Prozent und bei der Nürnberger mit 18,6 Prozent am deutlichsten zu. Die Bayerische wuchs zwar nicht zweistellig, zählte mit 7,3 Prozent aber dennoch zu den erfolgreichsten Gesellschaften.
Besonders stark litt das Neugeschäft gegen Einmalbeiträge, denn es brach mit minus 23,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 20,5 Milliarden Euro regelrecht ein. Von den zehn größten Anbietern konnten nur Generali (plus 7,4 Prozent) und Debeka (plus 0,3 Prozent) zulegen.
Fondspolicen
Sonstige Lebensversicherungen, zu denen vor allem fondsgebundene Verträge (FLV) zählen, waren erneut das Zugpferd im Verkauf. Mit 1,53 Millionen Versicherungsscheinen war diese Produktlinie die mit Abstand absatzstärkste. Der Neugeschäftsanteil betrug 34,7 Prozent. Die vier erfolgreichsten Anbieter in dieser Sparte waren Generali, Allianz, Bayern-Versicherung und Debeka. Diese großen Vier zeichneten mit 43,4 Prozent beinahe die Hälfte des gesamten Neugeschäfts.
Stornoverhalten
Einigermaßen ruhig blieb es immerhin bei den Storni. Sie liegen trotz allgegenwärtiger Krisen noch immer niedrig und fielen über den gesamten Bestand von 2,59 auf 2,51 Prozent. In der klassischen Lebensversicherung lag die Stornoquote, berechnet auf die Anzahl der Verträge, mit 1,7 Prozent geringfügig über dem Vorjahresniveau von 1,6 Prozent. Die höchste Stornoquote mit 3,4 Prozent (Vorjahr: 3,6 Prozent) verzeichneten fondsgebundene Verträge, gefolgt von Risiko-Lebensversicherungen mit 2,9 Prozent (Vorjahr: 3,0 Prozent).
Das ist auch gut so. Denn würden die Stornoquoten steigen, müssten die Lebensversicherer zunehmend stille Lasten realisieren, um Anleger auszuzahlen. Ende 2021 verfügten die deutschen Lebensversicherer branchenweit noch über stille Reserven in Höhe von 155,9 Milliarden Euro. Doch infolge der Zinswende brachen die Kurse von kaum verzinsten Anleihen im Bestand massiv ein. Zum Jahresultimo 2022 sind aus den stillen Reserven stille Lasten mit einem Volumen von 106,8 Milliarden Euro geworden. Das entspricht 10,3 Prozent der gesamten Kapitalanlagen.
„Da die Zinsen im Jahr 2023 weiter gestiegen sind und ein weiterer Anstieg eher wahrscheinlich ist, könnte sich die Situation bei den Bewertungsreserven noch zuspitzen“, meint Franke.
Als Folge der Zinsentwicklung stürzte die Gesamtreserve-Quote, bei der neben den Bewertungsreserven auch die freie Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) und der Schlussüberschussanteilfonds einfließen, im Branchenschnitt von 19,1 Prozent auf minus 6,2 Prozent ab. Bei 17 Gesellschaften war sie noch positiv, bei den restlichen 60 untersuchten Anbieten bewegt sich das Spektrum zwischen minus 0,1 (Delta Direkt) und minus 28,3 Prozent (Concordia Oeco).
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