Pfleger mit alter Dame: Pflegekräfte in Deutschland werden rar. © picture alliance / photothek | Florian Gaertner
  • Von Sabine Groth
  • 10.04.2024 um 07:16
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Der sozialen Pflegeversicherung drohe ein „Kollaps mit Ansage“, sagte DAK-Vorstandschef Andreas Storm bei der Präsentation des DAK-Pflegereports 2024. Erste Auswirkungen der bislang ausgebliebenen, aber dringend nötigen Reformen im Pflegesystem könnten sich schon sehr bald zeigen, etwa mit steigenden Beitragssätzen ab 2025.

Steigende Kosten, immer mehr Pflegebedürftige und beständig abnehmende Personalressourcen strapazieren das deutsche Pflegesystem. Verschärft wird die Personalproblematik durch Effekte der Babyboomer-Generation: Mit den nahenden Renteneintritten wird die Zahl der Pflege-Fachkräfte signifikant sinken.

„Wir brauchen eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung, um die Pflege mit neuen Versorgungskonzepten zukunftsfähig zu machen“, fordert DAK-Vorstandschef Andreas Storm, zeigt sich aber zugleich skeptisch, ob dies angesichts der Meinungsunterschiede in der Regierungskoalition in naher Zukunft erfolgen wird.

Laut DAK-Pflegereport 2024 schmilzt bundesweit die Arbeitsmarktreserve in der beruflichen Pflege von prognostizierten 2 Prozent im Jahr 2025 bis 2030 auf 0,5 Prozent ab. „Wir haben trotz guter Ausbildungszahlen keinen Puffer gegen die berufsdemografischen Dynamiken in der Pflege“, sagt Pflegeexperte und Studienleiter Thomas Klie. „Ein Ausbau der Personalkapazitäten in der Pflege wird demografiebedingt nicht gelingen. Mithilfe von Wiedereinsteigerprogrammen, Zuwanderung und Qualifizierungsstrategien lassen sie sich bestenfalls stabil halten.“

Personalengpässe mit regionalen Unterschieden

Knapp 22 Prozent des Pflegepersonals müsse bundesweit altersbedingt in den kommenden zehn Jahren ersetzt werden. Gleichzeitig steigt die Zahl der Pflegebedürftigen „Wir schätzen, dass in den nächsten 25 Jahren rund 2,3 Millionen Menschen mehr als heute auf pflegerische Unterstützung angewiesen sein werden“, so Klie.

Bei den Personalengpässen gebe es große regionale Unterschiede, so der Pflegeexperte weiter. In Bayern und Bremen etwa dürfte schon in diesem Jahrzehnt der Kipppunkt erreicht sein und mehr Pflegekräfte altersbedingt aus dem Beruf aussteigen als Pflegeschulabsolventen hinzukommen.

Finanzierungslücke lässt Beiträge steigen

Auf dem Kipppunkt sieht DAK-Chef Storm auch die Pflegefinanzierung. Bereits für das vierte Quartal 2024 zeichnen sich laut Berechnungen im DAK-Pflegereport deutliche Finanzierungslücken ab, die voraussichtlich Beitragssatzerhöhungen noch vor der Bundestagswahl im kommenden Jahr erforderlich machen.

„Das von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach im vergangenen Jahr abgegebene Versprechen einer zumindest kurzfristigen Stabilisierung der Pflegefinanzen bis zum Ende der laufenden Wahlperiode ist wohl nicht mehr zu halten“, fürchtet Storm, der sich ebenfalls um die künftige Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung sorgt.

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Sabine Groth

Sabine Groth schreibt seit über 20 Jahren schwerpunktmäßig über Geldanlage sowie weitere Finanz- und Wirtschaftsthemen, seit 2009 als freie Journalistin. Zu ihren Auftraggebern zählen vor allem Fachmagazine und -portale.

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