- Von Redaktion
- 12.05.2020 um 12:04
Und dann ist ja der garantierte Rentenfaktor ein hoch zu bewertendes Kriterium. Da hat es die WWK fertiggebracht, in der Vermittlerschaft die Botschaft festzusetzen, dass man selbst den höchsten und härtesten Garantiefaktor hat. Ersteres stimmt schon mal nicht (mehr), denn bei einem heute 35-jährigen Riester-Starter mit Ablauf zum 67. Lebensjahr liegt die WWK bei 26,45 (bei Lebensalter 65: 25,53) und die Condor (Congenial Riester garant) bei 27,33.
Hoher Rentenfaktor von 29
Offiziell spricht die WWK davon, dass sie bei allen Verträgen den Rentenfaktor 29 hat und das Marktspitze sei. Da es nicht diesen EINEN Rentenfaktor gibt, sondern das unter anderem vom Renteneintrittsalter abhängt, fühlt man sich als Marktteilnehmer schon veräppelt bei solchen Aussagen. Zum anderen plädiere ich beim garantierten Rentenfaktor sowieso für eine differenzierte Betrachtung. Das ist, wie so oft, nur eine isolierte Zahl. Und eine harte Garantie ist nur so viel Wert, wie es der Geschäftsbericht des Versicherers im gesamten Rentenbezug hergibt. Hier sprechen wir über manchmal 30 Jahre oder länger. Und noch viel entscheidender: Da sich der Rentenfaktor am Vertragsvermögen bemisst, kommt es doch zuallererst darauf an, wie viel Geld im Vertrag am Ende der Aufschubphase drin ist!
So, und hier kommen nochmal die Kosten ins Spiel. Und auch das weiß inzwischen jeder, dass die WWK da kein Kind von Traurigkeit ist. Um die Tragweite festzustellen, sind hier einmal wahllos, beispielhaft und nicht marktrepräsentativ einige Positionen aus den Produktinformationsblättern von vier Riester-Anbietern tabellarisch erfasst.
Jetzt ist es auch hier so, dass jede Kennziffer separat betrachtet werden muss. Zum Beispiel wird der maximale Prozentsatz auf das Vertragsvermögen meistens nicht annähernd ausgeschöpft – aber er könnte es werden. Und bei der WWK ist es halt schon so, dass es kostengünstige ETFs nach wie vor nicht gibt, was diese folgenschwere Kostenposition de facto hochhält. Frappant sind auch die so unscheinbar daherkommenden 2,8 Prozent für die ausbezahlten Renten. Das sind 1,3 Prozent mehr als üblich. Bei einer Monatsrente von 500 Euro sind das 78 Euro jedes Jahr mehr an Kosten als bei fast allen anderen. Anders ausgedrückt: fast 87 Prozent! Aber da ist ja die hohe Aktienquote, die alles ausgleicht, siehe oben…
Zu den Bilanzkennzahlen muss man auch noch was sagen. Die WWK lobt nämlich selbst und ständig ihre hohe Eigenkapitalquote. Und die liegt wirklich um das Sechsfache über dem Durchschnitt. Was ärgerlich dabei ist, ist, dass man unterstellt, eine hohe Eigenkapital-Quote sei einfach nur gut. Und eine hohe Eigenkapitalquote kann natürlich ein Hinweis für Sicherheit und hohe Ertragskraft sein. Aber bei Versicherern auch ein Indiz für eine spärliche Beteiligung der Kunden an Überschüssen.
Fazit: Die WWK hat offenbar das beste iCPPI der Welt, die höchsten Kosten und eine recht eigenwillige Art, das alles zu kommunizieren. Es ist kompliziert.
6 von 10 Punkten
Über den Autoren
Christian Geier, Jahrgang 1974, ist Vorstand bei der FP Finanzpartner AG und dort unter anderem zuständig für die Produktauswahl und Sicherung der Beratungsqualität. Zudem leitet er dort das umsatzstärkste Ressort „Personenversicherungen“. Der promovierte Kultur- und Betriebswirt berät dabei immer noch seine eigenen Kunden und lebt und arbeitet im niederbayerischen Straubing.
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